Starnberg:Auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Kommune

Lesezeit: 2 min

Fahrradzonen und -straßen lassen in Starnberg auf sich warten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mit bescheidenen Mitteln und schmalem Budget versucht die Stadt Starnberg, die Situation für Radfahrer zumindest stückchenweise zu verbessern.

Von Peter Haacke, Starnberg

Radfahren in Starnberg ist nichts für Feiglinge: Wer sich als Ortsunkundiger auf eine der Staatsstraßen oder die viel befahrene Bundesstraße 2 verirrt, muss schon mit gesundem Selbstbewusstsein gewappnet sein, um nicht unter die Räder zu geraten. Dass Fahrradfahren in der Kreisstadt defizitär ist, weiß man schon lange im Rathaus: Der Fahrrad-Klimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) 2020 bescheinigte Starnberg die Note 4,4, unter 415 Kommunen landete die Stadt lediglich auf Platz 382. In allen abgefragten Kategorien - von Abstellanlagen bis Sicherheit - ergaben sich erhebliche Mängel. Das soll perspektivisch anders werden, zumindest schrittweise: Unter Leitung von Bürgermeister Patrick Janik (CSU, UWG, SPD, BLS) will eine zehnköpfige Arbeitsgruppe die Verhältnisse zugunsten der Radfahrer verbessern. Der Umweltausschuss beschloss am Donnerstag nun erste Schritte: Auf der Hanfelder Straße gilt demnächst Tempo 30, drei Straßenabschnitte sollen als Fahrradzone ausgewiesen werden und auf einigen Strecken besteht für Radfahrer freie Wahl zwischen Gehweg oder Straße.

Die Gruppe aus Politik, Stadtverwaltung und Ehrenamt will "konkrete Maßnahmenpakete" eruieren und schrittweise umsetzen. Im Grundsatz sollen Sicherheit und Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer erhöht werden. Basis der Arbeit sind allerlei bereits erstellte Verkehrskonzepte; Zielvorgabe ist "mehr Komfort im Radverkehr durch ein lückenloses Radwegenetz". Doch was so ambitioniert klingt, hat ein entscheidendes Hemmnis: Die Kassen der Stadt sind leer. Grundsätzlich sind Fahrradschutzstreifen, Fahrradzonen, Gehwegverbreiterungen oder abgesenkte Bordsteine eine gute Sache. Doch mit bescheidenem Etat von 40000 Euro kommt man nicht allzu weit. Zudem mochte sich die Stadt bislang keinen Radverkehrsbeauftragten leisten, und die Verwaltung jammert schon lange über Kapazitätsengpässe.

Die Arbeitsgruppe hat vorerst dennoch das Beste aus der Sache gemacht und vier Projekte priorisiert, die kostengünstig und zeitnah noch in diesem Jahr umgesetzt werden sollen: Abgesehen von Tempo 30 auf der Hanfelder Straße - die Genehmigung des Landratsamtes liegt bereits vor - sollen drei Bereiche mittels Beschilderung und Piktogrammen zu Fahrradzonen werde: Von-der-Tann-Straße und Mühlbergstraße, der Bereich Uhde- und Perchastraße sowie ein kurzer Abschnitt der Josef-Jägerhuber-Straße zwischen Unterführung bis Einmündung zur Kaiser-Wilhelm-Straße. Das ist zwar nicht viel, aber immer noch besser als gar nichts. Der planerische Aufwand ist gering, zudem wird Autofahrern ein "Zonenbewusstsein" vermittelt. Damit nicht genug: Auch rund um die Kreuzung Gautinger, Petersbrunner und Leutstettener Straße, deren Bedeutung sich spätestens mit Beginn des B2-Tunnelbaus vollends entfalten dürfte, tut sich bald was: Fahrradfahrer dürfen dann wählen, ob sie auf der Straße oder dem Gehweg mit Zusatzbeschilderung "Radfahrer frei" fahren möchten. Bei einem gemeinsamen Geh- und Radweg wäre das nicht möglich. Für eine durchgängige Verbindung bis zur Rheinlandstraße muss jedoch noch ein kurzer Teilabschnitt in der Leutstettener Straße beim Supermarkt verbreitert werden. Entlang der Gautinger Straße soll es Fahrradschutzstreifen geben.

Der Umweltausschuss war sich am Donnerstag einig über den Beschlussvorschlag. Auch ADFC-Ortsvorsitzende Angelika Wahmke, die sich zunächst darüber beklagte, im Vorfeld nicht in die Planungen eingebunden worden zu sein, signalisierte angesichts der prekären Kassenlage der Stadt ihr Einverständnis - wohlwissend, dass dies nur ein Anfang sein kann für eine bessere Fahrradinfrastruktur und ein durchgängiges Radwegenetz. Einzig das "Bündnis Mitte Starnberg" versuchte trotzig, mit einem eilig zusammengeschusterten Antrag kurz vor Sitzungsbeginn noch mehr herauszuholen: Josef Pfister beantragte - in Stellvertretung für seine Gattin Eva - Tempo 30 am Söckinger Berg sowie Fahrradstreifen auf Riedeselstraße und Possenhofener Straße. Alle diese Punkte stehen perspektivisch jedoch ohnehin schon längst auf der Agenda und werden nun bis zur Sommerpause geprüft. Die Verwaltung wird "die weiteren Projekte aus der aktuellen Maßnahmenliste zur Abstimmung der Priorisierung für 2023" dann im Herbst erneut vorlegen. Alles Weitere wird eine Frage des Geldes sein.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: