Schondorf:Ja, ich will - immer wieder

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Lilija Mamotenko hat schon mehr als 200 Paare in freien Zeremonien getraut. (Foto: Marie Hornbergs)

Lilija Mamotenko ist Hochzeitsplanerin und gehört zu den besten Traurednerinnen in Süddeutschland. Worauf es bei einer gelungenen Zeremonie ankommt - und wie sie selbst bald heiraten wird.

Von Carolin Fries, Schondorf

Wer zu Lilija Mamotenko kommt, um zu heiraten, der bekommt als Erstes die Frage gestellt: Was seht ihr, wenn ihr an eure Hochzeit denkt? Dann geht es meist um weiße Kleider, eine stimmungsvolle Zeremonie, festliches Essen und eine ausgelassene Feier mit Familie und Freunden an einem besonders schönen Ort. Lilija Mamotenko ist die Frau, die all die Träume wahr werden lassen kann, ganz gleich, ob Trauung am Ammersee, in den Bergen oder am Strand von Korsika, eher schlicht im Hippie-Style mit Gänseblümchen im Haar oder pompös mit Oldtimer im Schlossambiente. Die 37-Jährige ist Hochzeitsplanerin und freie Traurednerin und weiß: "Alles ist möglich." 20 000 Euro sollte man aber schon mal einplanen - ohne Kleid und Schmuck.

Klar, es geht auch weniger. Nicht umsonst habe sie zig Dienstleister in allen möglichen Bereichen an der Hand, sagt Mamotenko. DJs für 800 Euro und solche für 2800 Euro. Locations, die alleine fürs Buchen schon kosten, aber auch solche, bei denen man den Kuchen selbst mitbringen darf. "Ich gehe die Planung ganz pragmatisch an", sagt sie, "ohne rosarote Brille". Mamotenko hat jahrelang in der Gastronomie und der Veranstaltungsbranche gearbeitet, sie weiß, welche Informationen das Servicepersonal braucht, welche die Restaurantleitung, welche die Küche und welche die Hotelmitarbeiter. Und was die neuesten Trends sind: Audiobox, Champagner-Pyramide und dunkle Farben. Ganzheitlich und detailliert arbeite sie. "Total unromantisch", sagt sie und lacht. Emotional werde sie nur als Traurednerin. Dann sei auch ihre Stimme eine andere: "Viel tiefer und langsamer."

Mehr als 200 Paare hat die Schondorferin, die vor drei Monaten zu ihrem Lebenspartner nach Nürnberg gezogen ist, bereits in Zeremonien jenseits aller Konfessionen und Richtlinien getraut. Immer mehr Menschen entscheiden sich gegen eine kirchliche Trauung, wollen sich am Tag ihrer Hochzeit aber dennoch in festlichem Rahmen ihrer gegenseitigen Liebe versichern. Lilija Mamotenko hat vor fünf Jahren eine Ausbildung zur Traurednerin bei einem privaten Anbieter gemacht und ist der Überzeugung, inzwischen zu den besten ihrer Branche zu gehören.

Darum hat sie sich bei den Wedding King Awards, einer Preisverleihung der Hochzeitsbranche, beworben, der in diesem Jahr zum sechsten Mal stattfindet und Sieger in sechs Kategorien sucht: den besten DJ, die tollste Hochzeitstorte, die umwerfendste Brautmode und eben den oder die beste freie Traurednerin. Es gibt keine Jury, alleine das Publikum entscheidet per Online-Voting. Letzte Stimmabgaben sind bis Sonntagabend, 14. April, bei einer Liveshow auf Youtube möglich. Mamotenko könnte dabei als eine von drei Nominierten das Rennen für Süddeutschland entscheiden und stünde damit im November im bundesweiten Finale.

Was eine gute Hochzeit ausmacht? "Individualität", sagt Lilija Mamotenko. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Als Hochzeitplanerin habe sie so viele Zeremonien miterlebt und sich immer wieder gedacht: Das könnte man doch besser machen! Persönlicher, gefühliger, auch unterhaltsamer. Sie selbst hat sich inzwischen auf die Kennenlern-Geschichten der Brautpaare spezialisiert, sie stehen stets im Zentrum ihrer Rede. Weil die ersten Momente für immer unvergessen blieben, ganz besonders und verbindend seien. Doch sie fragt die Paare auch: Warum bist du geblieben, als die romantische Phase vorbei war? Was hat dich gehalten? "Dann sehe ich, wie die Menschen vor mir anfangen, emotional zu arbeiten", erzählt Mamotenko. Sie sei immer wieder begeistert von den Liebesgeschichten der Menschen, ganz gleich wie originell oder banal diese seien. "Es ist immer besonders."

