Installation in Starnberg:Beschmierte "Wiege"

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Von falschen Voraussetzungen ist offenbar ein Unbekannter ausgegangen, der die "Wiege" mit dem Schriftzug "Steuerverschwendung" verunziert hat. (Foto: Marion Weiß)

Ein Unbekannter verunziert das schrille Kunstwerk - und die Vizebürgermeisterin ärgert sich. Die Installation bleibt weiter für Besucher gesperrt.

Von Sabine Bader, Starnberg

In der Nacht zum Mittwoch hat ein Unbekannter das leuchtend magentafarbene Kunstwerk nahe des Starnberger Seebahnhofs verunziert. "Steuerverschwendung" stand darauf am Mittwochmorgen zu lesen. Doch der Täter irrt: Hier wurde kein Steuergeld verschwendet und auch keines verwendet. Denn weder die Stadt noch der Landkreis haben das zeitlich befristete Kunstprojekt "Die Wiege von Starnberg" in Auftrag gegeben, sondern der Bauträger Ehret und Klein selbst, der auf diesem Gelände in eineinhalb Jahren ein Wohn- und Geschäftshaus plant.

"Wir haben hier einen höheren fünfstelligen Betrag für Kunst im öffentlichen Raum investiert", sagte Unternehmenssprecherin Kerstin Kruppok, als sie von der SZ vom beschmierten Kunstobjekt erfuhr. Von Steuergeld könne also keine Rede sein. Bereits zwei Stunden später entfernten auch schon Mitarbeiter von Ehret und Klein die unwillkommenen Lettern. "Der Künstler hatte uns in weiser Voraussicht schon vorab Magentafarbe zur Verfügung gestellt", sagte Kruppok.

Entsprechend tiefenentspannt reagierte der Pforzheimer Künstler Andreas Sarow am Mittwoch auf den unwillkommenen Schriftzug: "So etwas muss Kunst im öffentlichen Raum aushalten können." Starnbergs Vizebürgermeisterin Angelika Kammerl (CSU), die derzeit Rathauschef Patrick Janik (UWG) vertritt, zeigte sich hingegen verärgert: "Es ist schon eine Dreistigkeit, dass sich jemand an fremdem Eigentum vergreift." Erst Ende Juli waren im Schlossgarten ausgestellte Skulpturen der Künstlerin Renate Hofer zerstört und kurz darauf der Löwe an der Seepromenade beschmiert worden.

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Die nächtlichen Randalierer beschädigen sogar eine Steinskulptur - das Lieblingsstück der Künstlerin Renate Hofer. Die Stadt schaltet die Polizei ein.

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Die "Wiege" hatte von Anfang an unter keinem besonders guten Stern gestanden. Denn das Starnberger Landratsamt untersagte Ende April noch vor der offiziellen Einweihung die öffentliche Nutzung. Da laut Kreisbauamt sowohl TÜV-Gutachten, Standsicherheitsnachweis als auch Baugenehmigung fehlten. Seither ist das 43 Meter lange, elf Meter breite und zehn Meter hohe Holzplateau mit seinen 50 Stufen für Besucher gesperrt. Laut Kammerl ist jetzt das Landratsamt am Zug. Denn sie selbst habe den geänderten Bauantrag vor einigen Tagen unterschrieben und ihn an die Kreisbehörde weitergeleitet.

Persönlich findet Kammerl das Kunstprojekt gut, auch wenn darüber in Starnberg recht kontrovers diskutiert werde. Aber "schließlich sollte Kunst immer zu Diskussionen anregen und Denkanstöße geben", findet sie. In diesem Fall sei es dem Künstler in erster Linie darum gegangen, den Besuchern den See ins Bewusstsein zu rücken. "Das halte ich für legitim." Das Kunstwerk biete Besuchern die Möglichkeit, einen Blick zu erhaschen, den man später einmal auch vom neuen Gebäude aus haben werde, meinte Firmensprecherin Kruppok zur Intention.

Landratsamtssprecher Christian Kröck erklärte am Mittwoch sibyllinisch, die Behörde sei derzeit sowohl mit dem Antragsteller als auch mit der Stadt im Gespräch, um eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden. Wie diese aussehen könne, ließ Kröck offen. Fest steht indes: Das Betretungsverbot gelte vorerst weiter.

© SZ vom 26.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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