Toter Mann im Bach:69-Jährige übersieht Fußgänger

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Mit Blutspritzern am demolierten Auto tauchte eine Frau an der Tankstelle auf. Der Tankwart informierte die Polizei. Sein Verdacht bestätigte sich: Die Münchnerin hatte einen Mann überfahren.

C. Deussing

Eine 69-jährige Frau hat am frühen Sonntagabend in der Dunkelheit einen Rentner aus Höhenrain überfahren und dabei tödlich verletzt. Die Starnberger Polizei fand knapp eine Stunde später die Leiche im Mühlbrunnenbach an der Bachhauser Straße bei Höhenrain. Der 76-jährige Mann lag mit dem Gesicht nach unten im Wasser und war offensichtlich durch die Wucht des Aufpralls in den angrenzenden Bach geschleudert worden.

Eine 69-jährige Frau hat in der Dunkelheit einen Rentner überfahren und dabei tödlich verletzt. Die Starnberger Polizei fand die Leiche im Mühlbrunnenbach bei Höhenrain. (Archiv)  (Foto: dpa)

Die Autofahrerin aus München war gegen 17.45 Uhr auf der Esso-Tankstelle in Berg aufgetaucht, wo sie um Hilfe bat - aber unter Schock zunächst keine konkreten Angaben machen konnte. Dem Tankwart war zugleich die erheblich beschädigte Windschutzscheibe und rechte Front des Autos aufgefallen. Der Angestellte verständigte die Polizei, weil er vermutete, dass die Frau jemanden angefahren hat. Die Beamten entdeckten kurz darauf Haare und Blutspuren am Wagen. Die Frau führte die Streife dann zu dem Ort, wo sie "einen Schlag" am Fahrzeug bemerkt hatte. In der Bachhauser Straße wurde der rechte Außenspiegel und wenig später der verunglückte Fußgänger gefunden.

Laut Polizei wird jetzt gegen die Fahrerin wegen "fahrlässiger Tötung und Unfallflucht" ermittelt. Die 69-Jährige ist aber am Montag noch nicht vernehmungsfähig gewesen und lag noch auf der Intensivstation. Den Führerschein musste die Münchnerin vorläufig abgeben. An deren Auto entstand ein Schaden von rund 3000 Euro, das Fahrzeug wurde beschlagnahmt.

Den genauen Hergang müsse nun ein unfallanalytisches Gutachten klären, sagte Starnbergs Polizeichef Norbert Reller. Außerdem erhoffe man sich weitere Erkenntnisse nach der Obduktion in der Rechtsmedizin. Denn bislang ist unklar, ob der dunkel gekleidete Spaziergänger der Autofahrerin auf der rechten Straßenseite aus Richtung Höhenrain entgegengekommen oder von hinten von dem Kombi erfasst worden war. Die Ermittler wollen zudem wissen, ob der Mann beim Aufprall sofort starb oder schwerverletzt im Bachgraben ertrunken ist.

Nach dem schweren Verkehrsunfall zwischen dem Georgiweg und Lärchenweg waren Polizisten stundenlang in Höhenrain und der Umgebung unterwegs, um die Identität des toten Mannes zu klären. In der Nacht zum Montag machten sie schließlich die Ehefrau des verunglückten Rentners ausfindig, die ihren Ehemann am Abend bereits vermisst hatte.

Ein ähnlicher Unfall hatte sich am 20. Dezember 2008 in Herrsching ereignet. Damals überfuhr eine 24-jährige Frau ebenfalls am frühen Abend einen 75-jährigen Fußgänger, der leblos erst am nächsten Morgen von einem Spaziergänger im Graben an der Rieder Straße entdeckt worden war. Die Autofahrerin aus Herrsching hatte sich laut Polizei unerlaubt vom Unfallort entfernt und nur ihren 21-jährigen Freund informiert, der wiederum seine Eltern verständigte. Danach besichtigten die Vier die Unfallstelle, ohne die Polizei zu verständigen. Erst die Mutter der Unfallfahrerin hatte dies am nächsten Tag getan.

© SZ vom 16.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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