Gauting:Müll und Scherben nach Jugendpartys an der Würm

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Bier- und Weinflaschen bleiben einfach liegen, wenn Jugendliche an ihren Treffpunkten an der Würm feiern. (Foto: Kornelia Kampmeier/oh)

Während anderorts Alkoholverbote verhängt werden, reagieren Rathaus und Polizei bislang abwartend.

Von Michael Berzl, Gauting

Leere Schnapsflaschen, ein ganzer Bierträger in der Würm, haufenweise Müll und viele Scherben: Das sind die Hinterlassenschaften, die im Extremfall aufzufinden sind, wenn Jugendliche in Gauting an der Würm feiern. Aufgeräumt wird nach solchen Partys im Freien kaum oder gar nicht. "Seit Corona ist das eskaliert. Das hat eine neue Stufe erreicht", stellt Kornelia Kampmeier fest. Sie ist Jägerin im Gautinger Revier und kennt sich daher in den Fluren der Gemeinde gut aus; ihr Ehemann Alexander ist ebenfalls Jäger und engagiert sich zudem seit Jahren als Naturschutzwächter.

Ein Beispiel für die Konsequenzen des jugendlichen Leichtsinns: Ein Kasten mit leeren Bierflaschen sei unter einem Heuhaufen versteckt gewesen. Beim Pressen zu Ballen sei das Leergut in der Maschine zusammengequetscht worden. Alles sei voll Scherben gewesen.

Wegen solcher Feierexzesse gelten an einigen Badeplätzen am Wörthsee nun von der Gemeinde verhängte Alkoholverbote. In Gauting hingegen reagieren Rathaus und Polizei eher abwartend und setzen auf Überzeugungsarbeit. "Grundsätzliche oder dauerhafte Verbote würden unseres Erachtens nur zur Verdrängung auf andere Flächen führen", erklärt dort der Ordnungsamtsleiter Michael Groth. Währenddessen beobachtet der kommissarische Inspektionsleiter Andreas Ruch, dass sich die Situation seit Beginn der Sommerferien ohnehin beruhigt hat; auch das nasskalte Wetter könne dazu beigetragen haben.

Am schlimmsten war es wohl in der letzten Juliwoche, als offenbar Jugendliche aus dem ganzen Würmtal in Gauting das Ende der Schule feierten. An einem Mittwochabend waren gleich mehrere Polizeistreifen im Einsatz, um ein Treffen von etwa 70 Jugendlichen aufzulösen. Mehrere Plätze an der Würm haben sich als Lieblingstreffpunkte herauskristallisiert: Der offizielle Grillplatz am Rand von Gauting, der Fuchssteg mitten im Grubmühler Feld und ein Fleckchen am Bachufer unweit von Stockdorf. Polizeihauptkommissar Ruch hat festgestellt, dass ein Großteil der Partygäste nicht aus dem Ort kam, sondern aus der Umgebung. "Die waren außer Rand und Band", glaubt Kornelia Kampmeier angesichts der Folgen. "Für solche Ausfälle ist keine Entschuldigung zu finden", meint sie und appelliert vor allem an die Verantwortung der Eltern.

Im Rathaus gibt es sogar ein gewisses Verständnis: "Nach der langen Durstphase in den beiden Coronajahren ist wohl ein rechter Feierhunger entstanden", meint Ordnungsamtsleiter Groth; das sei nachvollziehbar. Angesichts von "Müllorgien" denke aber auch die Gemeinde über Lösungswege nach, zunächst aber im Austausch, wobei der Jugendbeirat eine Rolle als Ansprechpartner übernehmen könnte. Auch die Schaffung von "Ersatzangeboten" hält Groth für wichtig. So habe sich die Gemeinde nachhaltig dafür eingesetzt, dass das Kulturspektakel stattfinden kann, und den Skaterpark attraktiver gestaltet.

© SZ vom 12.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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