Krailling:Home-Office macht Neubau überflüssig

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Ursprünglich wollte die Kraillinger Firma EOS sich hier vergrößern. Nach der Corona-Pandemie änderte das Unternehmen seine Pläne, und die Gemeinde kaufte das Grundstück zurück. (Foto: Nila Thiel)

Das 3D-Drucker-Unternehmen Eos rückt von seinen Plänen für ein weiteres Bürogebäude ab. Die Gemeinde kauft das Grundstück zurück.

Von Carolin Fries, Krailling

Es sollte eines der modernsten und innovativsten Bürogebäude im Landkreis werden. Doch nun hat die Firma Eos ihre Erweiterungspläne in der Kraillinger Innovationsmeile (KIM) endgültig begraben. Anstatt auf 1,6 Hektar weitere Räume für die Forschung zu errichten, hat der Weltmarktführer im industriellen 3D-Druck die Fläche im Gewerbegebiet zurück an die Gemeinde verkauft. Durch die Corona-Pandemie hätten sich die Rahmenbedingungen geändert, erklärt Hella Langer, Geschäftsführerin der Eos-Grundstücksgesellschaft. Viele Mitarbeiter arbeiteten im Home-Office und wollten auch künftig in einer "Balance zwischen mobilem Arbeiten und Präsenz am Standort" tätig sein. Zusätzliche Büroflächen würden nicht mehr benötigt.

Die Gemeinde Krailling hatte bereits beim Verkauf der Fläche vor fünf Jahren vertraglich ein Rückkaufsrecht vereinbart, sollte Eos wider Erwartens nicht bauen. Vorsorglich wurden bei der Finanzplanung zu Beginn des Jahres 3,6 Millionen Euro als Kreditaufnahme eingeplant. Inzwischen hat der Gemeinderat dem Rückkauf der Gewerbefläche zum damals vereinbarten Kaufpreis zugestimmt - "ohne Ausgleich einer bis heute möglicherweise eingetretenen Wertsteigerung", wie Eos mitteilt. Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) bedauert die Entscheidung. Die Firma Eos gilt als das Aushängeschild der Gemeinde und ist einer der größten Gewerbesteuerzahler. Haux zeigt aber auch Verständnis: "Ich weiß durch intensive Kommunikation mit Frau Langer, dass es den Verantwortlichen nicht leichtgefallen ist, das lange geplante Neubauprojekt nicht zu realisieren." Geplant ist nun, die letzte freie Fläche in der KIM möglichst zeitnah an andere Gewerbetreibende zu verkaufen. Kämmerer Michael Aßmus sagte zu Beginn des Jahres, dies sollte im Falle eines Rückkaufs bis 2024 passieren.

Das Laser-Sinter-Unternehmen hatte sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich vergrößert, bereits 2014 und 2017 war der Hauptsitz am Robert-Stirling-Ring um zwei Neubauten erweitert worden. Aufgrund des "damals erheblichen Markt- und Mitarbeiterwachstums", habe sich abgezeichnet, dass man dennoch bald wieder an Grenzen stoßen würde. Deshalb war ein 34 Meter langes, 60 Meter breites und bis zu 18,50 Meter hohes Gebäude geplant, in dem bis 2023 insgesamt 750 neue Arbeitsplätze entstehen sollten. Die Belegschaft der Firma hätte sich damit verdoppelt. Nun macht das Unternehmen eine Rolle rückwärts. Ob es beim angekündigten Personalaufbau bleibt, lässt die Mitteilung offen, eine entsprechende Anfrage bleibt unbeantwortet. Langer beteuert lediglich, am Standort Krailling festhalten zu wollen, auch wenn nicht weiter gebaut wird. Man habe die Entscheidung "nach reiflicher Überlegung und in enger Abstimmung mit der Gemeinde Krailling getroffen".

Die Absage dürfte in Krailling auch positive Reaktionen auslösen, schließlich galt der Bau am Rand von Bannwald und Landschaftsschutzgebiet nicht als unproblematisch - auch wenn ein ökologisch hochwertiger Holzbau angedacht gewesen wäre. Insbesondere Kraillings Grüne hatten den Eingriff in die Natur stets als unverhältnismäßig bewertet, es würden damit Biotope zerstört und vom Aussterben bedrohte Arten verdrängt.

So lebt auf dem ehemaligen Pioniergelände im Kreuzlinger Forst unter anderem die streng geschützte Zauneidechse sowie das Wald-Wiesenvögelchen, ein vom Aussterben bedrohter Schmetterling. Voraussetzung für eine Bebauung wäre darum eine erfolgreiche Umsiedelung der bedrohten Arten gewesen.

© SZ vom 22.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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