Kirche:"Frau Carolinenhaus" sagt ade

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Pfarrerin Birgit Reichenbacher verlässt nach 16 Jahren Starnberg und übernimmt die evangelische Kirchengemeinde Zorneding. Sie hat im Gemeindezentrum in Söcking Neuerungen eingeführt, die inzwischen selbstverständlich sind.

Von Sabine Bader, Starnberg

Insider nennen sie auch freundschaftlich "Frau Carolinenhaus". Und wirklich, Pfarrerin Birgit Reichenbacher ist mit dem evangelischen Gemeindezentrum Söcking besonders verbunden. Ein zweites Markenzeichen von ihr ist das hochrote Cabrio, ein VW Beetle, mit dem sie durch Starnberg kurvt. 16 Jahre ist Reichenbacher jetzt schon Pfarrerin in Starnberg und dort besonders für den Gemeindesprengel Söcking zuständig. Hier direkt neben dem Caronlinenhaus lebt sie auch. Jetzt aber sind ihre Tage in Starnberg gezählt, denn sie übernimmt von 1. März an die Pfarrstelle in Zorneding bei Vaterstetten mit 1650 Gläubigen. "Meine Zeit hier ist erfüllt", sagt Reichenbacher. Außerdem seien Pfarrer regelmäßig angehalten, sich zu verändern. Darum habe sie sich auf die Stelle in Zorneding beworben.

Natürlich wird ihr der Abschied von Söcking und ganz besonders vom Carolinenhaus mit allen Gläubigen schwer fallen. Viele Aktivitäten, die heute eine Selbstverständlichkeit sind, hat sie im Söckinger Pfarrzentrum eingeführt. Wie die allmonatliche Abendkirche, einen Gottesdienst mit frei gewählten Themen und die Lesenacht. Auch das jährliche Krippenspiel, das Reichenbacher selbst konzipierte, findet hier statt und auf dem Platz davor der Wochenmarkt. Das Caronlinenhaus, benannt nach Caroline, der ersten evangelischen Königin Bayerns, ist der Treffpunkt der gesamten kirchlichen Jugend. Hier trudeln die Konfirmanden genauso ein wie die Pfadfinder. Nach der Schule kommen wochentags auch die Hortkinder ins Carolinenhaus. "Ich liebe das quirlige Leben im Haus", sagt Reichenbacher. Sie vermietet das Gebäude auch für private Feiern. Schließlich muss ein wenig Geld in die Kasse kommen, denn immer wieder werden Stimmen laut, die fragen, ob man sich ein zweites Gemeindezentrum in Söcking eigentlich leisten kann.

Doch nicht nur die Jugend, auch die alten Leute liegen Reichenbacher am Herzen. Darum betreut sie auch das Rummelsberger Stift. "Ich bin eine Generalistin", sagt sie. Das beinhaltet die Begleitung der Gläubigen von der Taufe bis zur Bahre.

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Die 53-Jährige stammt aus Klosterreichenbach bei Freudenstadt im Schwarzwald. Sie macht nach dem Abitur eine kaufmännische Ausbildung und studiert anschließend Theologie in München, Münster und Tübingen. Ihre Vikariatzeit absolviert sie in München-Harlaching, danach ist sie eineinhalb Jahre als Seelsorgerin auf Malta tätig.

Als die damals 35-Jährige 2003 in Starnberg eintrifft, steckt die Kirchengemeinde in einer schweren Krise. Ein Initiativkreis aus Gläubigen will erreichen, dass der damalige Pfarrer in Starnberg bleiben kann, ein anderer Teil will dies verhindern. Kein leichter Start für die junge Frau. Sie positioniert sich dennoch. Und sie entscheidet sich letztlich auch für Starnberg und ein Familienleben hier. 2007 wird Sohn David geboren, 2008 heiratet sie Christoph Reichenbacher, den Vater des Buben. Er ist Pfarrer in München-Harlaching.

So sehr sich Birgit Reichenbacher jetzt auf die neue Stelle freut ("ich will selber mehr gestalten"), so sehr bedauert sie es auch, einiges nicht mehr zu Ende bringen zu können. "Ich hätte gern noch das 40-jährige Bestehen des Carolinenhauses gefeiert", sagt sie. Auch die diesjährige Konfirmation mit fast 50 Jugendlichen hätte sie noch gern gestaltet.

Am 26. Januar wird Birgit Reichenbacher offiziell in einem Gottesdienst in der Starnberger Friedenskirche verabschiedet, im Anschluss daran findet ein Fest im Gemeindesaal statt.

© SZ vom 02.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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