Nahverkehr:Wie Busfahrer von der MVV-Tarifreform profitieren

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Durch die neuen Zonen sinken für viele nicht nur die Preise für die Monatskarte. Auch beim Umsteigen in den Bus muss nicht mehr nachgestempelt werden.

Von Michael Berzl, Starnberg

Die Strecke mit dem Bus kostet oft extra. Das ist eine der Tücken des bisher gültigen MVV-Tarifsystems. Wer zum Beispiel von Söcking über Starnberg nach München fährt, muss für die Strecke bis zum S-Bahnhof einen zusätzlichen Streifen abstempeln. So ist das auch in anderen Orten im Fünfseenland, in Buchendorf etwa oder in Hochstadt, wo es viele vorziehen, mit dem eigenen Auto nach Weßling zu fahren, um dann erst in ein öffentliches Verkehrsmittel umzusteigen. Aber nur noch diese Woche. Mit dem Fahrplanwechsel am kommenden Sonntag, 15. Dezember, der für die meisten Pendler finanzielle Vorteile bringt, ändert sich das. Im neuen System des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) liegen Söcking und Starnberg, Buchendorf und Gauting, Hochstadt und Weßling in einer Tarifzone. Der Extrastreifen fällt meistens weg, die Fahrt in die Stadt wird billiger.

"Das sind wirkliche Errungenschaften", sagt dazu Susanne Münster, die als Verkehrsmanagerin im Starnberger Landratsamt an den zum Teil schwierigen Verhandlungen vor der umfassenden Tarifreform beteiligt war, die nun in Kraft tritt. Es sei ein lange gehegter Wunsch in vielen Gemeinden gewesen, dass der Bus auch bei der Preisgestaltung besser an die S-Bahn angebunden wird. Dass das gelungen ist, dass nun fast überall Orte in einer Zone mit der Hauptgemeinde liegen, darauf ist sie stolz. Und sie glaubt, "dass sich an dem Punkt die Tarifreform bemerkbar macht". Indem mehr Kunden für die Fahrt zum Bahnhof den Bus nutzen und das Auto stehen lassen. Preislich bringt es dann nichts mehr, etwa die erste Etappe von Hochstadt nach Weßling mit dem Auto zurückzulegen. Wer gleich den Bus nimmt, spart sich außerdem am Bahnhof die Suche nach einem Parkplatz.

Ersatzfahrplan: Die Buslinie 955 fährt zwischen Weßling und Hochstadt nur im Zwei-Stunden-Takt. (Foto: Georgine Treybal)

Insgesamt ist Münster regelrecht begeistert von dem neuen System: "Es ist individueller, flexibler und ein Stück gerechter", findet sie. Und für die meisten zum Teil deutlich günstiger. Auch Landrat Karl Roth schwärmt in seinem Grußwort in einem Infoblatt über die neuen Preise von "den neuen, einfacheren und grundlegend günstigeren Tarifen." Grundlage ist eine neue Einteilung des MVV-Gebietes in sieben Tarifzonen.

Ein Beispiel: Herrschinger, die nach München pendeln, müssen für die Isarcard künftig 40 Euro pro Monat weniger bezahlen. Angesichts solcher Zahlen kann Verkehrsmanagerin Münster schon mal in Begeisterung ausbrechen: "Das ist doch der Hammer, das ist eine echte Hausnummer." Die Preissenkung fällt besonders deutlich aus, sie ist aber nicht die einzige. In Starnberg kostet die klassische Pendlerkarte künftig 113,40 statt 127,80 Euro. Wer in Gauting oder Geisenbrunn in die S-Bahn einsteigt, um zum Marienplatz zu fahren, muss nur noch drei Streifen abstempeln; zum Flughafen sind von Starnberg oder Herrsching aus sieben statt acht Streifen fällig.

Günstigere Tarife haben geringere Einnahmen zur Folge, darum müssen Freistaat, Landeshauptstadt München und Landkreise im Verbund insgesamt einen Zuschuss von 70 Millionen Euro aufbringen. Im Starnberger Kreishaushalt sind dafür 670 000 Euro eingeplant. Weitere Kosten für den Landkreis bringt das 365-Euro-Ticket, das die Gesellschafterversammlung am Freitag beschlossen hat und das im kommenden August erstmals angeboten werden soll. Verkehrsmanagerin Münster veranschlagt den Ausgleichsbetrag auf etwa 520 000 Euro. Im Landkreis Starnberg würden etwa 4300 Schüler davon profitieren, die bisher Gratis-Monatskarten bekommen und künftig stattdessen das Ticket erhalten würden, das im ganzen Verbundsystem gilt.

Der Malwettbewerb für das Titelbild des Fahrplans im Landkreis Starnberg ist diesmal unter den Viertklässlern der Carl-Orff-Grundschule in Andechs ausgetragen worden. Siegerin wurde Eva-Maria Rehdes (Mitte), auf Platz zwei und drei kamen Vinzent Barth (2.v.li.) und Constantin Kraus. Das Foto zeigt sie mit dem Sprecher des Landratsamts, Stefan Diebl (li.), der Zweiten Bürgermeisterin Christine Hirschberger und Landrat Karl Roth. (Foto: Georgine Treybal)

Der Fahrplanwechsel bringt nicht nur eine neue Tarifstruktur, sondern auch einige Änderungen bei Buslinien im Landkreis Starnberg. So gibt es zum Beispiel auf der Linie 936 zwischen Gauting und Fürstenried unter der Woche um 12.30 Uhr eine weitere Abfahrt beim Schulzentrum. Auf der Linie 950 wird eine neue Haltestelle an der Gewerbestraße in Herrsching eingerichtet, und der Bus mit der Nummer 958 hält künftig auch beim Sportplatz in Erling. Auch auf der Linie 928 werden neue Haltestellen eingerichtet.

© SZ vom 09.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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