Herrschinger Segelclub:Neubau statt Sanierung

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Das Domizil des Herrschinger Segelclubs am Ammersee ist marode. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das knapp 50 Jahre alte Clubhaus des Vereins ist so marode, dass sich eine Reparatur nicht lohnt. Der Bauausschuss der Gemeinde befürwortet eine nachhaltig-moderne Neukonstruktion, die zumindest ein bisschen so aussieht wie das bisherige Holzgebäude.

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Fehlender Brandschutz, ein Befall der Zwischenwände mit Nagern und Ungeziefer, Pilze im Dachgeschoss, Wärmebrücken und nicht winterfest: Es war ein vernichtendes Urteil, das der TÜV Süd dem Clubhaus der Herrschinger Segler (HSC) nach einer Begutachtung des Bestands übermittelte. Dabei hatte der Vorstand eigentlich nur wissen wollen, wie das Gebäude aus den Siebzigerjahren nach einem Hagelschaden am besten saniert werden könne. Angesichts der Hiobsbotschaft und der Prognose, dass im Rahmen einer Sanierung weitere Mängel "wahrscheinlich" zutage kommen würden, hatten die Mitglieder des Segelclubs für einen Rückbau und Neubau gestimmt - so wie es auch der TÜV-Gutachter aus "Kostengründen, aus terminlicher Sicht und aus Gründen der Planbarkeit" empfohlen hatte. Den Bauantrag, der laut HSC-Vorstand Martin Boschert in Abstimmung mit der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung ausgearbeitet worden war, segnete der Herrschinger Bauausschuss nun mehrheitlich ab. Allerdings mussten die Segler versprechen, dass der Neubau ein wenig seines bisherigen Bootshauscharakters beibehält: Die Fassade soll eine Holzverschalung bekommen.

Das alte 23 Meter lange Clubhaus ist als Holzkonstruktion auf Pfählen errichtet, die in den Seegrund gerammt wurden. Die abgestellten Boote können dadurch bequem aus ihren Garagen in den See fahren. Das wird so bleiben. Für den Neubau planen die Architekten den Rückbau lediglich bis zur Unterkante der Untergeschossdecke. Zwar bleibt die Grundfläche gleich groß, das Haus soll aber statt Erdgeschoss plus ausgebautem Dachgeschoss nun zwei vollwertige Geschosse bekommen. Dafür müsse jedoch das neue Satteldach viel flacher sein als zuvor das hohe Walmdach. Die neue Wandhöhe würde sich dadurch zwar auf 7,10 Meter erhöhen, die Firsthöhe aber mit acht Metern um einen Meter niedriger sein als beim Altbestand. Das neue Segel-Clubhaus wird einen behindertengerechten Zugang und zeitgemäße Sanitäranlagen bekommen. Die bestehenden Toiletten im Durchgangsbereich und die beiden Duschen mit den engen Umkleidekabinen seien "grenzwertig", kritisierte Boschert. Den Neubau planen die Segler nachhaltig: Eine Wärmepumpe möchten sie in Verbindung mit einer Solaranlage zum Heizen verwenden. Die Solarenergie könnte zudem zum Laden von E-Booten und A-Fahrzeugen dienen. Dafür werden Ladesäulen aufgebaut.

Besonders wichtig ist dem Verein, dass das neue Clubhaus ganzjährig genutzt werden kann. Zwar wird nur im Sommer gesegelt, doch im Winter werden die Mitglieder segeltaktisch und theoretisch ausgebildet. "Die Grundlagen für erfolgreiches Segeln werden im Winter gelegt", so Boschert. Schließlich sei der HSC ein regattaorientierter Segelverein mit den drei Bereichen Freizeit-, Breiten- und Leistungssport. Ein großes Problem war bisher, dass die Segeljugend, die im Sommer bei Anfängerkursen auf dem See in den Sport hineingeschnuppert hatte, wegen fehlender Angebote im Winter häufig zu anderen Freizeitbeschäftigungen abgewandert sei. Der Club hatte früher deswegen bereits externe Sporträume angemietet. "Ein eigener Raum ist wichtig", versicherte Boschert und er stellte auch anderen Vereinen in Aussicht, dass sie den 100 Quadratmeter großen Multifunktions-Raum im Obergeschoss für Fitnesstraining, Versammlungen und Schulungen mitnutzen könnten.

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