Schondorf:Feuer, Wasser, Erde, Luft und Kunst

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Andreas Kloker während seiner Performance "Vor Ostern". (Foto: Arlet Ulfers)

Andreas Kloker spielt in seinen Elementarzeichnungen mit den vier Elementen. Ziel des Schondorfer Künstlers ist es dabei, das Mysterium des ewigen Kreislaufs sichtbar zu machen.

Von Katja Sebald, Schondorf

Ostern ist mehr als ein verlängertes Wochenende im Frühling. Es ist auch mehr als ein Fest mit Ostereiern und Osterhasen. Für Christen stellt Ostern den Ursprung ihres Glaubens dar. Die Auferstehung Jesu ist ihnen das Symbol der Hoffnung und die Botschaft, dass am Ende das Leben über den Tod siegt.

Der Schondorfer Künstler Andreas Kloker nimmt den Frühlingsvollmond, der den Zeitpunkt des christlichen Osterfests bestimmt, zum Anlass für seine Performance "Vor Ostern". Seit vielen Jahren lädt er an drei Abenden in der Karwoche ins Studio Rose in Schondorf ein. Diesmal begleitet ihn Manfred Bilich mit meditativen Klängen.

Kloker will mit seinen "Elementarzeichnungen" das Mysterium des ewigen Kreislaufs sichtbar machen: Auf das Leben folgt der Tod, auf den Tod folgt neues Leben. Der Künstler arbeitet mit den vier Elementen Wasser, Erde, Feuer und Luft. Mit Wasser zeichnet er auf eine Schiefertafel. Der Schiefer steht für die Erde. Das Wasser verdunstet durch die Wärme im Raum, die stellvertretend das Feuer symbolisiert.

Und schließlich löst sich das Gezeichnete und Geschriebene in Luft auf. Das Vergehen und Entstehen, das Aufblühen der Natur und das Wachsen, dem man in diesen Wochen zusehen kann, hat eine Parallele in seinen Elementar-Zeichnungen: Auf der Tafel ergeben sich flüchtige Bilder, die sich praktisch sofort durch Wärme und Luft verändern, sodass sich während des Trocknens immer wieder neue Bilder ergeben, bis sie zuletzt ganz leise vergehen - und so den Raum für neue Bilder freigeben.

Die graue Schiefertafel, die Kloker an einer der Längsseiten des hohen Ausstellungssaals aufgebaut hat, hebt sich kaum von der dunkelgrauen Wandfarbe ab. Ein ebenfalls dunkelgrauer Teppichboden verstärkt die geschlossene und gedämpfte Raumatmosphäre noch zusätzlich. Am ersten Abend füllen sich die Stuhlreihen sehr schnell. Andreas Kloker hat auf dem Boden vor der Tafel seine Werkzeuge ausgebreitet und setzt sich auf einen mittig platzierten kleinen Hocker. Manfred Bilich nimmt seitlich Platz, neben sich einige wenige Klanginstrumente, auf dem Schoß ein sogenanntes Monochord, einen länglichen Resonanzkasten mit mehreren, auf den gleichen Ton gestimmten Saiten.

Der Saal ist am ersten Abend gut gefüllt. (Foto: Arlet Ulfers)

Jedes Ding, das in Klokers knapp einstündiger Performance zum Einsatz kommt, ist sorgfältig ausgewählt und hat seinen festen Platz, an den es immer wieder zurückkehrt. Der große breite Schwamm, mit dem die Tafel angefeuchtet wird und der kleine "Menschenschwamm", der als Schablone dient, um Figuren abzubilden.

Das Stück Kreide, das nur ein einziges Mal verwendet wird, um ein großes Unendlichkeitszeichen auf die Tafel zu zeichnen. Der Ventilator, der zuweilen den Trocknungsprozess beschleunigt. Der Künstler selbst, der sich auf seinen Hocker setzt und zusammen mit den Zuschauern die Verwandlungen betrachtet und den leisen Klängen lauscht.

Der Hocker, den Kloker vor einigen Jahren aus einem abgestorbenen Baum aus der Seefelder Eichenallee fertigte, und der blühende Zweig, der an diesem Abend im Wassereimer steht, symbolisieren das große Thema Werden, Vergehen und Werden zusätzlich auf der Ebene der Dinge. Auf der Tafel stellt Kloker es mit Individuen und Menschengruppen dar, die entstehen, sich miteinander verbinden, um dann - gemeinsam und doch jeder für sich - zu verschwinden. Es ist eine ruhige und beruhigende Choreografie aus Bewegungen und Linien, aus sachten Bildern und ebenso sachten Klängen, eine wohltuende Pause in unserer hektischen Zeit. Kein Spektakel und keine Sensationen, einfach nur ein kostbarer Moment der Stille vor Ostern.

"Vor Ostern" mit Andreas Kloker und Manfred Bilich findet noch einmal am Donnerstag, 28.3.2024, um 20 Uhr im Studio Rose, Bahnhofstraße 35, in Schondorf statt. Im Anschluss an die Performance gibt es Wein, Wasser und Brot.

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