Von Ostern bis Oktober:Volle Kraft voraus in die neue Saison

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Die MS Herrsching sticht wieder in See. (Foto: Georgine Treybal)

Auf dem Starnberger See und dem Ammersee stechen die Ausflugsschiffe wieder in See. Bei der Bayerischen Seenschifffahrt hofft man nach dem vergangenen Jahr vor allem auf eine pannenfreie Saison.

Von Renate Greil, Starnberg

Wenn die Schiffe wieder vor verschneiter Alpenkulisse gemächlich über die blauen Seen fahren, dann ist der Frühling da. "Die Winterpause ist vorbei", meldet denn auch der zuständige Bayerische Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) in seiner Pressemitteilung zum Saisonstart der Bayerischen Seenschifffahrt. 32 Schiffe, die auf dem Königssee, dem Tegernsee, dem Starnberger See und dem Ammersee fahren, beförderten im letzten Jahr 1,5 Millionen Fahrgäste.

Die Schiffe am Königsee fahren ganzjährig, am Tegernsee hat die Saison bereits gestartet, am Ammersee und am Starnberger See heißt es traditionell wieder am Ostersonntag, 31. März: Leinen los. Die Bayerische Seenschifffahrt leiste "sowohl touristisch als auch wirtschaftlich einen wertvollen Beitrag für unsere Region", sagt Füracker.

Am Starnberger See war die letzte Saison allerdings von Pech und Pannen geprägt. "Wir sind von technischen Problemen heimgesucht worden", sagt Michael Grießer, Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt. So verhakte sich beim Katamaran Starnberg die Kupplung und das Schiff prallte gegen einen Steg am Bayerischen Yachtclub. Das moderne Elektromotorschiff EMS Berg lief wegen eines technischen Defektes nahe der Roseninsel auf Grund, die MS Seeshaupt und die MS Bernried fielen ebenfalls wegen technischer Defekte aus.

Sogar ein Feuerwehreinsatz mit einer Evakuierung der Fahrgäste wurde Mitte September nötig, denn bei der Schankanlage der Seeshaupt trat Kohlendioxid aus. Der ursprüngliche Fahrplan wurde bald durch einen Ersatzfahrplan ersetzt, der bis zum Saisonende gültig blieb.

Trotz der vielen Pannen war es für Grießer dennoch eine gute Saison. Über eine halbe Million Fahrgäste wurden am Ammersee und am Starnberger See gezählt. Für die neue Saison hat man sich am Starnberger See besonders gut vorbereitet. "In diesem Jahr haben wir alle Fachfirmen für Steuerung und Antrieb vor Ort gehabt", erklärt der Geschäftsführer.

Geschäftsführer Michael Grießer hofft auf eine pannenfreie Saison. (Foto: Arlet Ulfers)

"Wir haben unser Möglichstes getan", bestätigt auch der Starnberger Betriebsleiter Matthias Leis zur Einsatzbereitschaft seiner Flotte. Mit der Starnberg und der Berg plant er den Start in die Saison, wobei das zweite Schiff in der Vor- und Nachsaison nur am Wochenende sowie an Feiertagen fährt. Auch zwei Kurzrundfahrten ab Starnberg werden für Kurzentschlossene angeboten. Zur Hauptsaison von Ende April bis Ende September fahren dann täglich drei Schiffe. Für den Charterbetrieb und als Reserve steht das vierte Schiff der Flotte zur Verfügung.

Auf der Seeshaupt und der Bernried stehen derzeit noch kleinere Arbeiten wie Malern an. Die Schiffe haben einen hohen Wartungsaufwand und seien in ihrer Art einzigartig, sagt Leis. Dementsprechend warte man lange auf Ersatzteile. Außer Dienst gestellt wurde die reparaturbedürftige MS Bayern, die bereits in der letzten Saison nicht mehr im Einsatz war. "Die Schäden sind zu groß", sagt Grießer. Ob man für die Bayern Ersatz schafft, hänge auch von wirtschaftlichen Faktoren ab.

