Ausstellung in Feldafing:Freundin der Farben

Lesezeit: 3 min

Ruth Kohler vor ihrem Bild "Rot". (Foto: Georgine Treybal)

Ruth Kohler stellt im ehemaligen Atelier von Gunter Radloff aus. Der Schau merkt man die Leidenschaft der 93-jährigen Malerin für Farben an.

Von Katja Sebald, Feldafing/Münsing

Draußen ist alles in trübes Wintergrau getaucht, drinnen findet die "Feier der Farbe" statt. Die Bilder der Münsinger Malerin Ruth Kohler lassen den Ausstellungsraum geradezu vibrieren. In einem wandfüllenden, mehrteiligen Gemälde sind alle vier Jahreszeiten gleichzeitig präsent. Und auch die Malerin strahlt inmitten der fulminanten Farbpracht. Kaum zu glauben, dass sie sich im Vorfeld so gegen diese Ausstellung gesträubt hat.

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"Die Buben haben mich überredet", sagt Ruth Kohler, die in diesem Jahr 93 Jahre alt geworden ist. Die "Buben" sind gestandene Männer in den Fünfzigern: Paul und Jacob Radloff haben, unterstützt von ihrer Schwester Julia, für ihre Großtante eine Ausstellung im spektakulär schönen ehemaligen Atelier ihres 2015 verstorbenen Vaters Gunter Radloff in Feldafing ausgerichtet. Die "Buben" haben sich um alles gekümmert, haben Bilder transportiert und aufgehängt. Bei der Vernissage begrüßen die Geschwister die Gäste und schenken Sekt aus. "Ich wollte eigentlich keine Ausstellungen mehr machen, für mich ist das alles viel zu aufregend", sagt Ruth Kohler. Dabei sieht sie wieder einmal unglaublich jung aus - und fast ein bisschen verschmitzt.

"Farbe ist mein Leben", sagt Kohler

Ruth Kohler wurde 1929 in Fürth geboren. In den 1950er Jahren studierte sie an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Franz Nagel, dessen Meisterschülerin und Assistentin sie auch war. Außerdem besuchte sie Kunstschulen in Florenz, Rom und Paris, wo sie unter anderem im Atelier von Fernand Léger hospitierte. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Kirchenmalerin und gestaltete Glasfenster in verschiedenen katholischen Kirchen. Von 1960 an lebte sie mehrere Jahre in Afrika. Sie war verheiratet mit dem Dokumentarfilmer Werner Prym, mit dem sie 1973 nach Münsing übersiedelte.

Eines der in Feldafing ausgestellten Bilder von Ruth Kohler: "Grün II". (Foto: Georgine Treybal)
Das Bild "Jahreszeiten" präsentiert sich gleich in vier Farben. (Foto: Georgine Treybal)

Während eines Aufenthalts in New York Ende der 1970er Jahre fand sie zur Abstraktion, es folgten jährliche Arbeitsaufenthalte in Chicago und eine regelmäßige Ausstellungstätigkeit in den USA. Die großformatigen, abstrakten Bilder von Ruth Kohler befinden sich in privaten wie öffentlichen Sammlungen. Fast dreißig Jahre lang hatte sie zusammen mit Gunter Radloff, der ihr Studienkollege und ein Neffe ihres Mannes war, eine weithin bekannte Malschule in Feldafing. Generationen von Künstlern aus dem Fünfseenland sind daraus hervorgegangen.

Bis heute arbeitet Ruth Kohler beinahe täglich im Atelier. "Farbe ist mein Leben", sagt sie. Daraus entsteht auch ihre Malerei: Frühling, Sommer, Herbst und Winter werden auf den vier Bildtafeln durch kräftige, gestische Farbklänge dargestellt. Leuchtendes Gelbgrün, das aus schneegrauem Grund wächst, steht für das Erwachen der Natur im Frühjahr. Ein flirrendes Orange symbolisiert die Sommersonne, ein warmes Rot das goldene Licht im Herbstlaub. Die Wintermonate schließlich werden mit einem eiskühlen Blau gemalt, das sich über erdige Töne legt. Die ungemein dynamischen Bilder von Kohler kommen ohne direkten Bezug zur Welt der Dinge und meistens auch ohne Titel aus, die Jahreszeitentafeln bilden hier eine Ausnahme.

Die großformatigen, abstrakten Bilder von Ruth Kohler bieten nichts Gegenständliches, nur Assoziationen. (Foto: Georgine Treybal)

Assoziationen zu blühenden Wiesen in den beiden Bildern mit dem Titel "Grün", zu Wasserflächen oder zum Blick auf die Alpenkette in einem mit "Blau" überschriebenen Gemälde, liegen einzig und allein im Auge des Betrachters. In der Mitte eines großen Bildes, das aus breiten vertikalen Pinselspuren in starkem Rot und dunklen, fast schwarzen Tönen besteht, scheint eine lichte hellblaue Fläche auf, die den Blick lenkt. Allen Bildern gemeinsam ist eine große Vitalität und eine verführerische Anziehungskraft.

Das gilt gleichermaßen für den eher grafisch gedachten Zyklus von Arbeiten auf Karton, die im Vorraum gezeigt werden. Die Serie "Chicago Loop", mit heftigen schwarzen Pinselstrichen vor allem Bewegung darstellend, hat Ruth Kohler der berühmten Hochbahn gewidmet, die das Zentrum der Metropole mit den Außenbezirken verbindet. Chicago, wo ihre Schwester mit ihrer Familie lebt, sei für sie eine zweite Heimat geworden, erläutert sie.

Und schließlich ist in der Feldafinger Ausstellung noch eine dritte Werkreihe zu sehen, die Ruth Kohler mit einem Augenzwinkern als ihre erfolgreichste bezeichnet: Unter dem Titel "Fotospaß mit Freunden" hat sie Porträts von Bekannten zu Collagen auf gemaltem Untergrund montiert und so für jeden eine passende Bildsituation geschaffen. Das kleine Büchlein, in dem diese Serie abgebildet ist, könne sie gar nicht oft genug nachdrucken lassen, berichtet die Malerin.

Die Feldafinger Ausstellung "Feier der Farbe" von Ruth Kohler ist noch am kommenden Wochenende, 10. und 11. Dezember, jeweils von 14 bis 18 Uhr in der Rat-Jung-Straße 22a zu sehen.

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