Als einer der schönsten Plätze am Starnberger See gilt das "Lido" in Seeshaupt. Der Strand am Südufer wirkte jahrelang wie aus der Zeit gefallen, Brachfläche und ein legeres Biergartenlokal ließen viel Freiraum. Seit 1937 gehen Seeshaupter dort baden. Damals kaufte das Münchner Studentenwerk das sechs Hektar große Gelände. Nun aber hat das neue Luxus-Hotel das Areal gepachtet und mit einem umgelegten Baumstamm halbiert - eine Hälfte für Hotelgäste, die andere für die Öffentlichkeit. Das ärgert manche.
Hartmut Kärn geht seit Jahren dort baden. Der 79-Jährige beklagt, die Gemeinde habe bei der Baugenehmigung das in der bayerischen Verfassung verankerte Recht auf allgemeinen Zugang zum See nicht ausreichend abgesichert. "Warum hat der Gemeinderat bei der Genehmigung der Bauanträge nicht sofort klargestellt, dass der gesamte Badeplatz öffentlich bleiben muss?", fragt der Rentner. Obwohl Seeshaupt an einem fünf Kilometer langen Uferstreifen liege, seien außer am Lido nur noch jeweils 100 Meter in Schalleck, am Dampfersteg und am Campingplatz frei zugänglich. Kärn hält es für unverantwortlich, auch nur einen einzigen Meter Badestrand abzugeben. Zudem seien die Toiletten an Ruhetagen des Restaurants verschlossen, wo Fahrräder oder Autos parken dürfen sei völlig unklar, und Hunde sollten am Strand verboten werden.
Seeshaupt:Das soll das edelste Hotel am Starnberger See werden
Die Suiten können bis zu 400 Euro pro Nacht kosten: Der General Manager gewährt erste Einblicke in das schicke "The Starnbergsee Hideaway" in Seeshaupt.
Beim Luxus-Hotel mit dem Namen "The Starnbergsee Hideaway" betont man dagegen, dass es sich bei dem Areal um ein Privatgrundstück handelt, das man im Erbbaurecht übernommen habe. Investor Lars Kaiser bestätigt zwar, dass die Barriere eine Privatsphäre für die Hotelgäste schaffen soll, dass aber unmittelbar vor dem früheren Lido, dem heutigen "Haus am See", immerhin 40 von 80 Metern Ufer frei zugänglich blieben - inklusive des Stegs der Gemeinde. Kaiser klagt: "Leider mussten wir in den letzten Jahren sehr viel Neid und Missgunst ertragen." Das in der Verfassung verankerte Zugangsrecht beziehe sich auf Grundstücke im Besitz von Freistaat und Gemeinden. Auch die benachbarten Areale von Segelverein und Yachtclub seien vom Studentenwerk verpachtet und niemand beschwere sich, dass diese seit Jahrzehnten gesperrt seien.
Seit vergangenem Jahr wird das Restaurant als "Haus am See" von Sternekoch Thilo Bischoff betrieben, der dort größere Events bewirtet, für die sein "Ähndlhof" in Murnau zu klein wäre. Anfang des Jahres hat das Luxus-Hotel den Betrieb aufgenommen: Im Inneren ist alles fertig, die Außenanlagen sollen bis November bepflanzt sein. Kaiser betont zudem, dass er die genehmigte Schranke zum Grundstück nicht habe errichten lassen.
Auch Seeshaupts Bürgermeister Michael Bernwieser unterstreicht, dass Gelände und Badeplatz dem Studentenwerk gehörten. Derzeit werde nach Verträgen gesucht, die möglicherweise nach oder auch bereits vor dem Zweiten Weltkrieg abgeschlossen wurden. Diese müssten dann aber erst geprüft werden. Sicher ist laut Bernwieser, dass es ein Zugangsrecht für den Steg gibt - mit "Betonung auf Gang", sagt er, "also zu Fuß". Ein Recht zu parken - gleich ob Rad oder Auto - habe es noch nie gegeben. Auch den Toilettenbesuch hätten die jeweiligen Restaurantbetreiber immer nur aus Kulanz zugelassen. "Als die Toilette zuletzt während der Ruhetage von außen zugänglich war, wurde sie prompt von Vandalen verwüstet." Dass der Pächter dem einen Riegel vorschiebt, meint der Bürgermeister, sei ja nun nur allzu verständlich.
Im Übrigen, so sagt er, gebe es nur einige Meter weiter den öffentlichen Seeshaupter Gemeindebadeplatz, "mit Toilettenhäuschen, Kiosk und Kinderspielplatz". Auch Plätze für Auto oder Fahrrad finden sich dort - und Hundeverbotsschilder, damit die Wiese sauber bleibt.