Park & Pay:Autofahrer sollen an den Starnberger Bahnhöfen fürs Parken zahlen

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Die Stadtverwaltung will zwei Euro pro Stunde verlangen. Vor allem am Bahnhof See herrschen regelmäßig chaotische Zustände.

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Zeiten, in denen Fahrzeuge kostenlos an einem der beiden Starnberger Bahnhöfe abgestellt werden konnten, dürften voraussichtlich schon bald vorbei sein: Der Haupt- und Finanzausschuss hat am Montag einhellig beschlossen, künftig Parkgebühren zu verlangen. Die Neuregelung betrifft die Freifläche am Bahnhof See mit rund 140 oberirdischen Stellplätzen sowie das Parkdeck am Bahnhof Nord mit mehr als 200 Stellplätzen. Die Stadtverwaltung hat die Bewirtschaftung der Parkflächen vorgeschlagen, weil die bislang kostenfreien Stellplätze zunehmend von Langzeit-, Dauer- und Fremdparkern blockiert werden. Dies führt zu enormen Parkdruck und Suchverkehr. Insbesondere Innenstadtbewohner, Beschäftigte von Betrieben sowie Pendler, die den ÖPNV nutzen, finden kaum noch freie Parkplätze.

Der Verwaltung ist vor allem die Parkfläche am Bahnhof See ein Dorn im Auge. Sowohl auf der asphaltierten Fläche entlang der ehemaligen Bahnhofstraße, die sich im Eigentum der Stadt Starnberg befindet, als auch auf der Schotterfläche, die von der Deutschen Bahn an die Stadt verpachtet ist, herrschen zuweilen chaotische Zustände. In schöner Regelmäßigkeit geht die grundsätzlich bestehende Ordnung bei erhöhtem Parkdruck an Sonn- und Feiertagen durch den Ausflugsverkehr verloren. Immer wieder berichtet die Polizei von beschädigten Fahrzeugen durch Parkrempler, die in aller Regel mangels Zeugen ungeahndet bleiben, aber auch von Gefährdung von Verkehrsteilnehmern.

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Die Verwaltung hat deshalb eine Neuordnung und Bewirtschaftung der viel genutzten Fläche vorgeschlagen. Die Kerndaten: eine Stunde Parkzeit für zwei Euro bei einer Höchstparkdauer von vier Stunden, Sonderkonditionen für ÖPNV-Nutzer sowie an Sonn- und Feiertagen und ein Jahresticket, das lediglich 40 Euro kosten soll - allerdings ohne Anspruch auf einen freien Stellplatz. Mit Hilfe dieses Parkraummanagements soll sich die Situation für Bewohner und ÖPNV-Nutzer verbessern, auch Geschäfte und Betriebe in der Innenstadt sollen besser erreichbar sein - zumal sich der Parksuchverkehr verringern könnte. Gleichwohl ist nur eine Minimallösung angedacht: Bauliche Änderungen oder eine Schranke soll es nicht geben, lediglich ein Parkscheinautomat soll aufgestellt werden. Die Anschaffungskosten für den Automaten bezifferte Bürgermeisterin Eva John auf etwa 6000 Euro.

Im Grundsatz begrüßte das Gremium den Vorschlag, doch in der Debatte zeigte sich schnell, dass der Entwurf der Verwaltung zu kurz greift. In die Überlegungen müsse aus Gründen der Gleichbehandlung auch das Parkdeck am Bahnhof Nord in die Neuregelung einbezogen werden, hieß es. Schon 2012 hatte der Stadtrat eine Erweiterung der Kapazitäten um weitere 160 Stellplätze durch Aufstockung des Parkdecks ins Auge gefasst, seither wurde das Vorhaben jedoch nicht mehr weiter verfolgt.

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Kritik gab es fraktionsübergreifend an der vorgeschlagenen Jahresgebühr in Höhe von 40 Euro und an der ungeklärten Frage, wie man ÖPNV-Nutzer von anderen Parkplatznutzern unterscheiden könne. Ludwig Jägerhuber (CSU) verwies darauf, dass für einen Stellplatz in der Stadt derzeit 50 bis 80 Euro verlangt werden. Winfried Wobbe (UWG) errechnete bei 200 Arbeitstagen eine Gebühr von täglich 20 Cent und forderte: "Die Preise müssen angepasst werden." Martina Neubauer (Grüne) lobte den Vorstoß der Verwaltung als intelligente und verkehrslenkende Möglichkeit, brachte aber einen Nachweis von ÖPNV-Nutzern durch eine technische Lösung wie eine Handy-App ins Spiel. Vize-Bürgermeister Klaus Rieskamp (Parteifreie) erinnerte daran, dass in Starnberg die MVV-Zahlgrenze ist, die Fahrgäste aus den südlicher gelegenen Gemeinden anlockt; der Unterschied beträgt pro Jahr etwa 230 Euro. Michael Mignoli (BLS) scheiterte mit seiner Idee, in dieser Angelegenheit Kontakt zu den Einzelhändlern aufzunehmen und zugewiesene Stellplätze dauerhaft zu vermieten. Anton Wiesböck (FDP) schlug eine sichtbare Anzeige der freien Parkkapazitäten und einen Rückschnitt von Büschen und Bäumen vor. Und Markus Mooser (WPS) will Wohnmobile von der Fläche am Bahnhof See verbannen: "Da wohnen bereits Leute, da ist Handlungsbedarf", empörte er sich.

Bürgermeisterin John verdeutlichte, dass sie aus dem Parkplatz am Bahnhof See kein Pilotprojekt machen wolle. Dennoch änderte sie unter Berücksichtigung der vielen Vorschläge den Beschlussvorschlag. Die Verwaltung ist nun aufgefordert, eine neue Vorlage zu erarbeiten, die den verschiedenen Ansprüchen angemessen Rechnung tragen soll.

© SZ vom 15.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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