Schuhplatteln:"Man muss sauber auf die Oberschenkel treffen"

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Der 1. Vorplattler Maximilian Ketterl (vorne) weiß, worauf es ankommt beim Volkstanz aus dem Ostalpenraum. (Foto: Arlet Ulfers)

Zum 111. Jubiläum des Trachtenvereins D'Würmlust-Stamm kommen 300 Teilnehmer zum Schuhplattl-Wettbewerb nach Gauting. Manche reisen extra aus den USA an.

Interview von Sylvia Böhm-Haimerl, Gauting

Mit einem umfangreichen Programm feiert der Trachtenverein D'Würmlust-Stamm Gauting sein 111. Jubiläum. Die Festwoche des Gautinger Trachtenvereins findet von Mittwoch, 17. Mai, bis Sonntag, 21. Mai, im Festzelt in der Leutstettener Straße in Gauting statt. Am Donnerstag, 18. Mai wird beim Preisplatteln um den Bayerischen Löwen getanzt. Der 1. Vorplattler Maximilian Ketterl über plattelnde Auswanderer, schottische Schläge und den Sportfaktor des Schuhtanzes.

SZ: Herr Ketterl, wie oft findet das Preisplatteln statt und warum gerade in Gauting?

Maximilian Ketterl: Der Bayerische Löwe wird von Vereinen bei deren Jubiläen ausgerichtet. Es ist ein Wettkampf der zehn am besten qualifizierten Tänzer und Tänzerinnen im jeweiligen Gau. In jeder der sieben Altersgruppen, von Kindern bis neun Jahren bis hin zur Ehrenklasse ab 60 Jahren, qualifizieren sich die drei besten Buam und die drei besten Dearndl.

Wo kommen die Teilnehmer am Preisplatteln her und wie viele nehmen teil?

Für das Preisplatteln am Donnerstag haben sich etwa 300 einzelne Tänzerinnen und Tänzer angemeldet sowie Gruppen. Die Teilnehmer kommen bis aus den USA. Es ist ein Trachtenverband von Auswanderern der zweiten oder dritten Generation. Um 9 Uhr wird ausgelost, welche Plattler wann starten. Gegen 18 Uhr wird das Ergebnis bekanntgegeben.

Nach welchen Kriterien werden die Teilnehmer bewertet?

Die Melodien sind gleich und die Plattler-Gestaltung ist frei. Auch, ob man in Festtracht oder Halbtracht antritt. Fehler, beispielsweise bei der Haltung oder beim Takt, werden mit Punkteabzug bewertet. Dafür gibt es feste Vorschriften. Der Plattler geht von einfach bis kompliziert. Bei den Dearndln werden Schrittwechsel und Körperhaltung bewertet oder ob sie die Kreislinie halten. Bei den Burschen wird beispielsweise die Lautstärke des Schlags beurteilt. Es gibt den Kreuzschlag auf die Sohlen oder die schnellen, schottischen Schläge. Man muss im Takt bleiben und sauber auf die Oberschenkel treffen. Es gibt keine bestimmte Fläche, aber es kommt auf den Klang an. Trifft der Bursch nicht richtig, ist der Schlag dumpf - und das hört man. Ich selbst ziehe zum Platteln eine Laponia-Lederhose aus Ziegenleder an, weil der Schlag heller ist als bei Hirschleder. Aber das ist sehr unterschiedlich und individuell.

Das Platteln sieht sehr anstrengend aus. Ist es Sport?

Als Bursch zumindest merkt man jedes Kilo, das man zu viel hat.

Wie beliebt ist Platteln bei der Jugend - gibt es genügend Nachwuchs?

Der Nachwuchs kommt hauptsächlich aus den eigenen Reihen. Die Kinder wachsen hinein und bilden den Grundstock. Wir tanzen im Seniorenheim, in Kindergärten und Schulen. Das macht uns bekannt. Interessierte dürfen nicht nur fragen, sie sollen sich auch trauen, uns anzusprechen. Die Tracht findet jeder toll und manche haben auch den Traum mitzumachen. Aber die wenigsten wollen sich verpflichten.

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