Gauting:Hoffnung zerschlagen

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Die Archäologie-Gesellschaft muss weiter nach einer neuen Bleibe mit mehr Platz für ihre Fundstücke suchen.

Blanche Mamer

GautingAuf neue Räume im alten Realschulgebäude in Gauting hatte die "Gesellschaft für Archäologie und Geschichte - Oberes Würmtal" jahrelang gehofft. Sehr zum Bedauern vom Vorsitzenden Hansjörg Hägele hat sich diese Möglichkeit jetzt zerschlagen. Auch das Quergebäude, ein Anbau der Realschule, komme nicht in Frage. Wie berichtet, plant die Gemeinde, einen Teil der Grundschule in die alte Realschule zu verlegen. "Wir brauchen andere Räume. Die Situation in unserem Depot in der Reismühler Straße ist auf Dauer nicht tragbar", klagte Hägele bei der jüngsten Mitgliederversammlung.

Kritisch prüfen muss Hobby-Archäologe Hans-Jörg Hägele nicht nur das Tränenfläschchen aus römischer Zeit, eines der knapp 200000 Fundstücke aus Gauting, sondern auch neue Quartiere für die Gesellschaft. Foto: Treybal. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Zum einen ist es viel zu eng. Bis unter die Decke sind die Räume vollgestapelt mit Hunderten von Kunststoffkisten und Kartons, die Fundstücke, Schmuck, Gebrauchsgegenstände und Scherben von den Ausgrabungen in Gauting seit den 1930er Jahren enthalten. Es gebe weder ausreichend Platz für Akten und die Dokumentation, noch könne hier eine Bibliothek mit Werken zu Geschichte und Archäologie eingerichtet werden, so Hägele. Doch noch gravierender war ein Wassereinbruch im Sommer 2010. Trotz Entfeuchter, der mehr als 200 Liter Wasser aufsaugte, sind die Wände nicht ganz trocken und das Raumklima alles andere als optimal. Ein großes Manko ist auch, dass Toiletten fehlen. "Wir müssen eine Alternative zur Realschule suchen. Denken Sie mit, helfen Sie mit!" beschwor Hägele die etwa 30 Anwesenden. Das Quergebäude der Realschule am Fuß der Hangkante eigne sich nicht wegen des Grundwassers, erläuterte er.

Trotz der widrigen Umstände war der Verein sehr aktiv: so wurden regelmäßig Führungen in der Villa Rustica südlich von Leutstetten organisiert, ein Jugendpreisausschreiben veranstaltet und eine Kooperation mit zwei Abiturklassen des Feodor-Lynen-Gymnasiums Planegg ermöglicht.

Eine Herausforderung bleibt die Finanzierung der wissenschaftlichen Publikationen. "Die meisten potentiellen Geldgeber fördern populärwissenschaftliche Bücher. Wir wollen jedoch eine wissenschaftliche Ausarbeitung, und da fehlt es an Sponsoren", bedauerte Hägele. Es sei aber dringend notwendig, aufzuarbeiten, was in Gauting gefunden wurde. Vermerkt seien allein 235 Fibeln und 457 Münzen. 523 Teile aus Grobkeramik werden derzeit bearbeitet, im März soll die Auswertung der Glasscherben starten.

Als vorbildlich bezeichnete Hägele das Engagement der verschiedenen Arbeitsgruppen. So ist der Friedhofsführer fertig, die Baudokumentation und die Fotodokumentation kommen gut voran. Auch die Bearbeitung des umfangreichen Materials zur Zeitgeschichte mache große Fortschritte. In 93 Arbeitsstunden seien zwölf Ordner mit Zeitzeugenaussagen zusammengestellt worden, berichtete Geschichtsprofessor Walter Fürnrohr. Vehement forderte er "einen öffentlichen Raum" für die Dokumentation der NS-Zeit. Bei seinem Ausblick auf 2012 riet Hägele, an der Führung durch die Ausstellung "Licht des Südens" am 3. März in der Archäologischen Staatssammlung teilzunehmen. "Eine gute Gelegenheit, die Gautinger Exponate aus Terra sigilata zu sehen, bevor das Museum schließt."

© SZ vom 07.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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