Um kurz nach ein Uhr nachts ist Holger Albertzarth am Montagmorgen raus aus dem Landratsamt, um acht Uhr morgens wieder rein. Der Starnberger Kreiswahlleiter hat alle Hände voll zu tun bis zum Donnerstagnachmittag. Erst dann wird der Stimmkreisausschuss zusammenkommen, um das Wahlergebnis festzustellen. Bis dahin gelten die Zahlen nur vorläufig. Warum das so ist, erklärt der Leiter der Rechtsaufsicht im Landratsamt im Interview.
SZ: Herr Albertzarth, wie oft und von wem müssen die vorläufigen Ergebnisse denn geprüft werden, bevor sie endgültig sind?
Holger Albertzarth: Die erste Schnellmeldung erhalten die Gemeinden ja telefonisch aus den Wahllokalen, die werden dem Landratsamt dann elektronisch aus den Rathäusern übermittelt. Wenn die Wahlvorstände aus den Wahllokalen dann ihre Unterlagen in den Rathäusern abgegeben haben und die dortige Überprüfung keine Beanstandung ergibt, erfolgt die zweite Schnellmeldung, in der Regel ist das am Montag. Im nächsten Schritt geben die Gemeinden dann die gesammelten Unterlagen im Landratsamt ab, wo sie erneut von sogenannten Prüfteams gecheckt werden. Die ersten Gemeinden haben schon abgegeben. Es wird natürlich nicht nachgezählt, vielmehr geht es darum, wie strittige Stimmen gewertet wurden, ob die Ergebnisse plausibel sind und mit den Schnellmeldungen übereinstimmen.
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Der Stimmkreisausschuss muss das dann noch abnicken. Was ist das für ein Gremium?
Der Stimmkreisausschuss ist das Organ, welches das Wahlergebnis des jeweiligen Stimmkreises feststellt. In Starnberg besteht er aus sechs Personen, die die Parteien prozentual zu den Ergebnissen der letzten Wahlen besetzen. Das sind aktuell zwei Vertreter der CSU, zwei von den Grünen sowie jeweils eine Person von FDP und Freien Wählern.
Matthias Vilsmayer von den Freien Wählern und die Grünen-Kandidatin Andrea Schulte-Krauss werden wohl erst am Dienstagnachmittag erfahren, ob sie es über die Liste in den Landtag schaffen. Warum dauert das so lange?
Die Landeslisten werden ja mit den Zweitstimmen erfasst. Der Landeswahlleiter braucht für die Auswertung zunächst einmal die Unterlagen aus den Stimmkreisen, also unsere Unterlagen aus dem Landratsamt. Dann beginnt das große Rechnen, das ist ziemlich kompliziert. Grob gesagt wird für die Parteien mit mindestens fünf Prozent für jeden Regierungsbezirk errechnet, wie viele der Sitze im Landtag ihnen zustehen und zwar nach Saint-Laguë/Schepers in Form des Divisorverfahrens. Hat also eine Partei zum Beispiel in einem Wahlkreis 50 Prozent der Erst- und Zweitstimmen gewonnen, erhält sie die Hälfte der Sitze, die hier insgesamt zu vergeben sind.
Pannen passieren immer wieder, bei den Kommunalwahlen 2020 musste Gauting nachzählen. Wie wahrscheinlich sind Fehler, wenn Menschen bis tief in die Nacht Kreuze auf Listen zählen?
Fehler passieren, das ist menschlich. Doch dass nachgezählt werden muss, ist die Ausnahme. Vielmehr muss mal ein Zahlendreher korrigiert werden. In Krailling wurde am Sonntag beispielsweise bis vier Uhr nachts noch ausgezählt, da ist man logischerweise nicht mehr so aufnahmefähig. Man muss bedenken, dass die Wahlvorstände schon sonntagsmorgens um acht Uhr beginnen. Sie werden dann zwar mittags abgelöst - doch abends treten wieder alle zum Zählen zusammen. Ich bin sehr dankbar, dass wir die Wahlhelfer haben, das ist eine wahnsinnig wichtige Aufgabe. Ohne sie könnten wir gar keine demokratischen Wahlen durchführen.