Gastroszene am Ammersee:Indisch essen nach europäischem Geschmack

Lesezeit: 3 min

Dhanraj Barde (links) und Priti Deshmukh führen das "Taj Mahal" in Utting, der Chefkoch ist Kamal Kishore. (Foto: Nila Thiel)

Priti Deshmukh und Dhanraj Barde haben den Wittelsbacher Hof in Utting übernommen und führen auch einen Teil des Hotels weiter.

Von Carolin Fries, Utting

Eigentlich waren nur sechs Monate geplant. So lange wollte Dhanraj Barde im Jahr 2014 für sein Praktikum in Schondorf bleiben. Doch zurück nach Indien reist er seither nur noch, um seine Familie zu besuchen. Das Ammersee-Westufer ist die neue Heimat des Elektroingenieurs geworden. "Es ist wie Urlaub hier", sagt er. Zusammen mit seiner Frau Priti Deshmukh, die 2017 nach Deutschland nachreiste, will er nun vielmehr ein Stück Indien in das Fünfseenland holen: In dieser Woche eröffnen die beiden offiziell ihr Restaurant "Taj Mahal" im Hotel Wittelsbacher Hof in Utting.

Vor Weihnachten haben sie den Probebetrieb aufgenommen. Die Tische sind elegant eingedeckt, gelbe Stoffbahnen und rote Rosen bringen frische Farben in das Ammersee-Stüberl oder die alte Gaststube. Auch die Vorhänge sind neu, ebenso die indischen Deko-Artikel auf den Fensterbrettern und an den Wänden. In den Türen und Durchgängen baumeln goldene Kerzenhalter mit Teelichtern, im Eingang begrüßt die Gäste eine mannshohe Bronzefigur aus Indien.

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Das Ehepaar hat im wahrsten Sinne frischen Wind in die ehemalige bayerische Traditions-Gaststätte gebracht, die zuletzt leer stand. Für die Nachfolge soll es laut Barde mehrere Bewerber gegeben haben mit verschiedenen Konzepten und internationalem Speiseangebot. Dass sich die Eigentümer für die indische Küche entschieden haben, freut das junge Paar aus Schondorf. Sie haben sich viel vorgenommen, wenngleich nicht alles auf einmal geht. Zu groß ist das Haus mit 120 Plätzen im Restaurant und 85 im Biergarten sowie zwei Festsälen. Darum - "und weil wir die Vorgeschichte wahren wollen" - habe ihr Restaurant auch den Zusatz "im Wittelsbacher Hof". Der Brauereivertrag mit Ayinger wurde beibehalten.

Vorrangig soll es den Gästen schmecken, sagt Priti Deshmukh. Die 31-Jährige hat nach einem Studium in Indien in der Gastronomie eine Ausbildung gemacht und sowohl in ihrer Heimat als auch in München Erfahrungen in Restaurants gesammelt. Sie liebt die variantenreichen Masalas, die Gewürzmischungen aus ihrer Heimat. "Anfangs war mir alles zu scharf, was sie gekocht hat", erzählt Dhanraj Barde und lacht. Er habe sich eben schnell an das deutsche Essen gewöhnt. Seine Frau wiederum habe ihre Kochkünste dem europäischen Geschmack angepasst. Sie kredenzt zum Beispiel verschiedene Currysaucen, zu ihren Spezialitäten gehört außerdem ein Dessert aus geriebenen Karotten mit Mandeln und Pistazien, Gajar Halwa genannt. Drei Köche aus Indien hat sie für die Küche geholt, Ehemann Dhanraj Barde half beim Bewältigen der bürokratischen Hürden vor deren Einreise.

Chefkoch Kamal Kishore (Mitte) mit Helfern in der Küche. (Foto: Nila Thiel)
Ein Doppelzimmer im Hotel kostet etwa 120 Euro pro Nacht. (Foto: Nila Thiel)
Vom Hotelzimmer aus ist der Ammersee zu sehen. (Foto: Nila Thiel)

Personal zu finden, sei kein Problem, sagen die beiden Wirte. Viel schwieriger sei es, bezahlbaren Wohnraum für die Mitarbeiter aufzutreiben. Darum wohnen die Köche aktuell noch im Hotel, welches das geschäftstüchtige Ehepaar ebenfalls zum Teil angemietet hat. Drei der 16 Hotelzimmer sind damit vorläufig belegt. Doch auch die anderen Zimmer, zum Teil mit Seeblick, werden immer wieder gebucht. Etwa 120 Euro kostet das Doppelzimmer für eine Nacht. Man werde sehen, ob und wann man gegebenenfalls weitere Teile des Hotels übernehme, etwa das Hallenbad und die Sauna. Beides müsste zuvor allerdings aufwendig saniert werden.

Zunächst haben die Gastronomen aus Schondorf in die Küche investiert. Den vorhandenen Induktionsherd haben sie gegen einen Gasherd getauscht und zudem einen traditionellen Tandoori-Lehmofen einfliegen lassen. "Nur damit kann man original indisch kochen", sagt Weerasinghe Diyantha, der das Management übernommen hat. Das Naan-Brot etwa werde auf den heißen Steinen gebacken, mariniertes Fleisch über der Holzkohle gegrillt. "Dabei braucht es kein Fett", sagt Diyantha, weshalb das Essen sehr gesund und bekömmlich sei. Gemüse und Reis als Beilagen stünden dem in nichts nach. Wer auf Fleisch verzichten will, kann den hausgemachten indischen Käse Paneer probieren oder eines der rein vegetarischen Gerichte wählen.

Der "Taj Mahal Thali" mit vier verschiedenen Fleischgerichten und zwei Gemüsegerichten. (Foto: Nila Thiel)
Marinierte Hühnerfleischstücke, gegrillt auf dem Tandoori-Ofen. (Foto: Nila Thiel)

Auf der Speisekarte stehen mehr als 100 Gerichte. "Ich berate gerne, wenn Gäste die indische Küche noch nicht kennen", sagt der Restaurant-Manager. Besonders beliebt bei vielen Gästen sind die Thalis; das sind gemischte Teller mit verschiedenen Gerichten. Mittags gibt es ein Menü bestehend aus Suppe, Salat und Hauptgericht für acht bis elf Euro. Alle Speisen können auch abgeholt werden.

Man wolle versuchen, die Preise trotz der erhöhten Mehrwertsteuer beizubehalten, sagt Barde. Momentan hat das Restaurant täglich geöffnet und lediglich am Nachmittag geschlossen.

"Taj Mahal" im Hotel Wittelsbacher Hof, Bahnhofsplatz 6 in Utting, Telefon 08806/920433.

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