Wenn sich die Tunnelbauer in zwei Jahren in den Starnberger Untergrund wühlen, muss der Weg frei sein. Bisher liegen im Bereich der beiden Portale im Osten und Westen der Stadt aber noch diverse Leitungen und Kanalrohre. Rechtzeitig vor Beginn der Arbeiten müssen diese sogenannten Sparten verlegt werden. Das kann ein teures Unterfangen werden. So rechnet der Abwasserverband Starnberger See mit Ausgaben von gut fünf Millionen Euro. Wer diese Summe bezahlen soll, ist umstritten. Auch nach mehreren Besprechungen war eine Einigung nicht möglich.
Aus Sicht des Verbands, der sich auf das Verursacherprinzip beruft, sollte der Bund als Bauherr des Tunnels die gesamte Summe übernehmen; die Straßenbauer wiederum sehen den Verband finanziell in der Pflicht. Da sich die beiden Parteien nicht einigen können, kommt es zu einem Rechtsstreit, wie Verbandsgeschäftsführer Norbert Impelmann bei einer Versammlung am Donnerstag ankündigte. "Der Verband will diese Kosten definitiv nicht übernehmen", machte der Verbandsvorsitzende Rupert Monn aus Berg klar.
Trotz der unvereinbaren Positionen gibt es eine Lösung. Eine Zwischenlösung, um genau zu sein: Der Bund übernimmt zunächst die gesamten Ausgaben, wer dann letztlich wie viel bezahlen muss, soll ein Gericht klären. Impelmann rechnet mit einer Aufteilung der Kosten, sodass wohl auch der Verband und damit die Gebührenzahler sowie die Stadt Starnberg einen Teil der fünf Millionen übernehmen müssen. Bis das geklärt ist, werden wohl Jahre vergehen. Monn sprach von der "übernächsten Legislaturperiode". Er und sein Stellvertreter, der Bernrieder Bürgermeister Josef Steigenberger, werden dann nicht mehr im Amt sein, weil die Posten der Vorsitzenden im Sommer neu besetzt werden.
Einer Vereinbarung mit einer Vorfinanzierung der sogenannten Baufeldfreimachung durch den Bund hat die Verbandsversammlung zugestimmt. Das ist Voraussetzung dafür, dass Aufträge an Planer vergeben werden können, was im nichtöffentlichen Teil der Sitzung beschlossen wurde. In Videokonferenzen war Anfang des Monats mit Bietern verhandelt worden, die sich in einer europaweiten Ausschreibung beworben hatten. Die Fachleute sollen nun untersuchen, wo bisher Ortskanäle, Hausanschlüsse oder Ableitungen für das Schmutz- und Niederschlagswasser liegen und wo sie künftig verlaufen könnten. Allein die Planungskosten sind mit einer halben Million Euro veranschlagt.
Das betrifft nicht die eigentliche Tunnelröhre unter der Stadt hindurch, sondern die Bereiche der Ein- und Ausfahrten in der Münchner und der Weilheimer Straße. Die Rampen sind gut 300 Meter lang und durchschneiden die Erdschichten, in denen üblicherweise Kabel und Rohre verlegt werden. Nach einem Zeitplan des Staatlichen Bauamts sollen die Spartenverlegungen im Bereich der Rampen noch heuer beginnen. Der eigentliche Tunnelbau auf einer Strecke von etwa drei Kilometern soll in zwei Jahren starten und bis zum Jahr 2026 abgeschlossen sein.
Ein neues Kanalrohr für Niederschlagswasser im Bereich des Truhenseewegs muss nun größer dimensioniert werden und wird teurer. Auch das ist eine Folge des Tunnelbaus, denn Teile der Stadt sind dann von einer direkten Einleitung in den See abgeschnitten. Das Einzugsgebiet für den Truhenseegraben wird daher viel größer. Die Kosten belaufen sich nun auf etwa 2,5 Millionen Euro.