Straßensperrung:Verzögerung bei Bauarbeiten am Würmufer

Lesezeit: 2 min

So wird das Würmufer wieder stabil: Filip Dub und Peter Juzek platzieren die Stahlarmierung in einem ausbetonierten Bohrloch. (Foto: Nila Thiel)

Im Mühltal ist gerade ein großer Bohrer im Einsatz. Auf einer Strecke von knapp 150 Metern werden lange Betonpfähle im Erdreich verankert. Frühestens Anfang Oktober können Autofahrer die Strecke zwischen Starnberg und Gauting wieder passieren.

Von Michael Berzl, Starnberg

Neun Meter schraubt sich der Bohrer am Würmufer in die Tiefe, dann quellen am oberen Ende die ersten Erdbrocken aus dem offenen Rohr heraus. Bohrmeister Peter Gadletz aus Schrobenhausen drückt kurz auf die Hupe. Das ist das Signal für einen Kollegen: "Jetzt kommt der Beton." Der Mischer steht schon bereit, durch einen dicken schwarzen Schlauch wird der Beton in das Bohrrohr gepresst, während drinnen eine Förderschnecke weiteres Erdreich nach oben herausdrückt. Dann raus aus dem Boden mit dem 60 Zentimeter dicken Rohr und rein mit einem kolbenförmigen Stahlgeflecht in den Beton. Und fertig ist Nummer 70. "Ganz einfach eigentlich, aber ein bisschen kompliziert", kommentiert Laszlo Gara schmunzelnd das Verfahren. Mit seinem Betonmischer bringt er Fuhre um Fuhre aus Unterbrunn heran. Gute sechs Kubikmeter passen rein; das reicht für etwa zwei Bohrlöcher.

Seit Tagen geht das so. Schon senkt sich der Bohrer auf die nächste markierte Stelle, die beiden Arbeiter Filip Dub und Peter Juzek messen mit dem Meterstab nach, und dann schraubt sich das Roher wieder in die Tiefe. Mitte nächster Woche werden die Spezialisten der Tiefbaufirma Schaubeck aus Mainburg mit dieser Arbeit fertig sein. Insgesamt 117 Betonsäulen werden das Würmufer an der Straße zwischen Gauting und Starnberg dann stabilisieren. Alles in allem entsteht ein Gebilde, das aussieht wie ein riesiger Kamm: Mit neun Meter langen Zinken im Abstand von jeweils 1,25 Metern und oben drauf einem sogenannten Kopfbalken; darunter ein mit Spritzbeton stabilisierter Streifen. Doch die Straßensanierung ist damit noch nicht abgeschlossen.

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Ein Teil der extra für die Arbeiten aufgeschütteten Böschung muss wieder abgetragen werden. Betonquader, die vorübergehend zur Befestigung am Rand der Würm im Wasser platziert wurden, werden wieder herausgehoben. Dafür wird eine neue Uferbefestigung aus sogenannten Flussbausteinen errichtet, die später bewachsen wird. Die Fahrbahn mitsamt Untergrund muss anschließend in dem Bereich erneuert und asphaltiert werden. Danach können die Leitplanken installiert werden. Bis alle Arbeiten abgeschlossen sind, vergehen wohl noch etwa fünf Wochen. Mit einer Freigabe der Strecke durch das Mühltal rechnet Florian Sendl erst Anfang oder Mitte Oktober. Er ist als Sachgebietsleiter im Staatlichen Bauamt in Weilheim für die Planung und den Bau von Straßen im Landkreis Starnberg zuständig.

Mit schwerem Gerät werden in die Uferböschung der Würm insgesamt 117 Löcher gebohrt und mit Beton gefüllt. (Foto: Nila Thiel)
Danach drücken die Mitarbeiter einer Spezialfirma aus Mainburg Stahlarmierungen in den noch flüssigen Beton. (Foto: Nila Thiel)

Die aufwändige Sanierung im Mühltal ist notwendig, weil die Fahrbahn am Würmufer den Halt verloren hat und abgerutscht ist. Auf Höhe einer Fischzucht haben sich immer wieder deutlich sichtbare Risse im Asphalt gebildet; über Jahre hinweg wurden die Schäden beobachtet und untersucht. Schließlich wurde die Straße halbseitig gesperrt, der Teil zur Würm hin konnte nicht mehr benutzt werden.

Mit Verzögerung haben im Juli die Bauarbeiten begonnen, seither ist die Durchfahrt auf der sonst stark befahrenen Staatsstraße gesperrt. Autofahrer kommen von Starnberg aus nur noch bis zu dem ehemaligen Gasthof Forsthaus Mühltal und von Gauting aus bis zum Wanderparkplatz bei der sogenannten Heidekurve. Bei der Abzweigung nach Königswiesen wird bereits auf Sperrung und Umleitung hingewiesen. Trotzdem versuchen immer wieder Autofahrer, ob sie nicht doch durchkommen und müssen dann wenden, weil schweres Baugerät die komplette Fahrbahn versperrt.

Die Straße durch das Mühltal ist noch Wochen gesperrt. Mit einer Freigabe rechnet das Staatliche Bauamt erst Anfang oder Mitte Oktober. (Foto: Nila Thiel)

Radler hingegen können seit bald zwei Monaten Touren durch ein fast autofreies Mühltal genießen. Und viele von ihnen ignorieren die Straßensperrung. Das mag abends und am Wochenende kein Problem sein, tagsüber jedoch können sie den Arbeitern in die Quere kommen. "Bei schönem Wetter waren es jeden Tag 100 Radler, und mit jedem Diskussionen, ob er jetzt hier vorbei kann oder nicht", ärgert sich Bohrmeister Gadletz. Dabei gibt es jenseits der Würm einen offiziellen Radweg. Der ist allerdings etwas holpriger als die Straße und wohl weniger geeignet für ein Rennrad mit schmalen Reifen und Carbon-Rahmen.

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