Energiewende:Leuchtturmprojekt in Sachen Wärme

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An dieser Stelle im Südwesten des Mörlbacher Firmengeländes von Reiser Simulation und Training plant das Unternehmen um Gründer Wolfgang Reiser ein Nahwärmeprojekt in Kombination mit einer Kinderkrippe. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Firma Reiser plant in Mörlbach eine Nahwärme-Anlage, über die alle interessierten Privathaushalte im Ort Wärme beziehen können - ein Vorhaben mit Strahlkraft.

Von Sabine Bader, Berg

Die Gemeinde Berg ist bei regenerativen Energien schon immer vorn dabei: Nach den vier Windrädern in den Wadlhauser Gräben wird nun in Mörlbach ein weiteres zukunftsweisendes Energieprojekt gestartet. Initiator ist die Firma Reiser, die in Mörlbach Trainings-Cockpits zur Pilotenausbildung entwickelt und fertigt. Auf dem südlichen Ende ihres Betriebsgeländes will das Unternehmen ein eingeschossiges Gebäude errichten, dessen Untergeschoss einer Nahwärme-Anlage mit zwei großen Tanks für Hackschnitzel vorbehalten ist - über die nicht nur das Unternehmen mit seinen 200 Mitarbeitern selbst, sondern auch alle Mörbacher Eigenheimbesitzer mit Wärmeenergie versorgt werden können. In dem ebenerdigen Bau darüber soll eine neue Kindergrippe entstehen.

24 Eigenheimbesitzer haben sich laut Firmengründer Wolfgang Reiser bereits dazu entschlossen, ihren bisherigen Öl- oder Gas-Heizungsanlagen Ade zu sagen und stattdessen die örtlich produzierte Nahwärme zu nutzen. "Bei uns stehen dafür alle Zeichen auf grün", kündigte Reiser am Dienstagabend im Ausschuss für nachhaltige Entwicklung den Berger Gemeinderäten an.

Eine eigene Gesellschaft ist für das Projekt bereits in Gründung: die "Energie Mörlbach GmbH & Co KG". Die neu zu gründende Gesellschaft wird die 1937 Meter Kunststoffleitungen verlegen, durch die die Nahwärme zu den Privathaushalten in Mörlbach gelangt. Die Gesellschaft gräbt also nicht nur die Leitungen zu den einzelnen Haushalten, sie installiert auch die jeweiligen Übergabestationen - quasi die Schnittstellen zu den einzelnen Häusern.

Für alles, was im Haus selbst geschieht, ist der Privatkunde zuständig. Was die Größe der Anlage angeht, dürfte Kenner noch interessieren, dass die Anschluss-Leistung bei 953 Kilowatt liegt, die Vorlauftemperatur beträgt 80 Grad. Mit annähernd dieser Temperatur wird die Wärme auch bei den bislang 24 Anschlussnehmern in der Ortschaft ankommen.

Für das neue Gebäude selbst auf einer Fläche von 284 Quadratmetern sind im Untergeschoss zwei große Hackschnitzel-Bunker geplant, um die Versorgung der Bevölkerung stets sicherzustellen, erklärt Reiser. Vorgesehen sind auch zwei getrennte Brenner mit je 450 Kilowatt Leistung. Aber das neue Unternehmen geht noch weiter, man will für nahezu alle Eventualitäten gerüstet sein. Darum wird man zusätzlich auch einen Heizölbrenner für den absoluten Notfall installieren. "Ich hoffe, dass der so gut wie nie gebraucht wird", sagt Reiser.

Im Frühjahr 2025 soll die Anlage ans Netz gehen

Die neue Gesellschaft soll bereits Ende März arbeitsfähig sein. Im Frühjahr kommenden Jahres will diese dann mit dem Bau des Gebäudes und der Anlage fertig sein. So kann die Nahwärme Mörlbach wohl schon im Frühjahr 2025 ans Netz gehen. Und die Kinderkrippe kann dann ebenfalls ihren Betrieb aufnehmen: Reiser rechnet damit, dass man rund die Hälfte der Plätze mit Kindern von Firmenmitarbeitern besetzen wird, die andere Hälfte der Plätze könne dann die Gemeinde vergeben.

Was die finanzielle Dimension des Projekts betrifft, so geht Reiser von circa 1,781 Millionen Euro aus. Gerechnet wird mit einer Förderung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Höhe von 40 Prozent. Das entspricht rund 712 000 Euro. Die Gesellschaft rechnet damit, eine Kommanditisten-Einlage von rund 550 000 Euro zu erhalten. Kommanditisten sind unter anderem die einzelnen Anschlussnehmer. 520 000 Euro sollen nach aktueller Berechnung fremdfinanziert werden. Reiser hofft, dass die Gemeinde zu den Gründungskommanditisten zählen wird. "Das wäre großartig", sagte er in der Ausschusssitzung.

Dass diese Hoffnung nicht unbegründet ist, zeigte die anschließende kurze Debatte. Er selbst stehe dem Projekt absolut positiv gegenüber, bekräftigte Bürgermeister Rupert Steigenberger (BG). Und dann direkt an Reiser gewandt, meinte er: "Ohne Sie wären wir nicht so weit gekommen." Dies sei nur Reisers großem Engagement in dieser Sache zu verdanken. Bergs dritte Bürgermeisterin, Elke Link (QUH), sprach gar von einem "Leuchtturmprojekt".

Am Montag, 8. April lädt die "Energie Mörlbach GmbH & Co KG" um 19 Uhr alle potenziellen Anschlussnehmer und Interessenten in die Räume der Mörlbacher Firma "Reiser Simulation und Training" ein.

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