Starnberg:Nach dem Filmfest ist vor dem Filmfest

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Filmfestival-Managerin Veronika Osterauer in ihrem Büro. (Foto: Nila Thiel)

Bereits zum zwölften Mal hat Veronika Osterauer die renommierte Lichtspiel-Veranstaltung im Fünfseenland organisiert. Wie ihr Zufallsjob zur Mission wurde.

Von Katja Sebald, Starnberg

Natürlich ist sie an diesem letzten Abend des Fünfseen-Filmfestivals da. Doch wie immer hält sich Veronika Osterauer im Hintergrund. Sie steht irgendwo im Dunklen in der Schlossberghalle und hält einen Umschlag in der Hand. Jedes Jahr bekommt sie zum Abschluss von einem treuen Festivalbesucher einen Gutschein, um ihr ganzes Team zum Eisessen einzuladen. Später sieht man sie endlich auch einmal im Foyer, von Menschen umringt. Sie lächelt entspannt, die Arbeit ist getan. Veronika Osterauer hat es wieder einmal geschafft: Sie hat das ganze Festival organisiert.

Am Donnerstagabend hat sie bereits alle Plakate abgehängt, aufgeräumt und Kisten geschleppt. "Die letzten zwei Monate war ich wie im Tunnel", sagt sie, jetzt brauche sie erstmal ein bisschen Alltag. In ihrem Posteingang sind mehrere hundert Mails aufgelaufen, die sie noch abarbeiten muss. Sie freut sich darauf, im Festival-Tagebuch zu stöbern, dafür war bis jetzt keine Zeit. Sie hofft auf einen ruhigeren September.

Doch nach dem Filmfest ist vor dem Filmfest: Bis Ende Oktober müssen alle Förderanträge für das nächste Jahr gestellt werden. Spätestens Ende Januar, wenn sie zu den "Solothurner Filmtagen" fährt, ist sie mitten drin in der Arbeit für das 18. Fünfseen-Filmfestival, das für sie persönlich das 13. sein wird.

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Zum Kino fand Veronika Osterauer eher zufällig. 1982 geboren und aufgewachsen "im Dachauer Hinterland", wie sie selbst sagt, absolvierte sie in München ein Magisterstudium der italienischen Philologie, der Ethnologie und der Kommunikationswissenschaft. Nach dem Studium ging sie auf Weltreise und arbeitete ein Jahr lang am Goethe-Institut in Mumbai. Als sie zurück nach München kam, war sie Ende zwanzig und wollte sich den ersten richtigen Job suchen. Fürs Kino hatte sie sich immer schon interessiert, beruflich wollte sie etwas im Bereich Kultur machen.

Über eine Freundin hörte sie von einer Stelle als Kinoleitung in Starnberg - und bewarb sich. Schon am nächsten Tag lernte sie von Kinobetreiber Matthias Helwig, wie man einen 35-Milimeter-Film in den Projektor einlegt. Sie war als Kinoleiterin engagiert. "Alles, was ich gemacht habe, habe ich mit höchster Freude gemacht", sagt sie rückblickend über ihr Studium und die Arbeit im Kino. Aber auch das Fünfseen-Filmfestival fand sie spannend. Nach zwei Jahren stieg sie ins Marketing ein, übernahm nach und nach mehr Aufgaben.

Fsff-Managerin Veronika Osterauer bei der Auftakt-Pressekonferenz zum Filmfest (unten rechts). (Foto: Arlet Ulfers)

Mittlerweile laufen alle Fäden der Organisation in den Händen von Veronika Osterauer zusammen. Sie hat den Überblick über die verschiedenen Departments für Marketing und Presse, Filmkoordination und Moderationen, Gästebetreuung und Transporte. Nicht zu vergessen die liebevolle Blumendekoration, die von Anfang ihr Markenzeichen war. Keine Frage, sie ist Perfektionistin. Sie kommuniziert mit den Kooperationspartnern und reicht die Förderanträge ein. "Ohne die Vroni geht gar nichts", sagt Festivalleiter Mathias Helwig.

Neben ihm ist sie maßgeblich an der Auswahl der Filme beteiligt. Nach den Filmtagen in Solothurn reist sie mit auf die Berlinale, nach Linz und nach Graz. Dort sichtet sie nicht nur Filme, sondern sammelt auch Ideen und knüpft Kontakte. "Wir sind zwar ein kleines Festival, aber wir sind bekannt", erzählt sie. Es mache sie stolz, dass man überall positiv über das Fünfseen-Festival und seine besondere Atmosphäre spricht.

Wie Zahnräder müssten die einzelnen Bereiche ineinandergreifen

"Aber was ich mache, funktioniert nur, weil an allen Posten Leute sind, die professionell arbeiten und selber denken." Wie Zahnräder müssten die einzelnen Bereiche ineinandergreifen, erläutert sie, irgendwann laufe es dann von selbst. Auf die Frage, wie viele Arbeitsstunden für sie in einem Festival stecken, hat sie keine Antwort: "Einfach, weil ich die Stunden nicht zähle. Die Qualität steht für mich über allem." Sie genieße die Arbeit vom ersten bis zum letzten Tag. Natürlich gibt es Momente, in denen es ihr alles zu viel wird. Aber wenn die Besucher sich am Ende bedanken und ihr sagen, wie schön es war, dann sind diese Momente vergessen.

Derweil hat Osterauer hat eine Liste angelegt, in der sie eingetragen hat, was besonders schön war und was im kommenden Jahr verbessert werden könnte. Alles wieder auf Kurs, mit dem Blick auf die Welt als Motor, den sie im Studium geschärft hat. Darum, sagt sie, gehe es ja schließlich auch beim Film.

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