Am Montagmorgen um halb elf sind die Tische in der Gaststube schon wieder eingedeckt. Statt Messern und Gabeln liegen Stäbchen auf den Tellern, statt Salz- und Pfefferstreuern steht überall eine Flasche mit dunkler Sojasoße in der Mitte. Das "Gasthaus Drexl", seit 1898 eine bayerische Traditionsgaststätte in Schondorf, ist seit Anfang April das "Shiro Sushi". "Vor allem die jüngeren Generationen finden's super", sagt Wirtin Sabine Pfeiffer. Das Eröffnungswochenende sei ein voller Erfolg gewesen. Viele Schondorfer seien vorbeigekommen, voller Neugier, wie die Neuen das prächtige Wirtshaus in der Landsberger Straße umgestaltet haben. Zuletzt war hier ein kroatisches Restaurant beheimatet, das vergangene Jahr über stand das Gebäude leer.
Die japanischen Spezialitäten, die wie kleine Kunstwerke anmuten, locken viele Gäste an. Doch es stehen auch europäische Speisen auf der Karte. Wie der "Drexl" soll auch das Sushi-Restaurant ein Platz für alle Schondorfer sein, weshalb es Roulade mit Spätzle und Blaukraut, Semmelknödel mit Rahmschwammerl sowie Linguine mit Trüffel oder ein veganes Süßkartoffelcurry gibt.
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Die größte Auswahl allerdings gibt es bei den Maki, Nigiri, Uramaki, Futomaki, Tempura Rolls und Eigenkreationen, welche die fünf Köche täglich frisch zubereiten. Georg Werner, der Eigentümer und Verpächter, der die Wirtschaft vor sieben Jahren aufgab, kam bereits zum Probeessen. Und auch der Stammtisch ist wieder besetzt. Wer kein Sushi mag, findet reichlich Alternativen - und der Brauereivertrag besteht nach wie vor mit der Kaltenberger König-Ludwig-Schlossbrauerei.
"Sushi ist ein aufsteigendes Gewerbe", erklärt Sabine Pfeiffer. Die 32 Jahre alte Restaurantfachwirtin aus Dießen führt das Lokal zusammen mit Vanessa Meyer. Die 20-Jährige hat in den vergangenen Jahren zusammen mit ihrer Mutter Larisa Keller das gleichnamige Restaurant in Landsberg geleitet. Das Schondorfer "Shiro Sushi" ist das zweite - und deutlich größere - Lokal, das die drei Frauen in unterschiedlicher Rollenverteilung nun betreiben. Shiro, das bedeutet im Japanischen "weiß" und symbolisiert das Licht, das Gute und das Neue, verrät ein Blick auf die ersten Seiten der Speisekarte.
Der Landsberger Chefkoch Radoslav Kamenski steht jetzt in Schondorf hinter der Sushi-Theke, in die Pfeiffer und Keller investiert haben. Sie haben darüber hinaus eine Kühlzelle angeschafft, viel reparieren lassen, selbst gestrichen - und "sehr, sehr viel geputzt". Die Bar im Saal ist komplett erneuert, alle anderen Möbel wurden übernommen. Die Holztische und-Stühle passen erstaunlich gut mit den frischen Deko-Elementen im asiatischen Stil zusammen. Etwa hundert Personen haben hier Platz, im Saal zusätzlich 160. Bislang ist der Festsaal alle zwei Monate für eine Tanzveranstaltung gebucht - künftig sollen auch wieder Hochzeiten, Trauerfeiern, Vereins- und Firmenevents stattfinden. Neues Leben soll auch in den Biergarten einziehen, der Pfeiffer besonders gut gefällt, "weil man nicht auf einer Kiesfläche, sondern auf einer Wiese sitzt".
Pfeiffer und Meyer wollen selbst für ihre Gäste da sein und werden im Restaurant den Service übernehmen. Ihr "Shiro Sushi" hat täglich geöffnet und von 12 bis 21 Uhr warmes Essen, "wir sind für unsere Hotelgäste ohnehin täglich im Haus", erklärt Pfeiffer. Die zwölf Zimmer werden derzeit noch renoviert und sollen ab Mai zur Verfügung stehen, erste Reservierungen gibt es bereits. Selbstverständlich können Speisen auch abgeholt werden, im Umkreis von 15 Kilometern sowie nach Herrsching liefert das Restaurant auch ins Haus. Dafür suchen die Chefinnen derzeit noch zwei Fahrerinnen in Festanstellung sowie jemanden, der die telefonischen Bestellungen entgegennimmt.
Ihr Sushi ist bereits schwer gefragt, ganz gleich, ob es die frittierten Lachs- oder Thunfisch-Rollen sind, die klassisch-schlichten Nigiri mit rohen Fisch-Streifen oder ausgefallene Kreationen wie "Volcano" oder "Vesuvius" mit frittierter Garnele oder Lachs, Frischkäse, Kimchi- oder Unagi-Soße. Um 15 neue Sorten haben Pfeiffer und Meyer das Angebot aus dem Landsberger Restaurant erweitert. Pfeiffer liebt sie alle: "Ich kann nichts empfehlen, was ich nicht selber mag." Preislich, so die Selbsteinschätzung der Geschäftsführerin, sei man im Vergleich mit der Konkurrenz in der Region recht günstig - gemessen an den qualitativ hochwertigen und aufwendigen Kreationen.