Bundeswehr im Landkreis Starnberg:Soldaten mit Coronavirus infiziert

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Kommandeur Rainer Simon (links) muss auf die Corona-Krise reagieren und hat daher weniger Lehrgänge. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

In den Kasernen in Feldafing und Pöcking gelten nun verschärfte Vorschriften.

Von Christian Deussing, Feldafing/Pöcking

Das Coronavirus macht auch den Fernmeldern der Bundeswehr zu schaffen. Bei zwei Soldaten hätten sich Infektionen nach Abstrichen bestätigt, erklärte Rainer Simon, Kommandeur der Schule für Informationstechnik der Bundeswehr in Feldafing und Pöcking. Die Fälle seien aber nicht schwerwiegend und die Anzahl der jeweiligen Kontaktpersonen, die zudem schnell ermittelt worden seien, gering. Um aber Infektionen zu vermeiden, würden jetzt deutlich weniger Lehrgänge abgehalten, berichtet Oberst Simon.

Es gebe derzeit höchstens bis zu 150 Teilnehmer am Unterricht statt wie üblich 300Lbis 500, die für die IT-Ausbildung aus ganz Deutschland anreisten, erläutert der Kommandeur. Nicht betroffen seien die "einsatzrelevanten Lehrgänge", die auch für die Cybersicherheit der deutschen Soldaten in Mali, im Irak oder in Afghanistan wichtig seien. Wegen der Corona-Krise sei jedoch die Präsenzpflicht beim Stammpersonal für viele nicht mehr zwingend - denn fast die Hälfte der 600 Soldaten und etwa hundert zivilen Mitarbeiter der IT-Schule befinde sich mittlerweile im Home-Office, sagt Simon.

Geschlossen wurden wegen der Ansteckungsgefahr die Casinos an beiden Standorten. Und auch in den Kantinen herrschen neue Regeln: Das Essen werde separat ausgegeben, die notwendigen Abstände zwischen Tischen und Stühlen sind einzuhalten, und das Besteck liegt nicht mehr in großen Sammelkästen. Die Soldaten und Bediensteten müssen zudem die verschärften Hygiene-Vorschriften einhalten, um sich vor der gefährlichen Lungenkrankheit zu schützen und niemanden anzustecken.

Trotz allem sei aber die Stimmung in der Truppe gut, die Einheit sei weiterhin motiviert und zeige ein "hohes Maß an Disziplin", betont Oberst Simon. Er beobachte aber auch, dass sich Lehrgangsteilnehmer von weit auswärts um ihre Familien sorgten. Kein Problem seien allerdings die Übernachtungen, weil es in den Unterkünften nur Einzelzimmer gebe.

Auf den geplanten Aufmarsch mit 500 bis 600 Soldaten zum Appell für Verabschiedungen und Beförderungen, der eigentlich vor wenigen Tagen stattfinden sollte, musste verzichtet werden. Hierbei wären zu viele Menschen aufeinandergetroffen, was angesichts von Corona nicht zu verantworten gewesen wäre, sagt der 54-jährige Befehlshaber. Er selbst hatte am 23. Januar in einem feierlichen Übergabeappell noch vor etwa 640 Soldaten in der Maxhof-Kaserne in Pöcking das Kommando der IT-Schule von Brigadegeneral Frank Schlösser übernommen. Bei dessen Verabschiedung spielte das Heeresmusikkorps aus Garmisch-Partenkirchen auf, die Soldaten waren in Ehrenformation aufmarschiert. Eine derartige Zeremonie ist aber zu Zeiten der Corona-Krise in der Kaserne undenkbar.

© SZ vom 03.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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