Ammersee:Endlich wieder Töpfermarkt

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Der Töpfermarkt in den Dießener Seeanlagenbleibt im Hinblick auf den Publikumszuspruch eines der Top-Ereignisse: Rund 50 000 Besucher kommen zur Erstauflage nach Corona. (Foto: Arlet Ulfers/Starnberger SZ)

Fulminanter Auftakt bei Europas größtem Keramikmarkt in Dießen. 160 Kunsthandwerker aus 15 Ländern präsentieren ihre Arbeiten. Bei angenehmen Temperaturen herrscht an den Ständen dichtes Gedränge.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Dießen

Die Künstler auf dem Dießener Töpfermarkt können aufatmen. Schon vor der offiziellen Eröffnung am Donnerstag hatte es den Anschein, als wollten die Besucher nachholen, was sie in der Pandemie versäumt hatten. Nach zwei Corona bedingten Nullrunden herrschte dichtes Gedränge. Die Parkplätze waren voll und an den Ständen mit Fischsemmeln bildeten sich lange Schlangen. Auch die Biergartenplätze waren schnell besetzt, so dass die Besucher an den Stufen zum Seeufer eine Pause einlegten.

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Insgesamt 160 Keramiker aus 15 Ländern stellen hier noch bis zum Sonntag auf Europas größtem Töpfermarkt aus, der jedes Jahr bis zu 60 000 Besucher anzieht. Ob Rosenkugeln in allen Formen und Farben, lebensgroße Figuren - ein Aussteller hat sogar einen Kinderspielplatz aus Keramikfiguren aufgebaut - Vasen mit Gesichtern oder im Fünfziger Jahre Stil, Schüsseln in der Form eines Swimmingpools mit einer Meerjungfrau im Wasser, schwarze Raben, Engel oder Teufelchen für den Garten, bunte Schmetterlinge, Geschirr oder faszinierend-schimmernde Kunstobjekte - auf jedem Stand gibt es originelle Hingucker oder Motive für den Hobbyfotografen.

Auch bei den Aufführungen der Kinder-Tanzgruppe des Heimat- und Trachtenvereins D'Ammertaler Dießen/Sankt Georgen wurden die Handys gezückt. Traditionell legen die geladenen Gäste mit dem Schiff an. Neben Bundestags- und Landtagsabgeordneten sowie Bürgermeistern von Nachbargemeinden war auch Auguste Prinzessin von Bayern mit Familie unter den Prominenten vertreten. Sie habe mit ihr die Schule besucht, verriet Dießens Bürgermeisterin Sandra Perzal, bevor sie den Töpfermarkt als "Quelle der Inspiration" eröffnete. Nach Angaben des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst, Wolfgang Lösche, ist der Markt der umsatzstärkste in Deutschland. Er erklärte den Gästen, wie zum Beispiel die griechische Werkstatt Tsikalario Vorratsgefäße nach antikem Vorbild mit "traumwandlerischer Leichtigkeit" herstellt oder warum die Geschwindigkeit der Töpferscheibe so entscheidend ist für die Qualität der Keramik, wie etwa bei Astrid Schröder aus Finning. Ihre kleinen Kunstwerke sind aus so genanntem Weichporzellan, das auf der Drehscheibe gefertigt wird. Die Seladon-Glasur auf den Vasen und Kunstgefäßen schimmert in der Sonne wie Jade. Ein Mann streicht ganz vorsichtig an der klaren Form eines Gefäßes entlang. Es zeigt, dass diese Keramik etwas für Sammler ist. Schröder stellt schon seit dem ersten Töpfermarkt vor 22 Jahren aus und ist froh, dass die Veranstaltung endlich wieder stattfindet.

Für diese Tongefäße interessieren sich einige Besucher. (Foto: Arlet Ulfers/Arlet Ulfers)
Hier präsentiert German de Juana Keramik ihre Arbeiten. (Foto: Arlet Ulfers/Arlet Ulfers)
Dichtes Gedränge herrscht auch vor diesem Stand in den Seeanlagen. (Foto: Arlet Ulfers/Arlet Ulfers)

"Es ist wunderbar. Es ist so eine Freude und Begeisterung hier. Das spürt man bei den Besuchern", freut sich Regine Hohmann. Die Keramikerin aus Schondorf verwendet ebenfalls Seladon-Glasur für ihr Gebrauchsgeschirr. Die Schüsseln, Teller, Eierbecher und Servierplatten schimmern in einem sanften Graugrün. Der Arbeitsaufwand ist enorm und das Geschirr, das Kunstwerken ähnelt, ist nicht gerade billig. "Der Töpfermarkt ist der Dreh- und Angelpunkt. Ohne ihn kann ich einpacken", erklärt sie. Denn nach der zweijährigen Durststrecke seien ihre finanziellen Reserven aufgebraucht.

Keramikerin Dagmar Larasser aus Dießen kann den fulminanten Auftakt ebenfalls gut gebrauchen, zumal der Pavillon, in dem die Dießener Keramikkünstler ausstellen, ebenfalls während der Pandemie geschlossen war. In ihre Werkstatt hätten sich nur wenige Stammkunden verirrt, sagt sie. Doch hier am Markt sei es gleich in der Früh losgegangen. "So einen Start brauchen wir jetzt unbedingt", betont sie. Am Stand hat sie "glückliche Hühner" in schwarz-rot, Meerjungfrauen und Fische für den Garten sowie "Lieblingsstücke" ausgestellt. "Ich will klare Formen, die sind aber oft schwieriger zu machen", erklärt sie und zeigt auf eine flache, nur zwei Zentimeter hohe Vase. Nach der Glasur sprüht sie Farbe mit der Spritzpistole darüber, so dass eine kaum sichtbare, aber fühlbare eine Struktur entsteht. Auch diese Vase, die mit einer einzelnen Rose dekoriert ist, ist bei den Besuchen ein beliebtes Fotomotiv.

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