Zur Landtagswahl in Bayern tritt auch eine Reihe von Kleinparteien an, die mehr oder weniger ernsthafte Anliegen vertreten. Bislang ist allerdings keine von ihnen im Maximilianeum vertreten, und es wäre auch eine Überraschung, wenn sich das nun ändern würde. Dennoch gibt es Bewerber, die in der Hoffnung auf ein Landtagsmandat um Stimmen kämpfen.
Walter Haefeker, ÖDP
Walter Haefeker ist Imker und lebt in Seeshaupt. Der 62-Jährige engagiert sich für eine bauern- und insektenfreundliche Agrarpolitik, die auf den Einsatz von Gentechnik verzichtet. Der parteifreie ÖDP-Kandidat hat als Manager in der IT-Branche im Silicon Valley gearbeitet, ehe er nach Bayern kam: Er arbeitete als Bio-Imker, wurde später Präsident des europäischen Berufsimkerverbandes und engagierte sich im Weltimkerverband. Er wirkt an Initiativen wie dem Projekt "Bienenstrom" und einem Konzept für eine bienenfreundliche Milchproduktion mit. "Ich habe sehr viel Politikerfahrung", sagt Haefeker, der im Interesse der Bienen in München, Berlin und Brüssel tätig war. Er wurde mit der Bayerischen Staatsmedaille für besondere Verdienste für die Umwelt ausgezeichnet und erhielt die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Nach dem Volksbegehren "Rettet die Bienen" lautet seine neue Mission: "Rettet die Enkel". Haefeker hat zwei Kinder und zwei Enkel und will auch darum die Zukunft politisch mitgestalten.
Rudolf Gutjahr, Bayernpartei
Rudolf Gutjahr kennt kein schlechtes Wetter. Dem 58-Jährigen sei es ziemlich egal, ob es draußen warm oder kalt sei, erzählt er - er müsse ohnehin raus. Der Forstwirtschaftsmeister arbeitet als Ausbildungsmeister bei den Bayerischen Staatsforsten. "90 Prozent meiner Arbeitszeit bin ich im Freien", sagt er. Deshalb weiß er genau, wie sich der Klimawandel auf die Natur auswirkt - und "da müssen wir etwas tun". Seine Idee: Die Energieversorgung regionaler aufstellen. "Mehr Solartechik, auch mehr Windräder und außerdem Kleinwasserkraftwerke." Er versteht nicht, warum gerade Naturschutzgesetze den Bau solcher Anlagen verhindern. Außerdem will er sich für eine Bildungspolitik einsetzen, die nicht nur auf Digitalisierung setzt, sondern auch Fundamente für das Handwerk legt. Gutjahr engagiert sich schon seit Jahren kommunalpolitisch, acht Jahre lang war er für die Freien Wähler im Gemeinderat. Zur Bayernpartei wechselte er vor einigen Jahren nach internen Unstimmigkeiten, sein Großvater saß bis 1978 für die Bayernpartei im Kreistag. In seiner Freizeit wandert er gern und interessiert sich auch für Sport.
Matthias Lißmann, Die Partei
Matthias Lißmann sagt, er habe 2005 nicht mehr gewusst, "wen und was man überhaupt noch guten Gewissens wählen kann". Darum sei er damals im Januar in "Die Partei" eingetreten. Er sei Titanic-Leser und die Partei von Martin Sonneborn, ehemaliger Chefredakteur des Satiremagazins, kam ihm "gerade recht". Die Großbuchstaben der Gruppierung stehen für "Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Eliteförderung und basisdemokratische Initiative". Für den 59-Jährigen aus dem Gautinger Ortsteil Königswiesen ist die Landtags-Kandidatur das erste politische Mandat, um das er sich bewirbt. Der Vater zweier Töchter arbeitet als selbstständiger Textilbetriebswirt und hat, wie er sagt, "keine wirklich erwähnenswerten Hobbys". Er reise jedoch gerne und genieße das Leben. Politisch stehe er für die "extreme Mitte und ein geselliges Miteinander unter Zuhilfenahme von handwerklich guten Bieren aus der Region". Zudem käme ihm die vom Landtag ausgezahlte "Aufwandsentschädigung" in Höhe von 8886 Euro nebst einer kleinen Kostenpauschale von 3726 Euro "durchaus gelegen", um seine Freizeitaktivitäten ausbauen und die Verwandtschaft ein wenig beschäftigen zu können.
Christina Kreidemeier, Tierschutzpartei
Kristina Kreidemeier ist als Tierärztin beruflich stark eingespannt, an manchen Tagen kommt sie erst nach 21 Uhr nach Hause. In ihrer begrenzten Freizeit bringt sie gleich mehrere Hobbys unter einen Hut: Die Münchnerin zeichnet und liest gerne, bouldert, tanzt und joggt und kümmert sich um ihre Haustiere. Außerdem engagiert sich die 24-Jährige seit dem Jahr 2020 in der "Tierschutzpartei", zuvor war sie politisch nicht aktiv. Kreidemeier will sich für die Abschaffung der Massentierhaltung einsetzen und ökologische, regionale und nachhaltige Landwirtschaft fördern. Wichtig ist ihr außerdem die Reduzierung von Plastikmüll, Aufforstung und Schutz bestehender Wälder sowie langfristig eine kostenfreie Nutzung des ÖPNV. Tierversuchsfreie Forschung gehört ihrer Meinung nach stärker gefördert.
Jörg Jovy, Die Linke
Jörg Jovy ist Mitglied der von Claudia Stamm gegründeten MUT-Partei und freut sich, für "Die Linke" als Direktkandidat im Starnberger Wahlkreis antreten zu dürfen. Der 59 Jahre alte Journalist aus Murnau ist seit seiner frühen Jugend politisch aktiv, zunächst bei den Jungdemokraten, die schließlich in den Grünen aufgingen. Jovy war von 2012 bis 2016 Kreisvorsitzender der Grünen in Garmisch-Partenkirchen. In jenen Jahren übernahm er die Büroleitung von Claudia Stamm, die damals Landtagsabgeordnete für die Grünen war. Zuvor hatte Jovy für das Fernsehen gearbeitet, unter anderem für die Sendungen "Live aus dem Schlachthof", "Monitor" und "Stern TV". Aktuell verantwortet Jovy die Pressearbeit für das Bayerische Rote Kreuz (BRK) in Garmisch, macht Filme und hat eine Fotoschule. Politisch will er sich vorrangig für den ökologischen Umbau der Energieversorgung einsetzen sowie für die Freiheitsrechte. Jovy ist verheiratet und hat ein Kind. In seiner Freizeit spielt er Gitarre, fotografiert und begeistert sich fürs Bogenschießen.
Sabine Ipek, die für die V-Partei (Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer) antritt, war für eine Vorstellung als Kandidatin nicht zu erreichen.