Filmtipp des Tages:Nazis, Dichter und Denker

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Konnte man im Dritten Reich ein Nazi sein und gleichzeitig gute Kunst schaffen? Anatol Regnier geht dieser Frage nach. (Foto: Piffl Medien GmbH)

"Jeder schreibt für sich allein" beleuchtet ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte: Das Selbstverständnis von Schriftstellern und Autoren im NS-Regime.

Von Katja Sebald, Starnberg

Als "Hitlerfrischler" wurden im Nachkriegsdeutschland die Schriftsteller beschimpft, die während der NS-Zeit ins Exil gegangen waren. Nicht jeder hatte so viel Mut und Zivilcourage wie Oskar Maria Graf, der den Nazis sein heroisches "Verbrennt mich!" entgegenschleuderte. Was aber geschah mit jenen Autoren, die in Deutschland blieben? Wer im Dritten Reich publizieren wollte, musste Mitglied der "Reichsschrifttumskammer" werden. War man als Dagebliebener, wie man sich auch drehte und wendete, Teil des Systems? Wie war das Selbstverständnis von Schriftstellern wie Gottfried Benn und Schriftstellerinnen wie Ina Seidel als Repräsentanten des deutschen Geisteslebens? Hielten sie Kontakt zu emigrierten Kollegen? Und wie stellten sie sich zur Verfolgung und Deportation der Juden?

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Anatol Regnier, 1945 in Ambach am Starnberger See als Sohn des Schauspielerpaars Pamela Wedekind und Charles Regnier geboren, fand vor Jahren im Nachlass seiner Mutter Briefe und andere Zeugnisse ihrer engen Verbindung zu den Kindern von Thomas Mann. Seine Großmutter Tilly Wedekind, ebenfalls Schauspielerin und Witwe des Dramatikers Frank Wedekind, hatte während der NS-Jahre ein Verhältnis mit Gottfried Benn. In mehreren Büchern widmete sich Regnier zuerst der Geschichte seiner Familie, schrieb dann in "Wir Nachgeborenen" über die Kinder berühmter Eltern und ging schließlich 2020 in "Jeder schreibt für sich allein" der Frage nach, ob man ein Nazi sein und gleichzeitig gute Kunst schaffen konnte. Das Buch, für das er in Schriftstellernachlässen und Verlagskorrespondenzen recherchierte, war Ausgangspunkt für Dominik Grafs gleichnamigen Dokumentarfilm. Nicht nur Regnier selbst, auch die Protagonisten von damals kommen ausführlich zu Wort.

Der Film läuft am Donnerstag, 24. August, um 20 Uhr im Kino Seefeld. Am Sonntag, 27. August, wird er noch einmal um 11 Uhr in Schlossberghalle in Starnberg gezeigt. Dann gibt es ein Filmgespräch mit Regisseur Dominik Graf, Buchautor Anatol Regnier und Produzent Felix von Boehm.

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