"Gemeinsam werden wir standhalten, getrennt werden wir fallen", heißt es in freier Übersetzung eines Songs der US-Band "Canned Heat", die 1970 mit "Let's Work Together" einen Top-Hit landete. Das Lied war zwar gecovert, Erfinder ist der Sänger Wilbert Harrison. Später machte Bryan Ferry "Let's Stick Together" daraus, ein Mineralölkonzern unterlegte einen Werbespot mit dem Song. Doch unabhängig davon, wer das Lied nun schöner vertonte: Zusammenarbeit ist so alt wie die Menschheit selbst. Ein Erfolgsmodell, das nach Zeiten von Corona, Home-Office, Maskenpflicht und Isolation wieder Zukunft hat - insbesondere mit Blick auf Anfahrtswege und Arbeitsort.
Ein neuer Trend auf dem Immobilienmarkt sind sogenannte Co-Working Spaces, eine relativ junge Geschäftsidee. Solche geteilte Büroräumlichkeiten zur Miete gibt es nun auch in Starnberg: Der Projektentwickler Ehret und Klein eröffnet an diesem Montag in der Gautinger Straße 1d ein innovatives Co-Working-Büro in edlem Design.
Auf 250 Quadratmetern Grundfläche entstand am Stammsitz von Ehret und Klein das "e + k cohub". Das Angebot wendet sich an Selbständige und Start-ups, an Digitalnomaden und Unternehmen, an Seminar- und Coachinganbieter, die allein oder im Team stunden-, tage- oder monatsweise Arbeitsplätze oder repräsentative Räume für Konferenzen, Verkaufsveranstaltungen oder allerlei Events bis zu 50 Personen anmieten möchten. Michael Ehret, einer der Firmengründer, schwärmt: "Das Cohub steht für eine neue Form der Arbeitsumgebung, die nicht nur die Kreativität, sondern auch den gemeinsamen Austausch beflügelt."
Mit dem Angebot möchten die Macher einen Raum schaffen, "in dem Menschen gerne zusammenkommen und sich über neue Projekte oder Geschäftsideen austauschen". Ehret ist überzeugt: Zu Hause oder in isolierten Büros wäre das nicht möglich. Ob in Starnberg tatsächlich Bedarf dafür besteht, wird sich noch herausstellen.
Ein Rundgang durch die Räumlichkeiten, in denen bis vor wenigen Monaten noch eine Corona-Teststation untergebracht war, bestätigt den hohen Anspruch. Vier unterschiedliche Raumtypen sind im Angebot: Eine "Relax-Lounge" mit gemütlichem Sofa und Arbeitsplätzen an Couch- und Hochtischen, abhörsichere Telefonzellen, zwei schallisolierte Kabinen ("Glass Cubes"), die sich für Videokonferenzen oder Aufnahmen von Podcasts eignen, sowie ein flexibel möblierbarer Konferenzraum mit modernster Kommunikationstechnik, futuristischen LED-Leuchten sowie Highend-Video- und Soundsystem. Dazu gibt es Getränke und kostenlose Parkplätze gleich vor der Tür.
Hybride Arbeitsplätze: eine professionelle Alternative zu Homeoffice oder Firmenbüro.
Co-Working Spaces verzeichnen, bedingt auch durch die Corona-Pandemie, enormen Zuwachs. Erfunden wurden sie im kalifornischen San Francisco, und zwar schon vor einiger Zeit. Seit 2005 werden sie als Entwicklung im Bereich "neue Arbeitsformen" gesehen. Hybride Arbeitsplätze bieten als sogenannte "dritte Orte" eine professionelle Alternative zu Home-Office oder Firmenbüro. Sie zeichnen sich durch Flexibilität, Unabhängigkeit und Zugänglichkeit aus. Anfang 2018 gab es in Deutschland nach Angaben des Vereins " Bundesverband Coworking Spaces" lediglich knapp über 300 Angebote, im Mai 2020 waren es schon 1268.
Der Verband sieht in multifunktionalen Begegnungsräumen einen "Indikator für innovative Kollaborationen und Ausbau persönlicher Netzwerke". Mittlerweile dürfte sich die Anzahl vervielfacht haben. Bei der " German Coworking Federation" (GCF) tut man sich schwer mit konkreten Zahlen, erkennt aber einen Trend: Nach dem ersten Hype in den Großstädten "holen die ländlichen Bereiche jetzt auf", sagt GCF-Vorstandsmitglied Christian Cordes und nennt als Beispiel das "Dorfgemeinschaftshaus 4.0": Multifunktionale und modern ausgestattete Gebäude für unterschiedliche Interessengruppen auf dem Land. Allerdings ist der Begriff Co-Working nicht klar definiert, eine DIN-Norm gibt es nicht. Somit könnte im weitesten Sinn auch eine Hotellobby, ein überzähliges Büro oder auch eine ruhige Ecke in einem Café mit Wlan als Co-Working Space gelten.
Ob sich das Angebot von Ehret und Klein rechnet, bleibt abzuwarten. Das "multiple Büro" ist ein Pilotprojekt, das sich womöglich auch für weitere Standorte empfiehlt. "Das Potenzial für Starnberg ist vorhanden", glaubt Ehret. Seine innovative Firma, die zuweilen auch mit unkonventionellen Projekten wie der pinken "Wiege" am Bahnhof See glänzt, hat nach eigenen Angaben eine halbe Million Euro ins "Cohub" gesteckt. Eine Auslastung von 50 Prozent "wäre gut". Die Tagesgebühr für Einzelpersonen kostet 30 Euro, der Monatsbeitrag 400 Euro. Gebucht wird übers Internet, auf der Homepage unter ek-cohubs@ehret-klein.de finden sich die Tarife. Für Fragen steht Cohub-Managerin Julia Bauer bereit.
Dass Ehret und Klein zur Eröffnung nun ausgerechnet den angestaubten Rock-Klassiker von Canned Heat spielen, ist zwar unwahrscheinlich. Doch unpassend wäre er nicht, in der Übersetzung heißt es: Mach' jemanden glücklich, lass' ihn lachen, lasst uns zusammen arbeiten und das Leben lebenswert machen. Come on, come on - let's work together.