40 bis 45 Minuten dauert ihre Traurede dann am Tag der Hochzeit, und Mamotenko weiß durchaus um deren Bedeutung. "Ich spreche das erste offizielle Wort an diesem Tag." Sie versuche stets, sowohl das Brautpaar als auch die Gäste einzubinden und zugleich auf das Fest einzustimmen. In der Regel hat sie es selbst organisiert. Manchmal passiert es, dass das Brautpaar oder die Gäste ihr applaudieren. "Das sind für mich besonders schöne Momente", so die Traurednerin. Einmal habe ein Bräutigam sie gebeten, einen Labrador in ihre Rede einzubauen. Eher ungewöhnlich, doch möglich, wie Mamotenko bewies. Als der Hund in ihrer Geschichte auftauchte, sei der Mann begeistert aufgesprungen. Ihre Rede bekommt das Brautpaar mit Fotos der Trauung als digitales Buch - und zur papiernen Hochzeit am ersten Jahrestag auch in gedruckter Form. "Ich finde, das ist eine schöne Erinnerung."

Für Heidi Rieb (links), Inhaberin des Restaurants "Fischer" in Stegen, macht Lilija Mamotenko die Veranstaltungsorganisation. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mamotenko ist mit Festen und Feiern aufgewachsen. Ihr Vater ist Russe, die Mutter Ukrainerin, ihre ersten Lebensjahre verbrachte sie in Lwiw. 1985 zog die Familie ins oberfränkische Wunsiedel, wo ihre Mutter den großen Saal des Hauses zu einer Art Kulturzentrum für russischsprachige Mitbürger aufgebaut habe. "Ich bin abends immer mit fröhlichen Stimmen, klirrenden Gläsern und Musik im Ohr eingeschlafen." Ihr selbst waren die Partys im Fichtelgebirge aber bald zu fad, weshalb sie mit 16 Jahren in eine Wohngemeinschaft nach Buchenau im Landkreis Fürstenfeldbruck zog und weiter nach Schondorf an den Ammersee, wo sie 19 Jahre lang blieb.

Sie absolvierte die Fachoberschule und studierte in Erding angewandtes Management. Das anschließende Wirtschaftspsychologie-Studium dagegen brach sie schon bald ab: Zu gut lief die Eventagentur an, mit der sie sich in der Alten Brauerei in Stegen am Ammersee selbständig gemacht hatte. "Ich habe früh gelernt, die Dinge in die Hand zu nehmen", sagt sie. Gejobbt habe sie immer irgendwo, unter anderem im Restaurant "Fischer". Heute betreibt sie nebenher die Veranstaltungsorganisation für die Inhaber Heidi und Martin Rieb. Mit vielen anderen Gastronomen kooperiert sie über ihre "Hochzeitsmacherei". "Man muss etwas tun, um seine Ziele zu erreichen." Auch das ist einer ihrer Leitsätze.

Sie selbst hat ihren Partner übrigens nicht auf einem ihrer vielen Feste kennengelernt, sondern über die Dating-Plattform Tinder. "Ich glaub', ich habe nur fünf Mal gewischt, dann war er schon da", erzählt sie. Beim ersten Treffen in Herrsching habe sie gewusst: "Das ist mein Mann." Vor wenigen Wochen habe er ihr am Strand von Korsika einen Antrag gemacht - und sie hat "Ja" gesagt. Ob sie denn nun auch ihre eigene Hochzeit plane? Nein, vermutlich nicht. Mamotenko kann sich vorstellen, dass die beiden Ende des Jahres "einfach durchbrennen nach Las Vegas". So herrlich Sektempfänge, Blumen-Dekorationen und der ganze Trubel auch sein mögen - nach fünf bis sechs Monaten braucht auch sie mal eine kurze Pause.

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