Streit um Kündigung:Showdown in der Schrannenhalle

Lesezeit: 2 min

Erst Freunde, dann Feinde: Besitzer Thannhuber kündigt dem neuen Betreiber Lochbihler zum 18. September - jetzt entscheiden die Richter.

Astrid Becker

Einst waren sie beste Geschäftsfreunde, nun sind sie erbitterte Feinde: der jetzige Betreiber der Schrannenhalle, Jürgen Lochbihler, und Halleninvestor Klaus Thannhuber. Seit längerem schon haben die beiden Herren das Kriegsbeil ausgegraben, jetzt ist ihr Streit eskaliert: Die Eigentümerin und Vermieterin, die Schrannenhalle GmbH & Co. KG, deren Geschäftsführer Thannhuber ist, hat den Mietvertrag mit Lochbihlers Firma "Gastronomie und Kultur GmbH" außerordentlich gekündigt und droht mit gerichtlicher Räumung, falls die Halle nicht zum 18. September übergeben wird.

Die Eigentümerin und Vermieterin, die Schrannenhalle GmbH & Co. KG, hat den Mietvertrag mit Lochbihlers Firma "Gastronomie und Kultur GmbH" außerordentlich gekündigt. (Foto: Foto: dpa)

Erst am vergangenen Wochenende hatte Lochbihler die Schranne nach wochenlangem Umbau mit rauschenden Partys wiedereröffnet, nun könnte bald schon wieder Schluss sein. Thannhubers Anwalt Michael Scheele hat gestern, Punkt 10.30 Uhr, das Mietverhältnis mit Lochbihlers Firma außerordentlich gekündigt. Als Grund nannte Scheele "totalen Vertrauensverlust, verursacht durch mehrere Maßnahmen der Mieterin beziehungsweise des Herrn Lochbihler".

"Vorsätzliche Rufschädigung"

Dabei geht es vor allem darum, dass Lochbihler Insolvenzantrag gegen seine Vermieterin, die Schrannenhalle GmbH & Co. KG gestellt hat und die Abendzeitung groß darüber berichtete. Dies wertet Scheele als "vorsätzliche Rufschädigung", zumal das Insolvenzgericht diesem Antrag bereits wenig Erfolgsaussichten bescheinigt habe.

Man stecke mitten in Verhandlungen mit Investoren, die bereit und in der Lage seien, die Schranne zu übernehmen und endgültig in ruhiges Fahrwasser zu bringen, so der Anwalt: "Was sollen die denken, wenn die in der Zeitung lesen, die Firma, für die sie sich interessieren, sei insolvent? Die Schrannenhalle GmbH & Co. KG ist nicht überschuldet."

Ein vertragskonformes Verhalten Lochbihlers sei nicht mehr zu erwarten. Um weiteren Schaden abzuwenden, Gläubigern, Investoren und dem Münchner Publikum Ruhe und Planungssicherheit zu verschaffen, sei die sofortige Beendigung des Mietverhältnisses unerlässlich gewesen.

Lochbihler nennt das Ganze "eine weitere Posse der Vermieterin und der hinter ihr stehenden Personen". Er nennt die Kündigung "bedauerlich und rechtswidrig", nehme sie aber "nicht ernst", weil keinerlei Grund dafür bestehe: "Die Vermieterin sollte einsehen, dass auch sie an geltendes Recht gebunden ist." Daher werde er Schadensersatzansprüche prüfen lassen und jene gegebenenfalls auch entschieden verfolgen, so Lochbihler in einer Pressemitteilung.

Mehr als 1000 bauliche Mängel

Der SZ sagte er darüber hinaus, er habe den Insolvenzantrag gegen seine Vermieterin gestellt, weil Thannhuber als Hallenbesitzer kein Interesse gezeigt habe, die mehr als 1000 baulichen Mängel an dem Bauwerk zu beseitigen.

Mindestens 400.000 Euro müssten investiert werden, so Lochbihler. Geld, das Thannhuber aber nicht aufbringen will, weil - laut Scheele - Lochbihler die Halle im jetzigen Zustand "ohne Gewähr" übernommen und deshalb kein Recht habe, eine Mängelbeseitigung zu fordern.

Lochbihler geht indessen davon aus, dass die finanziellen Mittel für diese Mängelbeseitigung fehlen - anderenfalls hätte er den Antrag nicht gestellt. Er will das Mietverhältnis jedenfalls fortführen: "Ich würde mich darüber freuen, wenn endlich ein solventer und solider Investor käme und die Halle für rund 30 Millionen kaufen würde. In den vergangenen sechs Monaten war jedenfalls niemand da, um sie anzusehen." Über Lochbihlers Zukunft in der Schrannenhalle werden nun wohl die Richter zu entscheiden haben.

© SZ vom 20.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: