Prozess:Pfleger versucht, Kollegin in der Nachtschicht zu vergewaltigen

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In einer Klinik am Starnberger See attackiert der 32-Jährige die 23-Jährige, die sich massiv wehrt. Der Mann wird auf Bewährung verurteilt.

Von Christian Deussing, Starnberg

Ein 32-jähriger Pflegehelfer aus einer ehemaligen Klinik am Starnberger See ist am Mittwoch vom Schöffengericht Starnberg wegen versuchter Vergewaltigung einer Kollegin, vorsätzlicher Körperverletzung, Bedrohung und versuchter Nötigung zu einer 15-monatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung und 40 Stunden sozialer Arbeit verurteilt worden. Der zuvor unbescholtene Mann gestand die Taten, die er an der Pflegehelferin begangen hatte. Damit ersparte der Angeklagte dem Opfer Aussagen im Prozess.

Die Nachtschicht im Juni 2015 muss für die damals 23-jährige Frau ein Albtraum gewesen sein. Laut Anklage hatte sie mit dem Kollegen, der erst seit Kurzem in der Klinik tätig war, auf ihrer Station allein die Nachtschicht. Schon die Zeit zuvor hatte er versucht, ihr mit Anrufen, Gesprächen und WhatsApp-Nachrichten näherzukommen. Er wurde jedoch abgewiesen, denn sie hatte schon einen Partner.

In dem zweiten, gemeinsamen Nachtdienst wurde der Mann immer zudringlicher: Er berührte die Pflegehelferin im Gang unsittlich am Hintern und an der Brust, was sie sich verbat. Gegen 5.30 Uhr nutzte der Angeklagte den Moment, als die Kollegin ihm am Computer im Schwesternzimmer etwas zeigen wollte. Der Anklage zufolge fasste der Mann ihr von hinten an den Busen, drehte ihr einen Arm um, hielt ihre Hände fest und drückte die 23-Jährige auf den Tisch, um sie zu vergewaltigen. Sie wehrte sich heftig, versuchte ihn zu beißen und trat nach dem aggressiven Mann, der ihre und seine Hose bereits heruntergezogen hatte. Wegen der Gegenwehr und Mitarbeitern, die zur Frühschicht auftauchen könnten, ließ der Angreifer dann aber vom Opfer ab, das sich nach der schlimmen Attacke krankschreiben ließ.

Der Täter wechselte bald zu einer anderen Klinik und warnte die Frau, zur Polizei zu gehen. Er würde ihr sonst das "Leben zur Hölle machen", hieß es dazu in der Anklage. Dabei merkte der Staatsanwalt auch an, dass der Mann "Probleme in Beziehungen zu Frauen" habe.

Doch erst zehn Monate später ging die Pflegehelferin zur Polizei - nachdem der Ex-Kollege sie vor der Klinik mit einem Messer bedroht und angekündigte hatte, sie und sich selbst umzubringen. In einer dreieinhalbstündigen Vernehmung gab er schließlich auch den massiven sexuellen Übergriff in der Klinik zu. Er habe sich Hoffnungen gemacht, weil sie sich mit ihren psychischen Problemen bei Pausen "geöffnet" habe, erklärte der Verteidiger - und der Angeklagte im blütenweißen Hemd und mit verschränkten Armen nickte leicht: "Es stimmt, ich dachte, trotz ihrer festen Beziehung, Chancen zu haben."

Die Taten würden ihm sehr leid tun und er werde "so einen Fehler nie wieder im Leben machen", beteuerte der Pflegehelfer in der Verhandlung. Er hat sich bei seinem Opfer, zu dem es keinerlei Kontakt gibt, schriftlich entschuldigt und 2750 Euro Schmerzensgeld sowie die Gebühr der Nebenklägerin übernommen, die das Opfer im Prozess vertrat. Das Urteil nahm der Angeklagte an.

Richterin Christine Conrad hatte betont, dass er die labile psychische Situation der Frau ausgenutzt habe, die sich ihm anvertraute. Bedenklich sei es zudem gewesen, dass der Mann sie nach erheblicher Zeit mit einem Messer bedroht habe. Das Gericht hielt aber sein reumütiges Geständnis für glaubhaft.

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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