Ammersee-Ostufer:Baumschutz wird zur Vereinssache

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Sie sind der Vorstand des Vereins Pro Natur: (v.li.) Karl-Heinz Wirth, Karin Casaretto, Konrad Herz. (Foto: Nila Thiel)

Seit knapp zwei Jahren setzt sich "Pro Natur" für den Umwelt- und Naturschutz in Herrsching ein. Jetzt wird aus der Bürgerinitiative ein Verein.

Von Ann-Marlen Hoolt, Herrsching

Es war im Frühjahr 2023, da wurden in kurzer Zeit besonders viele Bäume in Herrsching gefällt. Beim Seehofparkplatz, am Kienbach, im Gebiet Am Fendlbach. Eine Gruppe Bürgerinnen und Bürger sorgte sich um den Baumbestand und gründete die Bürgerinitiative "Pro Natur Herrsching".

Inzwischen ist diese Bürgerinitiative in Herrsching etabliert. Sie hat mehr Mitglieder bekommen und sich wiederholt öffentlichkeitswirksam für den Natur- und Umweltschutz in der Gemeinde eingesetzt. Und seit Kurzem ist "Pro Natur" nun ein gemeinnütziger Verein.

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"Damit sind für uns vor allem finanzielle Vorteile verbunden", erklärt Karl-Heinz Wirth, der sich um die Kasse des neuen Vereins kümmert. "Wir können zum Beispiel jetzt Spendern endlich Quittungen ausstellen." Ansonsten soll aber alles beim Alten bleiben, das ist den Vereinsvorsitzenden Karin Casaretto und Konrad Herz wichtig. Auch als Verein werde sich "Pro Natur" für den Schutz der Natur in Herrsching engagieren. Erst einmal braucht es dafür aber noch ein paar mehr Vereinsmitglieder. "Pro Natur" wird dafür in dieser Woche Mitgliedsanträge an die rund 70 Menschen verschicken, die bisher Teil der Bürgerinitiative waren.

Die neue Vorsitzende Karin Casaretto war bisher Sprecherin der Bürgerinitiative. "Mich treibt der Klimawandel um", erzählt die Regisseurin. "Wir haben nur noch dieses Jahrzehnt Zeit, um das in den Griff zu bekommen." Deshalb möchte sie sich dafür einsetzen, dass versiegelte Flächen in Herrsching wieder renaturiert und Dächer, wo möglich, begrünt werden, im besten Fall mit Unterstützung der Gemeinde. Doch bisher hat "Pro Natur" das Gefühl, bei derartigen Vorschlägen nicht ausreichend gehört zu werden. Konrad Herz, zweiter Vorsitzender des Vereins, wünscht sich ein offeneres Ohr für seine Vorschläge in der Gemeinde, einen "offenen Prozess" an dem sich alle Bürger beteiligen können. Der Landschaftsarchitekt hat das Gefühl, dass der Umweltschutz häufig zu sehr politisiert werde. "Dabei ist es dem Baum doch egal, ob er von linker oder von rechter Seite gefällt wird."

Verein möchte mit den Parteien ins Gespräch kommen

Die gefällten Bäume, sie lassen "Pro Natur" weiterhin nicht los. Das liegt auch daran, dass das Thema in Herrsching in diesem Jahr omnipräsent war. Bis 2018 hatte die Gemeinde eine Baumschutzverordnung, die das Fällen von Bäumen auf privaten Grundstücken nur unter Auflagen zuließ. Nun wird in der Gemeinde ein Entwurf für eine neue Baumschutzverordnung erarbeitet. Das geht auf das Engagement von "Pro Natur" zurück, die als Bürgerinitiative rund 400 Unterschriften gesammelt hatte, um das Thema in den Gemeinderat einzubringen.

Für das vergangene Wochenende war in Herrsching eigentlich ein Bürgerentscheid anberaumt, den die Gemeinde nach einem Ratsbegehren der CSU organisiert hatte. Darin sollten die Bürgerinnen und Bürger abstimmen, ob sie eine Baumschutzverordnung für Herrsching wollen. Auch hier hatte sich "Pro Natur" engagiert, unter anderem Infomaterial an die Herrschinger verschickt und eine Podiumsdiskussion zum Thema organisiert. Der Bürgerentscheid allerdings musste kurzfristig abgesagt werden, weil er nicht mit der bayerischen Gemeindeordnung vereinbar war. Das war zunächst weder der Gemeinde noch dem Landratsamt aufgefallen.

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Daher gilt nun wieder der ursprüngliche Ratsbeschluss aus dem Frühjahr: Bis zum April 2024 soll ein Entwurf für eine Baumschutzverordnung erarbeitet werden. Doch das Thema hängt zurzeit in der Schwebe, denn der Arbeitskreis Umwelt, der damit beauftragt war, hat sich inzwischen aufgelöst. Und selbst wenn der Entwurf für die Verordnung steht, muss noch der Gemeinderat entscheiden, ob er auch angenommen wird - oder abgelehnt.

"Pro Natur" hat sich vorgenommen, weiter aktiv in der Gemeinde für eine Baumschutzverordnung zu werben. Der Verein hofft, bis zur Abstimmung über die Verordnung mit Fraktionen in Herrsching ins Gespräch kommen und Überzeugungsarbeit leisten zu können. Die Grünen und die Bürgergemeinschaft Herrsching sind bereits für eine Baumschutzverordnung, haben in der Vergangenheit auch an "Pro Natur" gespendet. Anders sieht es bei CSU, FDP und dem parteilosen Bürgermeister Christian Schiller aus. Sie würden den Schutz der Bäume in Herrsching lieber ohne die strengen Vorschriften und den nicht unerheblichen bürokratischen Verwaltungsaufwand regeln. Trotzdem rechnet sich "Pro Natur"- Vorsitzende Karin Casaretto gute Chancen aus: "Das Thema soll im Gespräch bleiben."

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