Ammersee:Sturmflut kommt Herrsching teuer zu stehen

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Die Sturmschäden am Ammersee sind erheblich, die Aufräumarbeiten dürften dauern. (Foto: Georgine Treybal)

Das Ausmaß der Überschwemmungen wird immer dramatischer: Nun befürchtet Bürgermeister Christian Schiller Kosten für die Gemeinde von bis zu einer Million Euro. Die Aufräumarbeiten dürften Monate dauern.

Von Armin Greune, Herrsching

"Viele Hände, schnelles Ende": Dieser Parole von Bürgermeister Christian Schiller folgend ist am Mittwoch der Herrschinger Bauhof in voller Mannschaftsstärke ausgerückt, um an der von Sturm und Hochwasser demolierten Uferpromenade erste Reparaturen durchzuführen. Alle zwölf Mitarbeiter des Bauhofs sind im Einsatz und haben dafür zum Teil ihren Winterurlaub unterbrochen.

Ihre Aufgabe ist zunächst, die notwendigsten Sicherungen zu errichten und einige größere Schwemmholzstämme zu entfernen. Aus dem Rathaus ergeht ein Appell an die Herrschinger, sich am "außerplanmäßigen Ramadama" zu beteiligen: Müllsäcke liegen dafür in der Gemeindeverwaltung bereit, gefüllte Beutel können neben den Müllsammelstellen der Promenade deponiert werden.

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Ein "schnelles Ende" der Räumarbeiten und Instandsetzungen sind trotzdem nicht zu erwarten. Nach einer ausführlichen Besichtigung am Mittwoch muss Schiller den Hoffnungen, dass die Uferpromenade bald wiederhergestellt ist, eine Absage erteilen: "Das wird Monate dauern". Und ein tiefes Loch in die Gemeindekasse reißen: Der Rathauschef befürchtet, dass sich die gesamten Kosten für die Kommune auf 500 000 bis eine Million Euro belaufen werden. 250 000 Euro müsse man allein für den Wiederaufbau der drei gemeindeeigenen Stege einkalkulieren, für die zudem ein zeitraubendes und aufwendiges Bebauungsplanverfahren erforderlich ist.

Auch für die auf mehreren Metern Länge eingerissene Ufermauer am Hotel "Seehof" muss die Gemeinde aufkommen, wie ein Telefonat mit der Schlösser- und Seenverwaltung ergeben hat: Das sei in den 1980er-Jahren so vertraglich festgelegt worden, auch wenn der Freistaat die Fläche dort ans Münchener Hofbräuhaus verpachtet habe, sagt Schiller. Das Loch, das der Wellenschlag zwischen Dampfersteg und Bootsverleih Stummbaum hinter die Uferbefestigung gerissen hat, konnten die Gemeindemitarbeiter hingegen bereits verfüllen und verdichten.

Doch die Beseitigung des tonnenweise angeschwemmten Kieses und Sandes wird mit Sicherheit länger dauern: Schiller zufolge müssen diese Ablagerungen händisch abgetragen und vorsortiert werden. Andernfalls könnte man das mit organischem Schwemmgut durchsetzte Material nicht wieder bei Bauarbeiten verwenden und es müsste als Sondermüll teuer entsorgt werden. Ein regelrechter Hügel aus Sand und Kies hat sich auch vor den Auslauf des Kienbachs geschoben: Hinter dieser fast einen Meter hohen Barriere staut sich der Bach an, die Bäume am Ufer stehen im Wasser, ihre Wurzeln sind teilweise unterspült.

Am Mittwochnachmittag war bereits ein Gutachter am Bach und an der Promenade unterwegs, der die Standsicherheit der Bäume genauer ins Auge nahm. Auch einige der ortsbildprägenden Weiden direkt am Ufer sind gefährdet: Ihre mächtigen Wurzelballen hat es fast völlig freigelegt, sie hängen nun über dem Wasser. Ein jüngerer Baum, der erst kürzlich nachgepflanzt worden ist, schwimmt mit Stumpf und Stiel ganz im Ammersee.

Noch immer ist das Gewässer der einzige Messpunkt südlich der Donau, für den der Hochwassernachrichtendienst Bayern (HND) eine Vorwarnung ausspricht. Der Pegel Stegen liegt noch immer 21 Zentimeter über Meldestufe 1. Wegen der Retentionswirkung des Sees erwarte man dort nur einen sehr langsamen Rückgang. Doch "in den kommenden Tagen ist von einer weiteren Entspannung der Lage auszugehen", meldet der HND. Diesen Optimismus teilt Schiller nicht. Im Gegenteil: Er befürchtet, das über Silvester eine erneute Sturmfront aus Westen zuschlagen könnte.

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