Gastronomie in Starnberg:Neue Chance für den Bayerischen Hof

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Die Stadträte wollen den Zustand untersuchen lassen und klären, ob speziell das Café und der Biergarten wiedereröffnet werden können.

Von Peter Haacke, Starnberg

Wie geht es weiter mit dem Bayerischen Hof? Seit der Sperrung des denkmalgeschützten Gebäudes im Dezember und einer Nutzungsuntersagung durch das Landratsamt schießen die Spekulationen über den tatsächlichen Zustand des Hotels ins Kraut. Unbestritten ist die Sanierungsbedürftigkeit des 1865 erbauten Hauses, zahllose Mängel sind bekannt. Doch ein Abriss des ortsbildprägenden Hotels dürfte nach aktuellem Stand vorerst wohl kein Thema mehr sein: In der Bevölkerung wächst massiver Widerstand dagegen, was den Druck auf die Stadt als Eigentümerin erhöht. Der Bauausschuss befasste sich am Donnerstag erstmals seit der Sperrung öffentlich mit dem viel diskutierten Thema und verabschiedete einen Empfehlungsbeschluss an den Stadtrat, der sich am 26. April erneut mit der Sache befassen wird: Als erster Schritt sollen grundlegende Fragen geklärt werden.

Die jüngste Sitzung des Bauausschusses stieß auf ungewohntes Publikumsinteresse, rund 30 Zuhörer hatten sich unter Corona-Bedingungen mit Atemschutz in der Schlossberghalle eingefunden. Hochbau-Mitarbeiterin Christina Frei skizzierte zunächst die Ausgangslage für das Gebäude, das seit 1969 im Eigentum der Stadt ist und seit 1999 unter Denkmalschutz steht. Im Anschluss folgte eine Kurzfassung bereits vorliegender Stellungnahmen der Fraktionen CSU, FDP, Grüne, SPD und UWG, die ihre Überlegungen zur Zukunft des Hauses öffentlich gemacht hatten; Vertreter von WPS, BLS und BMS hatten sich bis dahin nicht geäußert.

Die Holzbalken des Hotels Bayerischer Hof sind nach 155 Jahren nicht mehr in Bestform. (Foto: Städtisches Bauamt)

Unbestritten sind diverse Mängel des Hauses beim Brandschutz. Der Betrieb im Dachgeschoss und in großen Teilen des zweiten Obergeschosses ist seit 2011 eingestellt. Das Gebäude ist laut Frei nicht auf Pfählen gegründet, sondern auf einem Magerbeton-Streifenfundament. Die Tragfähigkeit des Dachstuhls sei wegen Feuchtigkeit und Schädlingsbefall zumindest fragwürdig. Weitere Mängel beträfen nichttragende Innenwände, Balkone, die Holzbalkendecken an Alt- und Anbau, die Decken im zweiten Obergeschoss sowie Treppen.

Dabei hatte es wiederholt verschiedene Ansätze zur Rettung des Hauses gegeben. 2013 war dem Stadtrat 2013 ein Gutachten zur Dachstuhlsanierung vorgestellt worden. Zudem gab es Infos zur immobilienwirtschaftlichen Bewertung mit der Aussage, dass bei einer Hotelnutzung kein wirtschaftlicher Gewinn zu erwarten sei. 2017 beschloss der Stadtrat ein "Interessebekundungsverfahren", das Ergebnis blieb jedoch unter Verschluss. Und 2019 wurde eine Investorenausschreibung beschlossen, die bislang ebenfalls ergebnislos blieb.

Die Balken müssten dringend erneuert werden. (Foto: Städtisches Bauamt)

"Dass wir Handlungsbedarf haben, ist offensichtlich", sagte Bürgermeister Patrick Janik. Einigkeit herrschte im Gremium darüber, dass zunächst grundlegende Voraussetzungen geklärt werden müssen, um die beste Lösung für das 7500 Quadratmeter große Areal zu finden. Neben der Frage zur künftigen Nutzung dürfte die Finanzierung entscheidende Bedeutung haben. In der Debatte zeigte sich Franz Sengl (Grüne) irritiert über die Aussage der ehemaligen Bürgermeisterin Eva Pfister (BMS), die "jahrelangen Stillstand" und die Existenzgefährdung der bisherigen Pächter monierte. Das provozierte Angelika Kammerl (CSU): Sie kritisierte "Pachtverträge im illegalen Bereich", zudem habe Pfister die Problematik "wissentlich verschleppt und nicht behandelt". Janik mahnte daraufhin, den Blick besser nach vorn zu richten: "Alle früheren Bürgermeister waren böse, weil sie nichts gemacht haben", sagte er, "und jetzt ist der Janik der Böse, weil er was macht".

Der Bauausschuss segnete einhellig eine fünf Punkte umfassende Empfehlung an den Stadtrat ab. Abgesehen von einer Bündelung aller bereits vorhandenen Unterlagen soll eine umfassende Untersuchung der Gebäude Bayerischer Hof und Alte Oberschule (Villa Beierlein) die Standsicherheit und Sanierungsfähigkeit sowie die Möglichkeit der Wiedereröffnung klären - insbesondere für die Gastronomie inklusive Biergarten. Ein Verkauf der Grundstücke wird nicht angestrebt, allenfalls kommt eine Vergabe als Erbbaurecht in Betracht. Zudem soll die Verwaltung Abstimmungsgespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege sowie der Unteren Denkmalbehörde am Landratsamt aufnehmen. Der wichtigste Punkt aber dürfte sein: Bayerischer Hof, Alte Oberschule und das Rondell sollen in ihrem äußeren Erscheinungsbild zumindest erhalten bleiben. Alle weiteren Fragen zu künftiger Nutzung und Finanzierungsmöglichkeiten könnten erst danach beantwortet werden.

Die Stadtratsitzung beginnt am Montag um 18.30 Uhr in der Schlossberghalle. Dann können auch Bürger Fragen stellen.

© SZ vom 24.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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