Durchwachsene Bilanz:Fischer klagen über leere Netze

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Während der Ertrag am Starnberger See zufriedenstellend ist, geht der Fang am Ammersee drastisch zurück.

Armin Greune

Während die Nachbarn am Starnberger See heuer zufriedenstellende Renkenerträge einfuhren, sind die Berufsfischer am Ammersee fast leer ausgegangen. Die Situation dort sei "sehr frustierend und mit den Schäden der Kormorane doppelt unerfreulich", meinte Manfred Klein vom Institut für Fischerei in Starnberg. Berufsfischer Willi Ernst klagte zudem über erhebliche Schäden, die die Ammerseeschiffahrt vor allem mit der "Herrsching" an den Netzen der Kollegen anrichte. In den neuen Pachtverträgen wolle der Freistaat die Entschädigungen dafür streichen.

Aidenried Ammersee Fischer Aidenried Ammersee Fischer am Vorabend Foto Georgine Treybal (Foto: STA)

Thematische Schwerpunkte des zweitägigen Seminars zur Fluss- und Seenfischerei waren gestern jedoch juristische und biologische Aspekte der Renkenproblematik. Wie Klein darstellte, lieferte die Versuchsfischerei in oberbayerischen Seen sehr unterschiedliche Daten über die Renkenbestände. Während sich am Chiemsee, Bodensee und Starnberger See ein "freundlicher Aufwärtstrend" abzeichne, blieben am Ammersee die Netze leer. So lieferten die drei erstgenannten Gewässer im Vorjahr Erträge von 10,7 bis 13 Kilogramm pro Hektar (kg/ha), der Ammersee hingegen nur 2,7 kg/ha- eine Ausbeute, die "heuer noch mal auf die Hälfte sinken wird", sagte Klein. Doch er will die Hoffnung auf eine Erholung des Bestands nicht aufgeben: Bereits in den Jahren 2001 bis 2004 war der Ertrag am Ammersee auf 2 kg/ha zurückgegangen, stieg dann bis 2007 auf 14,5 kg/ha, um seitdem wieder rasant zu fallen.

Die Ammerseefischer sehen als Hauptursache des Renkenschwunds den Kormoran an. Zumindest auf der politischen Ebene gäbe es für die Bekämpfung des räuberischen Vogels ermutigende Signale, berichtete Franz Geldhauser, Fischereireferent am Landwirtschaftsministerium. So habe der Bundestag kürzlich beschlossen, den Stellenwert des Fischartenschutzes zu erhöhen und den Brutvogelbestand des Kormorans zu reduzieren, um die Fischerei vor den gefräßigen Konkurrenten zu schützen. Allerdings bliebe abzuwarten, "wie der Beschluss in die Tat umzusetzen ist", meinte Geldhauser. Sicher war er hingegen, dass die neue EU-Richtlinie "der Fischerei auch nicht weiter helfen wird", weil die Kormoranjagd mit komplizierten Bedingungen verknüpft werde. In Bayern aber würden inzwischen 30 Allgemeinverfügungen den Abschuss regeln; ein Problem sei freilich, dass "die Jägerschaft noch mehr motiviert werden muss". Geldhauser stellte eine aktuelle Erhebung vor: Demnach sei im Freistaat die Zahl der Kormorane leicht gestiegen, nunmehr lebten dort 600 Brutpaare in elf Kolonien.

Zurück zu den Renken führte ein Referat, über die umstrittene Abgrenzung verschiedener Renkenarten. Nachdem vor zwei Jahren Berichte für Aufsehen sorgten, dass Arten wie Chiemseerenke oder Ammerseekilch vom Aussterben bedroht wären, hatte Gregor Schmidt am Institut in Starnberg die wissenschaftliche Literatur zum Thema durchforstet. Dort wurden bis zu 28 Arten beschrieben, die im Alpenraum vorkommen sollen. Weil aber die bayerischen Seen seit 130 Jahren mit Fischen aus unterschiedlichsten Herkünften besetzt werden, ließe sich die ursprüngliche Artenvielfalt kaum mehr von importierten Formen und deren Kreuzungen unterscheiden. So sei der Starnberger See ein "richtiger Schmelztiegel", fand Klein - was auch ein hiesiger Fischer bestätigen konnte: Dort sei "alles mögliche eingebracht worden", dennoch gingen ihm noch gelegentlich unverkennbare Blaufelchen vom Bodensee ins Netz.

© SZ vom 15.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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