Landtagswahl:Jeder dritte Wähler im Landkreis Starnberg hat schon abgestimmt

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Der Trend zur Briefwahl setzt sich fort. Mit 619 Namen in 17 Listen ist der Stimmzettel diesmal besonders groß.

Von Michael Berzl, Hannah Maassen und Boris Messing, Starnberg

Der Wähler braucht dieses Mal besonders viel Platz. Gut einen Meter breit ist der graue Papierbogen, auf dem "Stimmzettel" steht, was angesichts der Ausmaße etwas untertrieben klingt. Ein Zettel mit insgesamt 619 Namen in 17 Listen ist es im Stimmkreis Starnberg. Zum Stimmkreis gehören bei der bevorstehenden Landtagswahl außer den Kommunen im Landkreis auch die Gemeinden Seeshaupt und Bernried. Diese große Auswahl an Kandidaten dürfte ein Rekord sein. So viele Vorschläge lagen jedenfalls bei den vergangenen Wahlen nicht vor. Wer sich damit genauer befassen will, muss sich Zeit nehmen. Viele Wähler wollen sich das in Ruhe zu Hause ansehen, ehe sie ihr Kreuz bei einer Partei und einem Kandidaten machen. Das mag ein Grund sein, warum die Briefwahl so beliebt ist wie nie zuvor. Wie eine Umfrage in den Rathäusern ergibt, setzt sich dieser Trend im Fünfseenland weiter fort. Ein Viertel bis ein Drittel aller Stimmberechtigten hat sich die Unterlagen schon schicken lassen. Berücksichtigt man noch die Wahlbeteiligung, die in Bayern zuletzt bei knapp 64 Prozent lag, wurde mehr als die Hälfte der Stimmen schon abgegeben.

Am höchsten ist der Anteil der Briefwähler in der Gemeinde Andechs. Wie der dortige Wahlleiter Peter Kirchbichler berichtet, haben sich etwa 1000 von insgesamt 2700 Stimmberechtigten die Unterlagen schon nach Hause schicken lassen. Seit der Bundestagswahl im vergangenen Herbst sei der Anteil nochmals angestiegen. In einem Wahllokal werden nur die Stimmzettel der Briefwähler ausgezählt, in den anderen vier die Ergebnisse der Urnenwahl.

Auf die Entwicklung, dass immer mehr zu Hause abgestimmt wird, müssen die Rathausverwaltungen mittlerweile auch bei ihren Vorbereitungen auf den Sonntag reagieren. Die Gemeinde Berg etwa zieht personelle Konsequenzen und verdoppelt die Zahl der Briefwahlbezirke auf vier. Mindestens jeder Dritte der 5900 Stimmberechtigten trifft dort seine Entscheidung schon in diesen Tagen daheim am Wohnzimmertisch. Wahlleiter Michael Klaßen rechnet außerdem damit, dass das Auszählen wegen der vielen kleinen Gruppierungen, die diesmal neben den etablierten Parteien antreten, besonders kompliziert wird und stockt daher die Zahl der Helfer in jedem Wahllokal von sieben auf neun auf. "Wir rechnen damit, dass es diesmal länger dauern wird", sagt er mit Blick auf den kommenden Sonntag.

Immer mehr Bürger stimmen lieber daheim als in der Kabine ab. Die Rathäuser reagieren darauf. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

In Weßling hat sich mehr als ein Viertel der 4000 Stimmberechtigten bis Ende dieser Woche die Unterlagen nach Hause schicken lassen. Eine eindeutige Zunahme bei den Briefwählern ist auch in der Stadt Starnberg zu verzeichnen, berichtet Sabine Schäfer, die Teamleiterin im Einwohnermeldeamt. Die Zahl bei der vorherigen Landtagswahl ist mit derzeit 5500 jetzt schon deutlich überschritten. Sie machen etwa ein Drittel der Stimmberechtigten aus. Entsprechend groß sind die vorgesehenen Kapazitäten; neun von 18 Teams befassen sich nur mit den per Briefwahl eingereichten Stimmzetteln.

Besondere Gründe sind nicht mehr notwendig, um eine Briefwahl zu beantragen. Das vermutet der Kraillinger Rathaus-Geschäftsführer Franz Wolfrum als einen Grund, warum diese Variante mittlerweile so beliebt ist. Die Tendenz ist auch dort steigend. Mehr als 1600 Kraillinger sind es jetzt schon, die sich die vier Zettel zum Ankreuzen nach Hause geholt haben. Stimmberechtigt sind dort laut Wolfrum 5740 Bürger. Insgesamt gibt es in der Gemeinde zwölf Wahlbezirke, acht für die Urnenwahl, vier für die Briefwahl. Fast hundert Wahlhelfer zählen dort die Stimmen aus. Sie erhalten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 40 Euro.

In Seefeld haben bis zum Donnerstag 1571 der insgesamt 5283 Stimmberechtigten Briefwahlunterlagen beantragt. Das sind fast 30 Prozent, "etwas mehr als vor fünf Jahren", sagt Renate Freese vom Sachgebiet Wahlen. Aber die Zahl werde kommende Woche noch wachsen, vermutet sie. Die Gemeinde Seefeld mit Oberalting, Hechendorf, Meiling, Unering und Drößling hat sieben Urnen- und vier Briefwahllokale. Und ausreichend Wahlhelfer, sagt Freese.

Auch in Feldafing steigt die Zahl der Briefwähler. Bis Ende dieser Woche haben schon etwa 1100 der insgesamt 3128 Stimmberechtigten die Unterlagen angefordert. Bei der Bundestagswahl vor einem Jahr waren es schließlich 1300. Katharina Goltz vom Wahlamt geht davon aus, dass es viele Wähler vorziehen, zu Hause ihre Kandidaten anzukreuzen.

In der Gemeinde Gauting dürfen knapp 14 300 Personen bei der Landtags- und Bezirkstagswahl abstimmen. Von ihnen haben bisher haben bereits mehr als 4400 die Briefwahl beantragt, berichtet Rathaussprecher Maximilian Olberding. Insgesamt rechne er mit einer in etwa gleichen Anzahl wie bei der Bundestagswahl im vergangenen Herbst, also etwa 5500 bis 6000. Über die Rückläufer kann er keine Angaben machen, da sie direkt in eine versiegelte Wahlurne gegeben und erst am Wahltag erfasst werden.

© SZ vom 08.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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