Bei Perchting:114 Briefe im Wald gefunden

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Der Fall der entsorgten Briefe im Wald ist noch immer nicht geklärt. Der Prozess gegen einen Zusteller geht vor dem Starnberger Amtsgericht in die nächste Runde. (Foto: Arlet Ulfers)

Ein Zusteller soll die Weihnachtspost im Dezember 2020 entsorgt und daraus Geld gestohlen haben. Doch er bestreitet weiterhin die Vorwürfe vor dem Starnberger Amtsgericht.

Von Christian Deussing, Starnberg

Ein Waldbesitzer und sein Sohn hatten die aufgeweichten 114 Briefe zum Jahresende 2020 im Unterholz bei Perchting entdeckt. Einige der unter Laub versteckten Umschläge waren aufgerissen. Es handelte sich vor allem um Weihnachtspost, die in der Starnberger Region entsorgt worden war. Der Verdacht fiel unter anderem aufgrund von GPS-Daten auf einen Fahrer eines Service-Partners der Post AG. Der Mann hatte damals auf der Tour fast täglich Briefkästen zwischen Huglfing und Starnberg entleert. Die Ermittlungen bestätigten den Verdacht, woraufhin der Zusteller wegen Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses einen Strafbefehl von 120 Tagessätzen zu 40 Euro erhielt, also von 4800 Euro.

Dem Münchner wurde laut Anklage auch vorgeworfen, aus sechs Briefen insgesamt 160 Euro entwendet zu haben. Doch der 38-Jährige bestritt auch am zweiten Prozesstag vor dem Starnberger Amtsgericht die Taten. Dieses musste sich nach knapp zwei Jahren am Montag erneut mit dem undurchsichtigen Fall befassen, zu dem Nachermittlungen notwendig gewesen waren.

Die Verteidigerin betonte, dass der Zusteller "immer einwandfrei und sorgfältig seine Arbeit erledigt" und auch eine Kontrolle nach dem Vorfall nichts ergeben habe. Die Anwältin wies zudem darauf hin, dass herausgekommen sei, dass in der fraglichen Zeit an dem Transporter gar kein GPS eingebaut gewesen sei. Allerdings habe sich auf dessen Streckendaten der "sehr eifrige Zeuge" der Post berufen, um den Fahrer zu überführen, sagte die Verteidigerin.

Der genannte Zeuge ist ein Mitarbeiter der Post-Security, der nun wieder in der Verhandlung aussagen sollte. Aufgrund der Touren- und Dienstpläne sei für ihn klar gewesen, dass nur dieser Fahrer die Briefe in dem Wald entsorgt haben könne, betonte der 62-jährige Postangestellte. Freitags führe die Tour an dem Fundort bei Perchting vorbei, zudem passten die Absender der entdeckten Sendungen zu der Route des Angeklagten: Diese seien unter anderem in Seeshaupt, Herrsching und Tutzing in Briefkästen eingeworfen worden, berichtete der Zeuge von der Post AG.

Es gibt noch andere Fahrer, die Briefkästen auf der Tour leeren

Trotzdem schienen auch der Staatsanwalt und die Richterin nicht überzeugt davon, dass tatsächlich der arbeitslose Angeklagte die Taten begangen hatte. Denn in der Region südlich von Starnberg sind auch andere Zusteller eingeteilt. Überdies hatte der beschuldigte Fahrer damals versehentlich einen Schlüssel an einem Briefkasten in Weilheim stecken lassen. Der Schlüssel wurde zwar von einem Kollegen noch am selben Tag entdeckt - doch der Bund war vom zuständigen Postbeamten erst zwei Tage später in der Weilheimer Filiale abgeholt worden.

Der Prozess wird am 17. Mai fortgesetzt. Geladen sind eine Ermittlerin und der Disponent des Post-Servicepartners.

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