Mit einer Textnachricht hat Matthias Vilsmayer, Landtagskandidat und Vorsitzender der Freien Wähler (FW) im Landkreis Starnberg, seinem Parteifreund Hubert Aiwanger trotz der massiven Vorwürfe weiterhin seine Unterstützung zugesagt. "Lieber Hubert, halte durch", schrieb Vilsmayer an seinen Parteichef. Der Großteil des FW-Kreisverbandes halte die Aussagen des bayerischen Wirtschaftsministers für glaubwürdig. Kurz darauf bedankte sich Aiwanger, der in der Affäre um ein antisemitisches Flugblatt mächtig unter Druck geraten ist, bei seinem Gilchinger Parteifreund Vilsmayer.
Dieser spricht von einer "gezielten Schmutzkampagne" gegen den stellvertretenden Ministerpräsidenten, den er seit fast 20 Jahren gut kennt. Er habe von Aiwanger noch nie ausländerfeindliche, antisemitische oder völkische Äußerungen gehört, so Vilsmayer. Für den Gilchinger Landtagskandidaten ist Aiwanger ein absolut ehrlicher Politiker, mit dem man auch "per Handschlag Geschäfte machen" könne. Er glaube dessen Aussagen zu den antisemitischen Flugblättern, die im Schuljahr 1987/88 in Aiwangers Schulranzen entdeckt worden waren.
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Am Dienstag hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärt, eine Entlassung Aiwangers sei zum aktuellen Zeitpunkt nicht gerechtfertigt. Dennoch gelte es, die Vorwürfe zu klären. Aiwanger soll deshalb 25 Fragen seines Koalitionspartners beantworten. Erst dann, so Söder, wolle man eine Entscheidung treffen. Einen konkreten Zeitpunkt für die Beantwortung der Fragen durch Aiwanger nannte Söder nicht.
Der Starnberger Kreisvorsitzende Vilsmayer hofft, dass die Debatte um das bisherige Zugpferd der Freien Wähler bald beendet ist und sich die Sache schnell aufklärt. Er gehe davon aus, dass man nach der Landtagswahl mit Aiwanger an der Spitze wieder eine Koalition mit der CSU eingehen könne. Andererseits hat Vilsmayer, der auch Vize-Landrat in Starnberg ist, auch Sorge, dass die Diskussion um Aiwangers Rolle negative Auswirkungen auf den Wahlkampf haben könnte - was auch persönliche Folgen für den Landtagskandidaten Vilsmayer hätte. Denn der 51-Jährige steht auf einem bisher aussichtsreichen zwölften Listenplatz seiner Partei.
Aus den Starnberger Reihen des Koalitionspartners der Freien Wähler, der CSU, kommen derweil ebenfalls abwartende Töne. "Die Sache ist jetzt zu klären", erklärte die Starnberger Landtagskandidatin Ute Eiling-Hütig. Eine Entlassung Aiwangers auf Basis der derzeitigen Situation wäre für sie nicht gerechtfertigt gewesen. Sicher, sagt Eiling-Hütig, über den Inhalt des Pamphlets brauche man nicht reden, "so was geht gar nicht". Nun jedoch sei es richtig, die Vorwürfe mittels des von Söder geforderten Fragenkatalogs zu klären. Bis aus Aiwangers Erklärungen ausreichende Erkenntnisse gewonnen wurden, möchte sich Eiling-Hütig nicht abschließend zu den Vorwürfen gegen den bayerischen Wirtschaftsminister äußern.