Konditorei:Süße Kunst

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Das Petite Amelie verkleinert sich. Isabell König, Monika Wiekert, Anja Knoll (v. li.) backen aber weiter - jetzt nur auf Bestellung. (Foto: Nila Thiel/Nila Thiel)

Monika Wiekert betreibt die Patisserie "Petite Amelie" in Gauting. Ihre Spezialität sind ausgefallene und witzige Tortenkreationen, ob in Busform oder mit Geweih. Künftig fertigen sie und ihre beiden Mitarbeiterinnen ausschließlich auf Bestellung.

Von Sabine Bader, Gauting

Es sind verführerische Kunstwerke, die Monika Wiekert und ihre beiden Mitarbeiterinnen in ihrer Backstube kreieren: Torten für Anlässe aller Art. Ob Hochzeit, Taufe, Kommunion, Geburtstag oder gar Scheidung - Anlässe zum Schnabulieren gibt es immer. Apropos Geburtstag. Heutzutage wird oft der erste Geburtstag des Kindes besonders groß gefeiert, weiß die 35-Jährige aus Erfahrung. "Das kommt aus dem Amerikanischen."

Seit acht Jahren hat sie die Patisserie "Petite Amelie" mit Café in der Starnberger Straße in Gauting. Namensgeberin war ihre Tochter Amelie, die damals ein Jahr alt war. "Anfangs war ich total froh aus der Backstube rauszukommen", erinnert sie sich. Jetzt sei sie wieder ganz glücklich in der Backstube. Das spielt vielleicht mit eine Rolle, dass sie jetzt den Kaffeehausbetrieb aufgibt und sich ganz auf das Bestell- und Liefergeschäft konzentriert.

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Vom Notnagel zum Renner

Was in der Corona-Pandemie als Notnagel begann, macht längst den Hauptumsatz ihres Betriebs aus: die Torten auf Bestellung. Denn mit dem Virus brach damals der Umsatz stark ein. Die Leute trauten sich kaum noch aus dem Haus. Ein Treffen zum Plaudern bei Kaffee und Kuchen war absolut tabu. In dieser Zeit verlegten sich die drei Konditorinnen auf Kuchenbestellungen - es funktionierte erstaunlich schnell und erstaunlich gut.

Und die Damen sind kreativ. Wenn ein Kunde gar keine Idee hat, wie seine Torte verziert sein soll, dann ist Einfallsreichtum gefragt. Viele Kunden kommen aber schon mit ungefähren Vorstellungen, etliche haben sich im Internet Anregungen geholt. Da muss dann aus Zuckermasse mal eine Geige, mal eine Mickey Mouse geformt oder ein Blumenbouquet kreiert werden. Es gibt Füllungen wie Mango-Maracuja-Creme, Erdnusskaramell-Creme, Schokomousse-Mohn-Cassis, Himbeer-Creme oder Joghurt-Zitronen-Mousse. Danach kommt meist die Kuvertüre zum Einsatz. Selbstverständlich können Torten aus dem Haus "Petite Amelie" auch etliche Stockwerke haben.

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Isabell König, Monika Wiekert und Anja Knoll backen Tortenkreationen mit Blumen,...

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...in Busform,...

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...für ganz bestimmte Anlässe,...

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...zu verschiedensten Themen,...

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...in unterschiedlichen Formen,...

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...mit diversen Motiven,...

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...Mustern,...

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...Details...

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...und ausgefallener Dekoration,...

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...zum Beispiel für einen Geburtstag. Fotos: Petite Amelie

An guten Tagen kommen 25 Tortenbestellungen

Für eine Torte mit 26 Zentimetern Durchmesser muss man im Durchschnitt schon 50 Euro hinblättern. Die günstigste Torte kostet 30 Euro, die teuerste hat Wiekert für sage und schreibe 1000 Euro verkauft. Es war eine fünfstöckige Hochzeitstorte. Heute gehen an schlechten Tagen zwei und an guten 25 Tortenbestellungen bei ihr ein. Da heißt es backen und rühren, was das Zeug hält. An den "guten Tagen", wie sie es nennt, ist darum schon um sechs Uhr morgens in der Backstube Betrieb.

Wiekert hat heuer ihr 20. Konditorinnenjubiläum, seit 2008 trägt sie den Meistertitel. Ihre Mitarbeiterin Isabell König, 34, ist ebenfalls Meisterin. Wiekert hat sie selbst ausgebildet. Und Gesellin Anja Knoll, die ebenfalls 34 Jahre alt ist, "arbeitet auf Meisterniveau", sagt die Chefin. Die drei sind ein eingespieltes Team. Daran werde sich auch nach der Schließung des Cafés nichts ändern. "Wir bleiben zusammen".

Das Team freut sich jetzt darauf, dass seine Arbeit planbarer wird. Man muss nicht immer sechs bis sieben Kuchen und Torten in der Theke zur Auswahl für die Kunden haben. Gebacken wird künftig, was bestellt ist. Auch die festen Öffnungszeiten fallen weg. Für Wiekert bedeutet dies schlicht mehr Freiheit und vielleicht auch etwas mehr Freizeit. Denn sie hat mit ihrem Mann Andreas, der Küchenchef in der Klinik Bad Heilbrunn ist, zwei gemeinsame Kinder: Amelie ist neun Jahre alt und Paulina zwei. Sie hofft künftig mehr Zeit für ihre beiden Mädchen zu haben. Aber eines ist ihr klar: Auch das Bestellgeschäft nimmt viel Zeit in Anspruch. "Ohne meine Mutter würden wir das gar nicht hinkriegen", sagt sie. "Ohne die Familien im Hintergrund hätten wir keine Chance." Und da kommt die Oma auch schon zur Kaffeehaustür herein und nimmt ihr Töchterchen Paulina ab, die nur allzu gern mit der Oma in Gauting bummeln geht.

Die Backstube bleibt im Haus

Vor Corona hatte sie im Laden noch sechs kleine Tische. Die fielen dann weg. Von da an konnten die Kunden nur noch draußen im Vorgarten an der Durchgangsstraße Platz nehmen. Kein besonders lukrativer Ort. Vor allem ist es laut. "In Schwabing sitzen die Leute auf der Straße", sagt Wiekert, "in Gauting nicht". Seit Ausbruch der Pandemie ist auch das kleine Café, das sie zusätzlich im Altenheim Marienstift betrieb, dicht. "Die Auflagen waren zu streng."

An den Samstagen plant Wiekert künftig Sonderaktionen - etwa kleine Sortimente mit Macarons oder Eclairs. Im Advent sind auch Aktionen mit besonderen Lebkuchenkreationen geplant. Die bestellten Torten können die Kunden weiterhin im jetzigen Kaffeehaus-Gebäude, das Wiekerts Bruder gehört, abholen. Auch die Backstube bleibt im Keller des Hauses. Aber das Gebäude selbst soll umgebaut und das Ladengeschäft neu vermietet werden. Im Obergeschoß sind Wohnungen geplant.

Ach ja, eine kleines Geheimnis sei auch noch verraten: Die Lieblingstorte des Dreierteams im "Petite Amelie" ist eine Bananentorte mit Banana-Frischkäse-Creme.

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