Mülltrennung im Landkreis Starnberg:"Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht"

Lesezeit: 3 min

Sebastian Roth (Mitte), Marina Stöger und Awista-Vorstand Christoph Wufka präsentieren einen dicken Packen Plastikmüll vor dem Landratsamt Starnberg. Er ist einer von 13 gepressten Müllballen, den der Abfallwirtschaftsverband Starnberg im Landkreis aufgestellt hat. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Zur Europäischen Abfallvermeidungswoche hat sich das Kommunalunternehmen Awista eine besondere Aktion ausgedacht. Ein Gespräch mit Sprecher Sebastian Roth über die richtige Mülltrennung und was die Starnberger dabei immer wieder falsch machen.

Interview von Ann-Marlen Hoolt, Starnberg

Sie sind etwa einen Meter hoch und breit und sehen alles andere als schön aus: Die großen Ballen aus gepresstem Plastikmüll, die der kommunale Abfallentsorger Awista an 13 Orten im Landkreis Starnberg aufgestellt hat. Mülltüten in blau, gelb und weiß, Käseverpackungen, Spülmittelflaschen - die einzelnen Komponenten sind teilweise noch gut zu erkennen. Mit den Müllquadern und einem dazugehörigen Gewinnspiel, bei dem deren Gewicht erraten werden soll, möchte das Kommunalunternehmen den Menschen im Landkreis ihren hohen Plastikmüllverbrauch vor Augen führen. Im SZ-Interview erklärt Awista-Sprecher Sebastian Roth, wie unnötiger Plastikmüll vermieden werden kann und wie er am besten entsorgt werden sollte.

SZ: Herr Roth, im Landkreis Starnberg sind im vergangenen Jahr über 4000 Tonnen Plastikverpackungen in den Gelben Säcken zusammengekommen. Hat der Kreis ein Müllproblem?

Sebastian Roth: Nein, so pauschal würde ich das nicht sagen. Unsere Müllmengen sind eigentlich relativ konstant, das ist kein spezielles Problem des Landkreises Starnberg.

Sebastian Roth ist Leiter für Personal und Unternehmenskommunikation bei der Abfallwirtschaft im Landkreis Starnberg. (Foto: Ralf Luethy/Awista-Starnberg)

Aber es gibt ein Problem mit Müll. Sonst würden Sie die Aktion ja nicht machen.

Wir beteiligen uns damit an der europäischen Woche der Abfallvermeidung, die jährlich im November stattfindet. In diesem Jahr ist das Motto: "Lösungen gegen die Verpackungsflut". Wir sagen immer: Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht. Wir möchten einfach aufklären, wie man richtig den Abfall trennt, damit die Menschen auch mal darauf achten, wie die Waren, die sie kaufen, verpackt sind.

Wie trennt man denn richtig? Gibt es da etwas, was die Menschen im Kreis Starnberg immer wieder falsch machen?

Wir haben in diesem Jahr eine Restabfallanalyse gemacht und waren sehr erstaunt, wie viel Wertstoffe immer noch in der Restmülltonne landen. Nehmen wir mal als Beispiel abgelaufene, verschimmelte Lebensmittel. Wenn etwa das Toastbrot schimmelt, landet es häufig mitsamt Verpackung im Restmüll. Warum wird die Verpackung nicht geöffnet? Das schimmlige Brot kommt in den Bioabfall, die Verpackung in den Gelben Sack. Das wäre die richtige Trennung. Wir erleben aber auch häufig, dass Elektrogeräte in der Restabfalltonne landen, die auf den Wertstoffhof gehören.

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Es hapert also an der Mülltrennung. Wie viel von dem, was in Starnberg im Müll landet, können Sie recyceln?

Im letzten Jahr lag die Verwertungsquote bei rund 74 Prozent und damit über dem bayernweiten Durchschnitt. Aber das klappt eben nur, wenn der Müll in der richtigen Tonne landet, die alte Zeitung im Papiermüll zum Beispiel. Wir holen die Tonne ab und bringen die alten Zeitungen in eine Papierfabrik. Dort werden zunächst Fremdstoffe aussortiert und anschließend Recyclingpapier daraus gewonnen. Würde die Zeitung in der Restmülltonne landen, wird sie verbrannt und geht dem Kreislauf verloren.

Wie kleinteilig muss ich denn trennen, damit mein Müll komplett verwertet werden kann? Muss ich den Joghurtdeckel ablecken, bevor ich ihn wegschmeiße?

Müssen Sie nicht, die Verpackungen müssen lediglich löffelrein sein. Aber Sie müssen den Deckel vom Becher abmachen. Der Plastikmüll wird in einer Sortieranlage getrennt. Dort gibt es zum Beispiel Nah-Infrarotsensoren, die verschiedene Plastikarten erkennen oder Überbandmagneten zur Metallabscheidung. Und deshalb muss der Joghurtbecher immer vom Aludeckel getrennt sein, weil nur so der Metalldeckel von der Anlage separiert werden kann. Wenn der Joghurtbecher mit dran hängt, dann landet beides zusammen im Restmüll und kann nicht recycelt werden.

In Gilching wird eine Biotonne geleert. In ihr sollte aber wirklich nur Bioabfall landen und kein Plastik. (Foto: Georgine Treybal)

Woran hapert es denn, wenn falsch getrennt wird? Ist das Unwissen oder doch eher Bequemlichkeit?

Ich glaube, es ist von beidem etwas. Das ist auch eine Frage des Konsumverhaltens, die Wegwerfgesellschaft. Von den Abfällen, die bei uns auf den Wertstoffhöfen abgegeben werden, ist ja noch vieles gut verwendbar. Aber wenn ich das verkaufen will, muss ich Fotos machen, die Anzeige online stellen - das ist natürlich mit Aufwand verbunden. Da ist es relativ leicht zu sagen: Ich packe es ins Auto, fahre es zum Wertstoffhof und schon bin ich es los. Was bei der Mülltrennung viele nicht wissen: Wenn der Abfall aber nicht richtig getrennt wird, entstehen für uns als Entsorgungsträger auch unnötige Kosten. Das schlägt sich dann natürlich wieder auf die Müllgebühren im Landkreis. Deshalb ganz konkret: Wer richtig trennt, tut nicht nur was für die Umwelt, sondern spart auch Geld.

Haben Sie denn konkrete Tipps für die Menschen im Landkreis, um Verpackungsmüll zu vermeiden?

Einfach beim Einkaufen bewusst darauf achten, so wenig Müll wie möglich zu produzieren und den dann auch richtig zu entsorgen. Sie können etwa darauf achten, dass Sie Gemüse, Obst ohne Verpackung kaufen, dass sie Stoffsäckchen dabeihaben und nicht diese dünnen Einwegtüten benutzen. Wir werden Verpackungen nicht ganz los, sie sind ja auch nützlich. Aber da muss sich jeder selbst in seinem täglichen Konsumverhalten hinterfragen. Wir können da gar nicht genug Aufklärungsarbeit leisten und die Bürgerinnen und Bürger sensibilisieren.

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