Krieg in der Ukraine:"Ich war schon immer ein Tiermensch"

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Joanna Brosig sammelte alles, was Tiere in der Ukraine brauchen. (Foto: Georgine Treybal)

Joanna Brosig aus Gilching sammelt Transporttaschen und Futter für die Haustiere von Flüchtlingen.

Von Patrizia Steipe, Gilching

Hinter dem Haus von Joanna Brosig stapeln sich Transportboxen für Hunde und Katzen, Hundebetten, Schachteln mit Zubehör wie Leinen, Tierspielzeug, Leckerlis sowie Dosen- und säckeweise Trockenfutter. "Ich war schon immer ein Tiermensch", erklärt Brosig, die in Polen Zootechnik studiert hat und auch den Abschluss einer Tierpflegemeisterin hat. Angesichts der Bilder von verlassenen Haustieren in der Ukraine, von Tieren, die von ihren Besitzern in Eile in Taschen gesteckt wurden und von überfüllten Tierheimen in Polen und in der Ukraine beschloss die Gilchingerin, eine private Hilfsaktion zu starten. "Wenn ich nichts gemacht hätte, hätte ich ein schlechtes Gewissen gehabt", erklärt sie.

Einen ersten Transporter hat sie bereits nach Przemysl, einen polnischen Grenzort zur Ukraine, gebracht. Dort wurden die Spenden in einem großen Warenlager sortiert. Anschließend wurden sie von Hilfsorganisationen in die Ukraine gebracht und von dort weiterverteilt. Da gibt es zum Beispiel eine Tierärztin in Lwiw, die in ihrer Privatwohnung eine provisorische Tierklinik aufgemacht hat. Tierheime, die bereits vor dem Krieg schlecht ausgestattet waren, sind jetzt noch mehr betroffen. Haustiere von Flüchtenden werden an der Grenze vom Veterinär begutachtet. Dank der Spenden bekommen die Besitzer dann Futter, eine Transporttasche oder beispielsweise eine Leine für die Hauskatze, damit das Tier auf der Flucht nicht verloren geht. Brosig berichtet von dem kleinen Hund, der verängstigt mit einem Schild mit Aufschrift "ich durfte nicht mitkommen" am Bahnhof saß. "Viele Tiere sind traumatisiert", weiß sie. Um Tiere, die vorübergehend eine Pflegestelle benötigen, zu versorgen, steht sie mit Tierschützern und Tierheimen in Verbindung und sammelt Adressen von Helfern. Schließlich kämen mit jedem Zug 30 bis 40 Tiere mit - neben Hunden und Katzen auch Nager und Vögel. Nicht in jeder Unterkunft seien jedoch Tiere willkommen.

Brosig sucht außerdem einen Transporter und Fahrer oder Fahrerin. Am liebsten von einer Hilfsorganisation, dann sei alles einfacher. Vor Ostern soll es losgehen. Falls eine Genehmigung zum Tiertransport vorliege, könnten Tiere zur Vermittlung aus Polen geholt werden, "sofern ich hier einen Platz für sie gefunden habe". Jetzt hofft sie auf Sachspenden, die in Gilching am Brucker-Steig-Weg 2 abgegeben werden können. Unter joanna@brosig.de gibt es Informationen.

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