Gauting:Geschichten zum Durchhalten

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Mit Handy und Kinderbuch: Carola Bambas beim Video-Dreh im eigenen Garten. (Foto: Nila Thiel)

Die Schauspielerin Carola Bambas hat eine Online-Erzählreihe für Erwachsene und Kinder gestartet. Ihre Videos nimmt sie im Garten oder im nahen Wald auf, statt handfesten Tipps gibt sie nur Anregungen für schwere Zeiten.

Von Blanche Mamer, Gauting

Not macht erfinderisch sagt der Volksmund. Für die Schauspielerin, Theaterpädagogin und Geschichtenerzählerin Carola Bambas ist das so: Die Corona-Krise hat sie dazu gebracht, ihre Arbeit vom realen Leben in das virtuelle des Internets zu verlegen. "Als alle meine Engagements abgesagt wurden, gebuchte Erzählabende und Projekte in Schulen nicht stattfinden konnten und klar war, dass es wohl lange keine Auftritte geben werde, habe ich mir einen Weg gesucht, um weiter präsent zu sein und zu erzählen", sagt Carola Bambas, die mit ihrer Familie im Gautinger Ortsteil Hausen lebt.

Es sei ihr ein Bedürfnis gewesen, den Kontakt zu den Menschen zu halten, gerade in dieser Zeit der Isolation, deren Sehnsucht nach Geschichten ernst zu nehmen und Anstoß zum Nachdenken zu geben. Und darum macht sie jetzt ihr Projekt "Impulsgeschichten", wie sie ihre Erzählreihe nennt, die sie seit dem 16. März täglich übers Internet verbreitet, an diesem Freitag bereits zum 40. Mal. Impulsgeschichten, das sei ein feststehendes Genre. Ausgehend von kleinen Anekdoten gebe sie Anregungen und Anstöße für schwere Zeiten. Schon in der Frühzeit seien übers Geschichtenerzählen Weisheiten weitergegeben worden. Eine gute Geschichte bringe oft mehr als ein direkter Tipp oder Rat.

Von ihrer Berliner Großmutter habe sie die Liebe zum Geschichtenerzählen geerbt, sagt sie, genau so wie das Zuhören und Weitererzählen. "Für mich war es das Höchste, am Abend im kuscheligen Bett zu liegen, die warme beruhigende Stimme der Großmutter zu hören und mich in die Geschichten zu träumen, die sie erzählte", schreibt sie auf ihrer Homepage. Später hat sie Märchen- und Sagenbände verschlungen und noch später Theater spielen, Geschichten erfinden und weitergeben zum Beruf gemacht.

Jedenfalls ist sie sich sicher: "Ohne Corona hätte ich mich jetzt kaum mit dem Thema Online beschäftigt. Ich hätte einfach nicht die Zeit und Muße gehabt. Für mich hat die Corona-Pandemie also durchaus etwas positives gebracht", sagt sie am Telefon und lacht. Es war learning by doing. Schritt für Schritt habe sie sich in das ihr bis dahin doch eher unbekannte Medium eingearbeitet. Die Videos nehme sie selbst mit dem Handy auf, bei dem sonnigen Wetter auch gern im Garten oder auf einer Lichtung im nahen Wald. Das Einzige, was sie neu anschaffen musste, war ein Stativ.

Wenn anfangs mal Probleme auftaucht seien, habe sie auf die Unterstützung ihrer Söhne zählen können. Die beiden sind 19 und 16 Jahre alt, also die Generation der "digital natives". Das Feedback auf ihre Erzählungen zum Nachdenken sei ganz positiv, sagt sie. So habe ihr eine Familie, die sie aus einem Erzählseminar des Eltern-Kind-Programms kenne, mitgeteilt, dass sie sich nach dem Abendessen gemeinsam die tägliche Impulsgeschichte anhörten, quasi als Nachspeise.

Und wie einst ihre Oma erzählt Bambas auch Geschichten für Kinder, zu finden in ihrem Blog unter dem Stichwort "Der Märchenbaum". Am Donnerstag, dem Welttag des Buches, erzählte sie eine Geschichte aus dem Kinderbuch "Heule Eule!" von Paul Friester, illustriert von Philippe Goossens, das 2004 in dem Zürcher Verlag NordSüd erschienen ist. "Ich lese nicht vor, sondern erzähle, brauche dafür aber immer die Genehmigung durch den Buchverlag", sagt sie.

So sehr ihr die digitale Arbeit auch Spaß macht, so sehnt sie sich doch nach den Live-Auftritten und ihrem monatlichen Erzählsalon in ihrem Studio in Hausen. Der nächste ist für den 28. Mai geplant, doch ob er stattfinden kann, steht in den Sternen.

© SZ vom 24.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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