Feinstaub und Stickoxid:Aufatmen in Starnberg

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Im vergangenen Oktober hat die Stadt die Messstation an der Hanfelder Straße aufstellen lassen. Hier ist die Luft sauberer als in der Hauptstraße. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Luft in der Kreisstadt ist sauberer als erwartet. Das zeigen achtmonatige Messungen an der Hauptstraße und der Hanfelder Straße. Vor zehn Jahren waren die Werte viel schlechter.

Von David Costanzo, Starnberg

Dass Stadtrat Franz Heidinger (Bürgerliste) Starnberg gleich zum Luftkurort ausrufen wollte, war natürlich ein Witz. Aber die Übertreibung hat einen wahren Kern: Die Luft in der Stadt ist sauber, die Belastung liegt weit unter den erlaubten Grenzwerten.

Das hat die achtmonatige Messung von Feinstaub und Stickstoffdioxid durch das Greifenberger Beratungsbüro Accon im Auftrag der Stadt ergeben, deren Ergebnisse der Gutachter Wolfgang Henry am Dienstag im Umweltausschuss vorstellte. Im Vergleich zu einer früheren Messung vor zehn Jahren ist die Verschmutzung deutlich zurückgegangen. "Wir werden uns vom Feindbild Auto verabschieden müssen", sagte Zweiter Bürgermeister Klaus Rieskamp (Parteifreie).

An zwei Stationen wurden die Messgeräte im vergangenen Oktober aufgestellt: an der Hauptstraße 4 und an der Hanfelder Straße 11. Untersucht wurden die beiden wichtigsten Schadstoffe Stickstoffdioxid und Feinstaub in den Partikelgrößen 10 und 2,5 Mikrometer.

Stickstoffdioxid

Hier gelten zwei Grenzwerte - ein kurzzeitiger und ein langfristiger. Kurzzeitig darf die Belastung bis auf 200 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft steigen, wobei dieser Betrag höchstens 18 Mal im Jahr überschritten werden darf. In Starnberg war dies in den vergangenen acht Monaten allerdings nie der Fall: An der Hauptstraße schwankten die Werte meist zwischen 10 und 70 Mikrogramm. Der Höchstwert mit 134 Mikrogramm wurde am 9. Mai um 8 Uhr morgens erreicht, die Ursache ist aber unklar. An der Hanfelder Straße ist die Luft sogar noch sauberer. Hier schwankten die Beträge bis etwa 60 Mikrogramm, der Höchstwert lag am 19. März bei 87 Mikrogramm.

Langfristig fordert ein Grenzwert im Durchschnitt eines Jahres höchstens 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Dieser Wert gilt laut Gutachter Henry als der strengere, der häufiger gerissen wird. In Starnberg kein Problem: In der Hauptstraße wurden zumindest in den acht Monaten der Messung ein Schnitt von 26 Mikrogramm erreicht. In der Hanfelder Straße sogar nur 21 Mikrogramm. Stadtrat Rieskamp sagte, dass vor zehn Jahren noch rechtswidrige 58 Mikrogramm gemessen worden seien: "Damals haben wir einen großen Schreck bekommen." Umso größer war nun die Erleichterung.

Feinstaub

Auch hier schreibt der Gesetzgeber kurz- und langfristige Grenzwerte vor. Der Tagesdurchschnitt von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft darf maximal 35 Mal erreicht werden. In der Hauptstraße geschah dies in den acht Monaten nur 13 Mal, in der Hanfelder Straße sogar nur sechs Mal. Der Jahresschnitt darf höchstens 40 Mikrogramm betragen. Er wurde nicht berechnet, da kein volles Jahr gemessen wurde. Der besonders feine Feinstaub mit einer Partikelgröße bis 2,5 Mikrometer wurde mit im Schnitt 13 und elf Mikrogramm an den Messstellen registriert, der Grenzwert liegt bei 25 Mikrogramm.

Die fehlenden Monate von Juni bis September dürften das Ergebnis laut Gutachter Wolfgang Henry allerdings kaum verschlechtern, denn mit Blick auf den Feinstaub fehle "das beste Drittel". Dass die Belastung im Winter am stärksten ausfällt, konnte er auch an der Starnberger Messkurve zeigen: Die höchsten Feinstaubwerte gab es im Februar und Mitte März, als Minustemperaturen und Trockenheit herrschten.

Hier komme eine Mischung zusammen aus Feinstaub auch aus den Heizungen und Streusalz, das unter den Reifen fein zerrieben werde. Das Wetter habe einen sehr starken Einfluss auf die Belastung, sagte Henry. Starnberg habe den Vorteil einer 58 Quadratkilometer großen Ebene ohne Abgase vor der Haustür - er spielte auf den Starnberger See an, der eine gut Entlüftung der Straßen bewirke. Darum gebe es nachts sehr niedrige Konzentrationen, während tagsüber die Immissionen "schon relevant" seien.

Bürgermeisterin Eva John (BMS) kündigte an, dass der Gutachter im Oktober die Jahresbilanz vorlegen werde. Manch ein Stadtrat hielt die Ergebnisse für so beruhigend, dass sich die Stadt eine weitere Messung sparen könne.

Aktuelle Messwerte: www.accon.de/starnberg

© SZ vom 14.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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