Die MS Bayern wird ausgemustert. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nach der vergangenen Saison, seiner ersten als Betriebsleiter in Starnberg, ist Leis' Optimismus etwas gedämpft. Dass aber "eine Lampe leuchtet, kurz nachdem das Auto in der Werkstatt war", das komme immer wieder einmal vor. Neben der Technik muss sich Leis auch um das Personal kümmern - und das fehlt für den Starnberger See aktuell noch. Leis sucht nach Saisonkräften.

In Stegen am Ammersee blickt Betriebsleiter Florian Schmid "mit guten Gefühlen" auf die kommende Saison. Hier lief das vergangene Jahr deutlich besser als am Starnberger See. Schmids Flotte ist einsatzbereit, auch sind über den Winter alle offenen Stellen besetzt worden. Die MS Augsburg war im Winter im Trockendock, dort wurden kleinere Arbeiten ausgeführt, gewartet und die TÜV-Untersuchung fand statt. Bei der RMS Diessen, einem der beiden Raddampfer, wie die Radmotorschiffe umgangssprachlich bezeichnet werden, wurde das Sonnendeck erneuert. Statt einer Dampfmaschine treiben Dieselmotoren die beiden seitlichen Räder an. Bei der RMS Herrsching wurde die Musikanlage erneuert.

Der Berger Dampfersteg hat für die Saison 2024 ein Tor bekommen. (Foto: Arlet Ulfers)

Nicht geplant waren die Arbeiten am Dampfersteg Herrsching. Bei dem Wintersturm, der besonders in Herrsching erhebliche Schäden angerichtet hatte, wurde der Belag aus den Angeln gehoben. Am Schondorfer Steg wurde wie geplant das letzte Drittel des Steges erneuert. Der Raddampfer Herrsching und die Utting werden zum Start eingesetzt. Auch die Stege am Starnberger See sind für die kommende Saison aufgerüstet worden. So wurden an den Stegen in Seeshaupt und Berg Tore angebracht. Der Grund dafür: Badende sprangen dort oft von den Überführungen ins Wasser oder schwammen im Stegbereich. Das soll durch die Absperrungen verhindert werden.

Beim Fahrplan gibt es eine Veränderung: Die Abendfahrt am Starnberger See wurde wegen zu geringer Nachfrage gestrichen. Dafür gibt es die Sonnenuntergangsfahrt am Ammersee mit romantischem Flair. Zudem werden wieder zahlreiche Erlebnisfahrten wie Brunch- und Tanzfahrten angeboten. Neu ist eine Spargel- und Fondue-Fahrt auf dem Ammersee. Am Starnberger See gibt es eine Soiree und eine Vegan-Power-Boat-Fahrt. Bei den meisten Touren ist eine Reservierung erforderlich.

Die Fahrpreise wurden etwas angehoben, die große Rundfahrt kostet auf dem Starnberger See und dem Ammersee jetzt 25 Euro. Inhaberinnen und Inhaber der Ehrenamtskarte dürfen laut Minister Füracker sämtliche Fahrten ganzjährig kostenlos nutzen. Für Familien oder Senioren gibt es Ermäßigungen. Die Jahreskarte, die auf allen vier Seen gültig ist, kostet 250 Euro und ist bei der Zentrale der Bayerischen Seenschifffahrt am Königssee erhältlich.

Die erste Fahrt auf dem Starnberger See startet um 10.15 Uhr ab Starnberg mit der Starnberg zur großen Rundfahrt. Am Ammersee startet die Herrsching um 10.25 Uhr ab Stegen zur großen und nördlichen Rundfahrt. Um 11.45 Uhr geht es ab Herrsching zur großen und südlichen Rundfahrt. Weitere Informationen, Fahrplan und Preise unter www.seenschifffahrt.de

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