Neue Medien:Starnbergs Zukunftswerkstatt

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Im April 2022 soll in den Räumen der ehemaligen VR-Bankfiliale in der Starnberger Hauptstraße ein "BayernLab" ans Netz gehen, in dem Schüler die digitale Welt erforschen und Bürger sich über Möglichkeiten der Digitalisierung informieren können

Von Peter Haacke

Wie das digitale Labor aussehen könnte, zeigt ein Blick nach Neustadt an der Saale. (Foto: novArte fotodesign)

Starnberg - Was lange währt, wird endlich gut, doch manche Dinge brauchen etwas länger als andere: Im Herbst 2017 hatte Markus Söder, seinerzeit noch Minister für Landesentwicklung, für Starnberg ein "BayernLab" angekündigt - eines von landesweit insgesamt 13 öffentlichen IT-Labore mit neuester Technik zum Anfassen, Virtual Reality, 3D-Druckern und Foto-Drohnen. Alles kostenlos und für alle. Doch der Ankündigung folgte zunächst einmal nichts mehr: Der Freistaat fand keine geeigneten Räumlichkeiten in Starnberg. Dieses Problem erledigte sich erst im Juni dieses Jahres, Heimat- und Finanzminister Albert Füracker teilte mit: "Der Mietvertrag ist unterschrieben." Das Starnberger BayernLab wird voraussichtlich im kommenden April seine Pforten in der ehemaligen VR-Bankfiliale in der Hauptstraße 21 öffnen.

Der Bauausschuss der Stadt Starnberg stimmte unlängst ohne weitere Debatte der beantragten Nutzungsänderung des Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung zu. Im Erdgeschoss der einstigen Bankfiliale entstehen auf rund 350 Quadratmetern Fläche Büroräume, ein Multifunktionsraum mit Lounge, Konferenz-, Server-, Lager- und Sozialraum mit Teeküche sowie ein barrierefreier WC-Bereich. Zudem sollen zwei Leuchtschilder an der Außenfassade des Hauses angebracht werden. "Das ist 'ne echt geile Kiste", befand Starnbergs Bürgermeister Patrick Janik, der sich auf die Zukunftswerkstatt freut. BayernLabs sind offene Informationsplattformen für Jedermann. Nach dem Motto "Anschauen - Anfassen - Ausprobieren" werden spezielle Themen in Sonderexponaten, Ausstellungen und Vorträgen aufbereitet. So werden beispielsweise modernes E-Government, eine IT-Wissensbörse und digitale Innovationen anhand praktischer Beispiele präsentiert. Schüler sollen die digitale Welt erforschen, Bürger sich über Möglichkeiten der Digitalisierung informieren können. Neueste Trends und Anwendungen können im Echtbetrieb gezeigt werden, geplant sind unter anderem auch Workshops und Vorträge.

Insgesamt sind 13 BayernLabs im Freistaat vorgesehen, mit Starnberg geht nun Nummer elf in Betrieb. Bereits bestehende Standorte sind Traunstein, Kaufbeuren, Dillingen und Vilshofen an der Donau, Eichstätt, Neumarkt in der Oberpfalz, Nabburg, Neustadt an der Aisch, Wunsiedel sowie Bad Neustadt an der Saale; es folgen noch Forchheim und Lohr am Main. Sobald der Umbau abgeschlossen und die Räumlichkeit eingerichtet ist, kann es in Starnberg losgehen, teilt Behördensprecher Julius Waldhof mit. Das BayernLab startet mit drei Mitarbeitern, reguläre Öffnungszeiten sind Montag und Dienstag von 10 bis 17 Uhr, Mittwoch von 14 bis 17 Uhr und Donnerstag von 10 bis 14 Uhr. Was der Umbau in Starnberg kosten wird lässt sich derzeit ebenso wenig beziffern wie die Gesamtkosten für das Programm.

In der ehemaligen VR-Bankfiliale in der Starnberger Hauptstraße soll im Frühjahr ein "BayernLab" seine Pforten öffnen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Im Fokus stehen Themen und Trends rund um die fortschreitende Digitalisierung - und zwar nicht als graue Theorie, sondern als erlebbare, bunte Praxis. "Die Gäste des BayernLabs Starnberg dürfen auf eine vielseitige Ausstellung und zahlreiche Exponate aus der digitalen Welt gespannt sein", erklärt Waldhof. "Die BayernLabs zeigen auf, was in der Digitalisierung angeboten wird und wie sich der Alltag dadurch ändert." Das Angebot soll fortlaufend erweitert, mit Sonderausstellungen ergänzt oder den regionalen Gegebenheiten angepasst werden. Themen und Schwerpunkte der Ausstellung entwickelt die Fachstelle am Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung zusammen mit dem BayernLab-Team in Abstimmung mit dem Bayerischen Heimat- und Finanzministerium. Bei einzelnen Themen werden auch weitere Fachstellen oder externe Partner mit eingebunden. Berücksichtigung finden Aspekte aus den Bereichen (Informations-)Technik, Pädagogik, Medien und Kommunikation.

Bislang hat das Landesamt für Digitalisierung laut Waldhof durchweg positive Erfahrungen mit bestehenden BayernLabs gemacht. Als aufgrund der Corona-Pandemie und des Lockdowns ein Besuch der BayernLabs nicht möglich war, "haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit viel Einsatz die BayernLabs einfach zu jedem nach Hause ins Wohnzimmer gebracht", sagt Waldhof. Hier nutzten die Labs ihr Wissen über digitales Arbeiten, Videokonferenzen und Shared Media. So wurde innerhalb kürzester Zeit ein Online-Programm ( www.bayernlab.online) auf die Beine gestellt, hinzu kam ein eigener Youtube-Kanal. Per Live-Stream können Zuschauer ihr Wissen erweitern und ihre Fragen direkt stellen. Die Themen reichen von Darknet über Digital Detox bis hin zu Social Media. Vorträge werden barrierefrei simultan in Gebärdensprache übersetzt. Alle Angebote der BayernLabs und von BayernLab Online sind kostenfrei. Der Freistaat will mit dazu beitragen, eventuelle Berührungsängste abzubauen "und gemeinsam in die digitale Zukunft zu starten".

© SZ vom 22.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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