Kultroller Vespa:Vom "Entlein" zur geliebten Wespe

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Ein Vespa-Corso auf der Leopoldstraße in München. (Foto: Sebastian Gabriel)

Wie die Vespa die Straßen Europas eroberte - und dabei auch einen Beitrag zur Emanzipation beitrug.

Von Peter Haacke, Starnberg

Ein Millionenpublikum begeisterte sich 1953 für "Ein Herz und eine Krone": Die Filmromanze mit der bezaubernden Audrey Hepburn und Gregory Peck in den Hauptrollen hatte jedoch noch einen weiteren Akteur, der weltweit zu Ruhm kommen sollte: die Vespa. Ein Gefährt, das Italien mobil machte, irgendwie für "dolce vita" stand und womöglich sogar einen entscheidenden Beitrag zur Emanzipation junger Frauen leistete: Nie zuvor hatte es einen Film gegeben, in dem eine Prinzessin Motorroller fährt.

Das Konzept des praktischen Gefährts entstand kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs: Ein Flugzeugingenieur entwickelte die Vespa 1946 im Auftrag von Enrico Piaggio, indem er von einem sitzenden Menschen ausging und drumherum die Technik des Zweirades anordnete. Die Ur-Vespa "98" - Spitzname "Paperino" (Entchen) - sollte einfach, sparsam und leicht fahrbar sein. Als Piaggio den Prototyp sah, soll er ausgerufen haben: "Er sieht aus wie eine Wespe!" Hinzu kam das knatternde Zweitakter-Geräusch - die Vespa war geboren. Sie zählt bis heute zu den weltweit bekanntesten und beliebtesten Rollertypen.

In "Ein Herz und eine Krone" von 1953 - original "Roman Holiday" - spielen Audrey Hepburn und Gregory Peck eine Prinzessin und einen Journalisten: Eine Geschichte, die ein Millionenpublikum begeisterte und einen weiteren Star hatte: die Vespa. (Foto: Courtesy Everett Collection/imago images)

Im Nachkriegs-Italien erwies sich die Vespa als unentbehrliches Nahverkehrsmittel. Zwar verfügte der Roller anfangs nur über 3,2 PS, was für 60 Stundenkilometern reichte. Doch schon die zweite Serie (1953) - eine 125er mit fünf PS und oben montiertem Scheinwerfer - erreichte 75 Stundenkilometer. Weitere Neuerungen und Verbesserungen folgten im Lauf der Jahrzehnte, insbesondere im Hinblick auf Motorenvielfalt, Leistung und Ausstattungsvarianten. Ob als Rally, Super, Sprint, GS oder Primavera - die Vespa war so erfolgreich, dass sie in die ganze Welt exportiert wurde oder als Lizenz-Nachbau gefertigt wurde. Das französische Militär orderte in den 1950er-Jahren sogar eine Spezial-Version des simplen, aber soliden Zweirads für Fallschirmspringer zur Panzerabwehr.

Die Vespa, die bis heute produziert wird, hat Kultstatus. Viele Vespa-Fahrer bezeichnen sich als "Vespisti". Liebhaber zahlen für extrem rare Exemplare bis zu 250 000 Euro, Neufahrzeuge beginnen aktuell bei etwa 4000 Euro, aktuelles Top-Modell ist die GTV. Zur Auswahl stehen Roller mit 50, 125 und 300 Kubikzentimetern Hubraum, in der höchsten Leistungsstufe mit 23,8 PS aus einem Einzylinder-Viertakter. Insbesondere Fahranfängerinnen und -anfänger begeistern sich für den ewig jungen Motorroller, der mittlerweile auch als E-Modell angeboten wird. Bis heute entstanden knapp 20 Millionen Fahrzeuge. Nur eine Endverwertung der Vespa als Espresso-Maschine - das gab es bislang noch nicht.

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