Stickstoffdioxid:Luftverschmutzung in Starnberg: Widersprüchliche Messungen

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Die Umwelthilfe erfasst viel mehr Stickstoffdioxid in Starnberg als die Stadt selbst. Die Belastung ist demnach größer als in München.

Von David Costanzo, Starnberg

Ist die Luft in Starnberg vielleicht doch nicht so sauber, wie es die Untersuchungen im Auftrag der Stadt bislang nahelegen? Die Deutsche Umwelthilfe hat in bundesweit 233 Städten und Gemeinden - darunter auch in Starnberg und Herrsching - einen Monat lang gemessen, wie viel Stickstoffdioxid in der Luft liegt. Den Schadstoff stoßen vor allem Diesel-Fahrzeuge aus. Während der Umweltschutzverein am Ammersee Entwarnung gibt, schlägt er in der Kreisstadt Alarm.

Im Juni waren drei Messstellen in Starnberg errichtet. Der Grenzwert für Stickstoffdioxid beträgt über das Jahr gemittelt 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Zumindest in dem einen gemessenen Monat kommen die Umweltschützer in der Münchner Straße auf 54,6 Mikrogramm Stickstoffdioxid. Damit befindet sich die Messstelle auf dem bundesweit zwölften Platz der Luftverschmutzungsrangliste der Organisation, inmitten der höchst belasteten Stationen in Stuttgart und Hamburg und noch vor allen in München. Eine zweite Messstelle in der Münchner Straße schrammt mit 39 Mikrogramm des Schadstoffs knapp am Grenzwert vorbei. In der Hauptstraße kommt die Untersuchung auf 36,9 Mikrogramm.

Feinstaub und Stickoxid
:Aufatmen in Starnberg

Die Luft in der Kreisstadt ist sauberer als erwartet. Das zeigen achtmonatige Messungen an der Hauptstraße und der Hanfelder Straße. Vor zehn Jahren waren die Werte viel schlechter.

Von David Costanzo

In Nachbarkommunen fällt die Belastung wesentlich niedriger aus: In Neuried und Germering liegt sie bei 22 Mikrogramm, in Wolfratshausen dagegen bei 39,7 Mikrogramm. In Herrsching hatten die Umweltschützer bereits im Februar in der Mühlfelder Straße gemessen, hier kamen sie mit 20 Mikrogramm auf einen der bundesweit niedrigsten überhaupt festgestellten Werte.

Die Untersuchungen sind allerdings nur schwer mit offiziellen Erhebungen zu vergleichen: Gemessen wurde nur einen Monat lang, und die Messmethode mittels so genannten Passivsammlern - jeweils zwei Röhrchen, die am Straßenrand angebracht werden und mit einer Chemikalie den Schadstoff binden - ist nur eine von verschiedenen Möglichkeiten. Diese Messung sei jedoch erprobt, auch Behörden nutzen sie, argumentiert die Umwelthilfe. Bei dem "Citizen Science"-Projekt halfen auch Laien mit.

Die Ergebnisse stehen im krassen Widerspruch zu den städtischen Messungen eines Beratungsunternehmens. Dieses hatte im Juni im Umweltausschuss des Stadtrats die Ergebnisse für die acht Monate von Oktober bis Mai dargestellt. Eine Vergleichsmöglichkeit ergibt sich: In der Hauptstraße lag die Belastung in der städtischen Messung im Schnitt nur bei 26 Mikrogramm, während die Umwelthilfe im Juni wie beschrieben auf fast 37 Mikrogramm kam. Das Unternehmen konnte wegen der Urlaubszeit am Mittwoch keine Vergleichsdaten ebenfalls für den Juni bereitstellen. Bei der zweiten städtischen Messstelle in der Hanfelder Straße fällt die Belastung mit 21 Mikrogramm sogar noch geringer aus. Für den Spitzenwert der Umwelthilfe in der Münchner Straße fehlt ein Vergleich, weil dort keine städtische Messstation aufgestellt ist.

Die Umwelthilfe hatte die Belastung mit Feinstaub nicht untersucht. Zumindest nach den Messungen des Beratungsunternehmens im Auftrag des Rathauses fällt die Belastung an keiner Station ins Gewicht. Im Oktober könnte es mehr Klarheit zum Thema geben: Da soll der Gutachter seinen Jahresbericht im Stadtrat vorstellen.

© SZ vom 30.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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