SZ-Adventskalender:Die Not von Kindern lindern

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Kickern macht Spaß, hilft aber auch, soziale Konflikte zu lösen. Der SZ-Adventskalender hat damit 2017 einer Gautinger Gruppe geholfen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Auch wenn anerkannt sind, haben es die Kinder von Flüchtlingen im Landkreis Starnberg oft schwer. Wie das Hilfswerk der Süddeutschen Zeitung sie auf ihrem Weg zur Integration unterstützen will.

Von Blanche Mamer, Starnberg

Für die Kinder der jesidischen Familie K. aus Nordirak bedeutete die verhältnismäßig schnelle Anerkennung des Flüchtlingsstatus' zunächst viele Probleme. "Dass sie ihr gewohntes Umfeld verlassen mussten und auf sich allein gestellt sind, ist schon schwer genug. Doch zudem fehlt es an allem, Wohnung, Kleidung, Einrichtung, gesundem Essen; es ist kein Cent übrig für zusätzliches Lernmaterial, für Förderstunden oder die Hausaufgabenbetreuung", sagt die scheidende Leiterin des Arbeitskreises Ausländerkinder (AKAK), Johanna Jonas. Ihr Team hat die Kinder seit der Ankunft im Landkreis betreut. Nach der Anerkennung musste die Familie ihre Zimmer im Containerdorf räumen, kam zunächst in einer kostengünstigen Pension in der Nachbargemeinde unter und lebt jetzt zusammen mit anderen Obdachlosen in zwei Zimmern in einem alten Mietshaus, mit der Toilette auf dem Flur und der Dusche im Keller.

Diese Familie sei kein Einzelfall, sagt die Sozialpädagogin. Der Arbeitskreis Ausländerkinder betreut mittlerweile jährlich etwa 100 Kinder mit Migrationshintergrund der Grundschulen Gauting, Stockdorf, Gilching und Starnberg, einige Kinder haben ähnliche Erfahrungen gemacht, ein zweites und drittes Mal entwurzelt zu werden.

Der Vater K. arbeitet in Schicht, die Mutter, die kaum Deutsch spricht, kümmert sich um die Familie. Drei Mädchen sind richtig fit, begreifen schnell. Sie brauchen zwar Hausaufgabenbetreuung und regelmäßige Unterstützung, doch sie werden wohl ordentliche Zeugnisse heimbringen. Anders sieht es bei Abdul, dem elfjährigen Buben, aus. Er hat ein geistiges Defizit, was Tests gezeigt haben. Er müsste eigentlich auf eine Förderschule, sagt Jonas. Doch es ist kein Platz frei, so dass er doch in einer Regelklasse sitzt. "Er ist willig und ein ganz lieber, er versteht auch mittlerweile ganz gut deutsch, er kann jedoch kaum lesen noch schreiben und wird mühsam mitgezogen. Unser Team versucht, ihn an die Schrift heranzuführen. Der Bub bräuchte eine Person, die ihn ständig begleitet, die sofort sieht, was er kann und was nicht. Doch das ist utopisch."

Trotz des festen Jobs des Vaters reiche das Geld einfach nicht, weder für weitere Förderung noch schulische Extras, wie Arbeitsblätter, Ausflüge mit der Schulklasse, ein Besuch im Tierpark oder im Kindertheater, was ja alles zur Integration beitrage, findet Jonas. Und dafür wird dringend finanzielle Unterstützung gebraucht.

Die Wünsche der Kinder sind bescheiden. Abdul hätte von Herzen gern einen richtigen Fußball, damit er wenigstens mit den andern Buben kicken kann. Die neunjährige Layla malt gern, benötigt Papier und Farben, die kleine Xenia, die in die 2. Klasse geht, braucht dringend neue Winterkleidung. Ihre große Schwester Xheneta, zwölf Jahre alt, besucht die Ganztagsklasse der Mittelschule. Sie wird jetzt nicht mehr vom AKAK-Team betreut, kämpft sich aber durch. Auch sie bräuchte hin und wieder neue Jeans oder einen hübschen Pullover, mal eine Kinokarte oder Geld fürs Hallenbad. Die Kleine ist zwei Jahre alt und daheim bei der Mutter, sie müsste eigentlich möglichst bald in die Krippe, damit sie Deutsch lernt. Doch das ist zu teuer.

Kinder in Not zu unterstützen, dabei zu helfen, Wünsche zu erfüllen und auch das Leid der Familien zu lindern, ist einer der Schwerpunkte, die sich der SZ-Adventskalender gesetzt hat. Im vergangenen Jahr hatte die Gautinger AKAK-Gruppe bereits einen zweiten Kicker bekommen. Damit haben jetzt auch jüngere Schüler eine Chance, mit zu spielen und sich zu behaupten, ihr Sozialverhalten zu ändern und kleine Konflikte zu lösen. "Für die individuelle Förderung hätten wir gern spezielle Tablets mit besonderen Lernprogrammen, die es den Kindern ermöglichen würde, selbständig zu arbeiten", sagt Jonas. Leider gebe es in den meisten Unterrichtsräumen noch kein Wlan. Daher widmet sich der SZ-Adventskalender in diesem Jahr auch dem Thema "Bildung als Schlüssel zur Integration von Kindern, die in Armut leben".

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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