Starnberger See:Kaum noch Hoffnung für vermissten Ruderer

Lesezeit: 2 min

  • Der 13-jährige Schüler aus München, der am Sonntagnachmittag an einem Rudertraining am Starnberger See teilnahm, wird immer noch vermisst.
  • Sein Boot wurde leer treibend etwa 200 Meter südlich des Restaurants "Undosa" vor Starnberg entdeckt.
  • Die Polizei geht davon aus, dass der Ruderer ertrunken ist.

Von Christian Deussing, Starnberg

Die zwei Frauen starren hinaus auf den Starnberger See. Sie sitzen am Montagvormittag auf einer Bank des Münchener Ruder-Clubs (MRC) in Starnberg und können das Unglück vom Vorabend nicht fassen. Seitdem wird ein 13-jähriger Schüler aus München vermisst, der am Sonntagnachmittag an einem Rudertraining auf dem See teilgenommen hatte. Erst danach bemerkten Betreuer, dass der Jugendliche fehlte. Sein acht Meter langes, schmales Einer-Rennboot wurde wenig später leer treibend etwa 200 Meter südlich des Restaurants "Undosa" vor Starnberg entdeckt. Sofort wurde eine groß angelegte Suchaktion gestartet - mit zwei Hubschraubern und mehr als zehn Einsatzbooten von Polizei, Feuerwehr, Wasserwachten und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Auch etliche Suchhunde wurden an der Aktion beteiligt. Bis 2.40 Uhr in der Nacht dauerte der Einsatz der insgesamt 150 Helfer auf dem Starnberger See und an den Ufern.

Die intensive Suche nach dem Vermissten, der nur leichte Sportkleidung trug, wurde am Montagmorgen mit einem Sonargerät fortgesetzt, um den Schüler unter Wasser eventuell zu orten. Doch von dem 1,93 Meter großen Münchner fehlte auch am späten Montagnachmittag noch immer jede Spur. Auch die vage Hoffnung, der schlanke Ruderer hätte es im nur acht Grad warmen Wasser schwimmend zum Ufer geschafft, hat sich zerschlagen. Man müsse unter den "bisherigen Umständen" davon ausgehen, dass der Ruderer ertrunken sei, sagte ein Polizeisprecher.

Vermisster hatte wenig Erfahrung im Rudern

Eine ähnlich große Vermisstensuche hatte es am Starnberger See zuletzt vor fünf Jahren gegeben: Ein 44-jähriger Segler war nachts vor Tutzing nach einer Feier über Bord gegangen - der Münchner wurde bis heute nicht gefunden. Der Mann gehört zu den mehr als 20 Vermissten, die nie wieder im Starnberger See aufgetaucht sind. Es waren Segler, Schwimmer und Taucher.

Der Jugendliche, nach dem nun gesucht wird, sei ein Anfänger gewesen und habe erst im vergangenen September mit dem Rudersport begonnen, berichtet Starnbergs Polizeichef Bernd Matuschek. Das Rennboot war unbeschädigt, nur etwas Wasser befand sich darin. Die Beamten nehmen an, dass das Boot bei böigem Ostwind abtrieb. Noch ist aber unklar, was genau im nördlichen Gebiet des Sees passierte. Die Vernehmungen dauern an, die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck ist eingeschaltet. Die Ermittler versuchen, sich jetzt ein Bild von dem Geschehen zu machen. Die Kripo wird hierbei bestimmte Fragen stellen: Zum Beispiel, wo sich der 13-Jährige in der Trainingsgruppe genau befand, ob die Aufsichtspflicht womöglich verletzt wurde, ob genügend Betreuer bei der Gruppe waren und ob vielleicht fahrlässig gehandelt wurde.

Ruder-Club ist betroffen

Beim traditionsreichen Münchener Ruder-Club von 1880 herrscht tiefe Betroffenheit. "Wir sind sehr bestürzt", sagte ein Vorstandsmitglied. Auf der MRC-Homepage steht, dass der Vorstand und die Mitglieder des Clubs "derzeit gemeinsam auf einen glücklichen Ausgang der Rettungsmaßnahmen" hofften. Die Gedanken seien bei der Familie des Sportkameraden.

Dem Verein zufolge war der 13-Jährige als Gast einer "Sportarbeitsgemeinschaft im Schülerrudern" aktiv gewesen - und hatte am Trainingsbetrieb teilgenommen. Weiter heißt es in der Erklärung des Clubs, dass der jugendliche Sportler zuletzt in Ufernähe gesehen worden sei und sich somit "verschiedene Möglichkeiten über Unglücksverlauf und mögliche Rettungsszenarien" ergeben würden.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: