Starnberg:Rolle rückwärts

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Die Starnberger Stadtbuslinien 901 und 902 fahren den Bahnhof Nord werktags nicht mehr an, die Linie 903 entfällt in der Zeit des Brückenneubaus komplett. (Foto: Nila Thiel)

Nachdem der Stadtrat die Busse für die Schulen in Söcking und Percha auf den Prüfstand stellen wollte, regte sich Widerstand in der Elternschaft. Nun ist klar: Alles bleibt so, wie es ist. Doch die Diskussionen dürften ebenfalls bleiben.

Von Linus Freymark, Starnberg

Es kommt nicht oft vor, dass Politiker Fehler eingestehen. Einige wenige Ausnahmen gibt es: Angela Merkel hat das vor zwei Jahren getan, als sie eingestand, dass die in der Pandemie verhängte Osterruhe "einzig und allein mein Fehler" gewesen sei. Bei Franz Sengl liegt der Sachverhalt ein wenig anders als bei der Kanzlerin a.D. Sengl (Grüne) ist kein Berufspolitiker und deshalb folgerichtig auch nicht Kanzler, sondern ehrenamtlicher Starnberger Stadtrat, weshalb es schwierig gewesen wäre, einzig und allein von eigenen Verfehlungen zu sprechen. "Das war ein Fehler", erklärte Sengl dann aber doch recht eindeutig in der Sitzung am Montag. "Da ist falsch abgestimmt worden."

Der Grund für Sengls Befund: die Schulbusse für die Starnberger Grundschulen. Vor zwei Jahren hatte der Stadtrat inklusive Sengl entschieden, alle Ortsteile mit Schulbussen zu versorgen, lediglich der Sprengel der Grundschule Starnberg blieb davon ausgenommen mit der Begründung, dass das Busangebot des ÖPNV für die Schülerbeförderung ausreichend sei. Ende Februar dieses Jahres stand das Thema dann erneut auf der Agenda: Denn die Eltern der Starnberger Grundschule hatten auch für ihre Kinder eigene Busse gefordert.

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Mehr als 130 000 Euro kosten allein die Busse für die Grundschulen Söcking und Percha pro Schuljahr, derselbe Service für die zentraler gelegene Grundschule Starnberg hätte die Kosten noch einmal in die Höhe getrieben. Kurzum: Im Stadtrat fiel das Ansinnen durch, zu wenige Fahrer, zu wenig Geld. Und weil die finanzielle Lage der Stadt gerade alles andere als rosig ist, stellte Sengl den Antrag, auch die bestehenden Schulbusse für Percha und Söcking auf den Prüfstand zu stellen.

Dieses Anliegen wiederum ging durch. In der Elternschaft folgte ein Aufschrei. Deren Argumentation: Das Verhältnis zwischen Schulbusfahrern und Kindern sei wesentlich vertrauensvoller als die Beziehung zu den Fahrern des MVV - letztere würden zudem oft nur schlecht Deutsch sprechen. Und: Die Entfernung der Haltestelle Söcking-Mitte sei mit zwölf Minuten Gehzeit zu weit für Schulkinder - ungeachtet dessen, dass die Station extra vor die Schule verlegt wurde. Auch seien die Wartezeiten zu lang. Angesichts der Empörung sah sich Bürgermeister Patrick Janik (UWG, CSU, SPD, BLS) veranlasst, das Thema gleich wieder in den Stadtrat zu geben, um sich die Absolution für das Fortbestehen des bisherigen Systems abzuholen. Nun ist klar: Alles bleibt so, wie es ist. Die Busse für die Schulen in Söcking und Percha bleiben, für Starnberg wird es keine geben.

So weit, so gut - nur gehen die Meinungen über die Notwendigkeit der Schulbusse im Stadtrat weiterhin auseinander. Während Charlotte Meyer-Bülow (CSU) die "Sicherheit unserer Kinder" ohne Schulbusse in Gefahr sah, erklärte Sengl, die Entscheidung, die Schulbusse überhaupt erst einzuführen, sei ein Fehler gewesen. Denn damit seien Erwartungen geweckt worden, die aufgrund der aktuellen Haushaltslage nicht mehr erfüllt werden könnten. Der "Abstimmungsfehler" von vor zwei Jahren müsse deshalb möglichst schnell korrigiert werden. Das aber wird dauern: Wegen laufender Verträge ist das frühestens ab dem Schuljahr 2024/25 möglich.

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