Pendeln ist nach wie vor ein mehr oder weniger stressiger Bestandteil des Arbeitsalltags vieler Menschen. Wer einen weiten Weg ins Büro hat, muss naturgemäß morgens früher los. Und gerade wenn die Tage wie jetzt wieder kurz und kalt werden, das warme Bett an Attraktivität gewinnt und man dann auch noch im Stau oder am Bahnhof steht und auf einen Zug wartet, der wegen einer Weichenstörung leider mal wieder ausfällt, dürfte sich der ein oder andere Pendler die Frage stellen, warum er nicht einfach ein kleines Apartment nur zwei Querstraßen von der Firma entfernt angemietet hat. Doch so einfach ist das ja oft nicht: Denn wenn etwa die Familie fest im Heimatort verwurzelt ist, ziehen die wenigsten wegen eines Jobwechsels um.
So gibt es also immer noch viele Menschen, die ihren Heimatort für die Arbeit verlassen und erst abends wieder zurückkommen. Alljährlich werden Deutschlands Pendler in einer Statistik erfasst, aus der man Rückschlüsse auf die regionalen Pendelbewegungen ziehen kann. Der diesjährige Pendleratlas, erstellt von den statistischen Ämtern der Länder, zeigt für den Landkreis Starnberg: Die meisten Gemeinden im Landkreis haben mehr Aus- als Einpendler. Ein Grund hierfür ist die Nähe zur Wirtschaftsmetropole München. Denn wie der Pendleratlas zeigt, gehen in so gut wie allen Gemeinden die hauptsächlichen Pendelströme in die bayerische Landeshauptstadt.
Gauting etwa ist ein Beispiel für eine solche Gemeinde: 5100 Menschen pendeln für ihren Job hierher. Gleichzeitig verlassen den Ort täglich rund 8000 Personen wegen der Arbeit. Für die Statistiker bedeutet das ein Pendelsaldo von rund 2900. Dieser Wert gibt die Differenz zwischen Ein- und Auspendlern an. Auch in Tutzing gibt es mehr Einwohner, die ihrer Arbeit in einem anderen Ort nachgehen als Menschen, die zwar woanders wohnen, aber deren Arbeitsplatz sich in der Seegemeinde befindet. Rund 2300 Einpendelnde stehen hier knapp 3400 Auspendelnden gegenüber. Auch in Pöcking, Berg, Krailling, Andechs, Wörthsee, Herrsching und Feldafing gibt es jeweils mehr Aus- als Einpendler.
Ein anderes Bild ergibt sich hingegen in der Stadt Starnberg. Hier haben die Statistiker rund 11 000 Menschen erfasst, die wegen ihres Jobs morgens in die Kreisstadt fahren und abends wieder in ihren Heimatort zurückkehren. Dem gegenüber stehen 7400 Starnberger, die ihrer Arbeit anderswo nachgehen. Das bedeutet: Es gibt rund 3600 mehr Ein- als Auspendler. Auch in Seefeld, Gilching und Inning übersteigt die Zahl der Einpendelnden den Anteil der Auspendelnden jeweils leicht.
Am höchsten unter allen Gemeinden im Landkreis fällt das Pendlersaldo traditionell in Weßling aus: Bei etwa 7200 Menschen, die für ihre Arbeit dort hinkommen und nur knapp 2000 Einwohnern, die den Ort für einen Tag im Büro verlassen, liegt die Differenz zwischen beiden Werten bei fast 5200. Damit halten sich in der Gemeinde tagsüber fast doppelt so viele Menschen auf wie der Ort Einwohner hat. Aktuell sind in Weßling rund 5500 Bewohner gemeldet. Grund für die starken Pendelbewegungen ist vor allem der Ortsteil Oberpfaffenhofen. Seit der Gebietsreform 1976 gehört das Areal zur Gemeinde Weßling.
In den vergangenen Jahrzehnten haben sich hier zahlreiche Unternehmen angesiedelt, deren Mitarbeiter zum Großteil aus München anreisen. Um die Pendlerströme von und nach Oberpfaffenhofen zu bringen, gibt es von Politik und Wirtschaft immer wieder Vorstöße, den 1972 stillgelegten S-Bahnhof Weichselbaum wiederzubeleben. Die Bayerische Staatsregierung hat sich dazu zuletzt positiv geäußert, vor 2028 ist aber kaum damit zu rechnen. Danach aber könnte das Pendeln von und nach Oberpfaffenhofen für viele Menschen deutlich angenehmer werden - vorausgesetzt, die Weichenstörungen halten sich in Grenzen.