Konzert in München:Sting auf dem Tollwood-Festival: "Danke Munich"

Lesezeit: 2 min

Sting in der ausverkauften Tollwood-Musik-Arena. (Foto: Alexander Scharf)

Nach zweimaliger pandemiebedingter Verschiebung gibt Sting auf dem Tollwood in München ein Konzert - und überzeugt mit phänomenal gutem Musikhandwerk ohne Effekthascherei.

Von Andreas Pernpeintner

Zweimal war das Sting-Konzert auf Tollwood pandemiebedingt verschoben worden. Heuer hätte es das zentrale Ereignis des Festivals sein können, wäre Gitarrenaltmeister Jeff Beck neulich nicht mit Schauspieler Johnny Depp als musikalischem Sidekick aufgekreuzt, dessen Medienwirksamkeit derzeit kaum zu toppen ist. In diesem geschmackvollen Sting-Konzert aber spielt Depp keine Rolle. Effekthascherei gibt es keine. Dafür phänomenal gutes Musikhandwerk.

Man kann nicht sagen, Sting wäre ein sonderlich charmanter Kommunikator mit seinem Publikum. Fraternisiert wird kaum. Das ist aber einerlei, denn erstens packt Sting - "Danke Munich" - sehr wohl die Geschichte aus, wie ihm das Riff zur "Police"-Nummer "Walking on the Moon" einst in einem Münchner Hotel einfiel (was für den Song zwar völlig egal ist, aber einem doch irgendwie das Herz wärmt), zweitens braucht das Publikum in der ausverkauften Musikarena keine herzliche Einladung, um bei vielen Songs fast beseelt mitzusingen. Stings Sohn Joe Sumner hat zunächst mit einer Halbakustikgitarre schöne Songwriter-Klänge und anmutige Kopfstimmen-Töne ins große Zelt gesandt. Sobald dann Sting selbst - drahtiger wirkend als der Sohn - die Bühne betritt, herrscht die Atmosphäre eines musikalischen Hochamts. Und der Brite, als einziger in der durchweg schwarz gewandeten Band in leuchtend rotem T-Shirt, liest die Messe.

Festival im Olympiapark
:Ein Traum in einer lauen Sommernacht

"Silbermond", "2Raumwohnung" und "Culcha Candela" sorgen beim diesjährigen Sommernachtstraum für musikalische Höhepunkte - das große Feuerwerk verwandelt den Himmel zum Abschluss in ein Lichtermeer.

Von Klára Mayer

Was sofort auffällt, ist der herrlich transparente Klang dieser Band. Allzu oft wird im Rahmen großer Rockkonzerte ja derart basslastig gemischt, dass noch die markantesten Songs ihre Prägnanz verlieren. Nicht hier. Manchmal sieht man Sting mehr Bassspielen, als dass man ihn bewusst hört - was angesichts der in Würde gealterten Fender-Bassgitarre ein schöner Anblick ist und daran liegt, dass Sting nicht nur ein filigraner Songwriter und Sänger, sondern auch ein sehr feinfühliger Bassist ist. So schlendert der "Englishman in New York" elegant federnden Schritts daher. So bekommen die Arrangements Atemluft. So bleibt Raum für die hübschen Melodien von Mundharmonikaspieler Shane Sager, für ein Gesangsduett mit Background-Sänger Gene Noble und für die seidigen Gitarrensoli von Dominic Miller, der seit Jahrzehnten an Stings Seite spielt.

Damit soll nun keineswegs gesagt sein, es würde knapp zwei Stunden lang Sanftmut zelebriert. Durchaus wird auch kraftvoll hingelangt. Bei "Roxanne" zum Beispiel, dem ersten Zugabenstück. Doch schiere Lautstärke ist dabei nie entscheidend. Ausdrucksintensität entsteht durch Stings Vergnügen, mit klanglicher Verdichtung und Entspannung Kontraste zu erzeugen und dadurch lebendig zu musizieren. Dazu passt auch die kreative Spielfreude, mit der seine Band und er "So Lonely" mit Bob Marleys "No Woman, No Cry" durchwirken, viele andere Songs nahtlos zusammenspannen und so ein wunderbares Konzert der großen Erzählbögen hervorzaubern.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusQueere Kommunalpolitik
:"Immer öfter heißt es jetzt: Was wollt ihr denn noch?"

Seit fünf Jahren können gleichgeschlechtliche Paare heiraten. Zwei lesbische Stadträtinnen und zwei schwule Stadträte sprechen darüber, was das für sie verändert hat, warum queerpolitisch immer noch viel zu tun ist - und weshalb Symbole nicht genug sind.

Von Anna Hoben (Interview) und Florian Peljak (Fotos)

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: